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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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langsam zum schmalen Weg, den er eher fühlen als sehen konnte. Die Aaskrähe flatterte unbeholfen über der Straße. Ein Pfeil hatte einen ihrer Flügel durchbohrt. Ein Lanzenreiter lag im Staub. Justen sah nicht zurück, als er bergauf kroch.
    Er glaubte nicht, dass das sarronnesische Bergvolk, so tapfer es auch sein mochte, die Lanzenreiter lange aufhalten konnte.
    Hinter Justen explodierte eine Feuerkugel auf der Straße.
    Blind tappte er weiter und entfernte sich nicht nur von Sarronnyn, sondern auch von den letzten Wasserstellen. Andererseits entfernte er sich aber auch von dem Weißen Magier, während er über den rasch schmaler werdenden Weg lief.
    Der Weg hörte nicht auf, sondern vereinigte sich zwischen zwei Hügeln mit einem trockenen Bachbett, in dem braunes Gras stand, und führte leicht bergauf.
    Justen erreichte den höchsten Punkt und versteckte sich hinter einem trockenen Kaktus, wo er den Licht-Schild fallen ließ.
    Drunten hatten sich die Lanzenreiter aus der Reichweite der Pfeile zurückgezogen und warteten.
    Einer der sarronnesischen Bogenschützen, die vor dem Braun und dem stumpfen Rot des Untergrundes kaum zu erkennen waren, legte den nächsten Pfeil ein und schoss.
    Aber sofort flog eine Feuerkugel den Weg zurück, den der Pfeil gekommen war.
    »Aaaaah … .« Der kreischende Bogenschütze brannte lichterloh, dann brach er als verkohlter Haufen zusammen.
    Ein weiterer Bogenschütze schoss einen Pfeil auf die Lanzenreiter ab, ohne dabei aber die Deckung der Felsblöcke zu verlassen.
    Die Feuerkugel, die zur Antwort abgeschossen wurde, schlug harmlos auf dem roten Sandstein ein.
    Justen nickte und zog sich bergab zurück. Da er nur eine einzige Aaskrähe gesehen hatte, mochte es eine Weile dauern, bis der Weiße Magier ihm die nächste nachschicken konnte. Er hoffte es jedenfalls.
    Unterhalb der Anhöhe blieb er stehen und trank einen großen Schluck aus der Wasserflasche, die er anschließend an seinem Gürtel befestigte. Nachdem er den Gurt der Deckenrolle etwas gelockert hatte, konnte er sich ihn über die Schulter hängen und die Rolle unter dem Arm pendeln lassen.
    Er blickte zu den grauen Hügeln vor ihm und hoffte, dass es eine Menge Kakteen gab, denn ob es ihm gefiel oder nicht, er war jetzt nach Naclos unterwegs. Justen machte sich keine Illusionen. Wahrscheinlich würde er unterwegs sterben. Aber Naclos bot ihm immerhin eine Chance und er hatte keinen Zweifel, dass er in den Hügeln von Sarronnyn nicht lange überleben würde. Vielleicht konnte er sich durch die Steinhügel schlagen, bis er das grüne Land von Naclos erreichte. Vielleicht hatte der Traum, seine Vision von der Druidin mit dem silbernen Haar, doch etwas zu bedeuten. Vielleicht.
    Schnaufend ging er weiter und forschte unablässig mit den Augen nach Pflanzen, die Wasser oder Nahrung versprachen.

 
LX
     
    D ie beiden Frauen mit den silbernen Haaren – die ältere war von der jüngeren nur durch die Dunkelheit hinter den Pupillen und die feinen, kaum sichtbaren Linien zu unterscheiden, die von den Winkeln der weisen Augen aus strahlten – standen einander an der Sandtafel gegenüber. Keine von ihnen sprach ein Wort.
    Die ältere Frau konzentrierte sich und aus dem Sand schälte sich eine kleine Nachbildung der Steinhügel heraus.
    Dann konzentrierte sich die jüngere Frau, deren Haar bis zu den Schultern reichte. Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn. Sie presste die Lippen zusammen und hielt die Augen geschlossen, aber die Hände hingen scheinbar völlig entspannt an ihrer Seite.
    Ein leichtes Lächeln spielte um die Lippen der älteren Frau, als sie die Bemühungen der jüngeren Frau beobachtete.
    Nach einer Weile geriet ein Teil der Reliefkarte in Bewegung und am nördlichen Rand erschien ein kleiner Turm aus Sand. Die Frau mit dem kürzeren Haar lächelte erfreut. »Da ist er.«
    Die andere nickte traurig und hob die Augenbrauen. »Er ist stark, aber ist er stark genug?«
    »Ich glaube schon«, erwiderte die jüngere Frau, »aber wir können natürlich nicht sicher sein. Erst wenn …«
    »Ja … nur wenige halten es in den Steinhügeln länger als ein paar Tage aus. Bist du sicher, dass du gehen willst?«
    »Ja«, antwortete die jüngere Frau. »Es ist meine Bestimmung und meine Pflicht.«
    Die ältere Frau atmete tief durch und die scharfen Konturen der Reliefkarte fielen in sich zusammen. »Deine Pflicht … es könnte lange dauern.«
    »Hast du es bereut, die deine auf dich genommen, zu haben? Ich habe

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