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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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meiste Zeit über benommen.
    Er hatte gehofft, dem trockenen Bachbett folgen zu können, bis er Wasser unter dem Sand spürte, aber das Wasser war entweder nicht da oder es war zu tief, um auf diese Weise aufgespürt zu werden. Als die geschwollenen Augenlider erst das eine und dann das andere Auge freigaben, bis er das Licht des Spätnachmittags sehen konnte, versuchte er, sich die Lippen zu befeuchten, aber die Zunge war trocken. Es gab einfach nicht genug Wasser und er hatte den Gürtel so eng schnallen müssen, dass seine Hose in alle Richtungen geflattert wäre, wenn es hier Wind gegeben hätte.
    Der Rücken tat ihm weh und über die Blasen an den Füßen oder im Gesicht dachte er lieber nicht weiter nach. Er kam auf die Knie und schaffte es, sich langsam aufzurichten. Dann schüttelte er die endgültig leere Wasserflasche und schnallte sich das Schwert mit der Scheide um die Hüften. Die Klinge war nützlich, um die Kakteen in Scheiben zu schneiden, denn sie war lang genug, dass er nicht mit den Dornen in Berührung kam, aber sowohl das Messer als auch die Klinge waren inzwischen klebrig und ließen sich auch durch noch so viel Wischen nicht mehr säubern.
    Er rollte die Decke so eng wie möglich zusammen und hängte sie sich über die Schulter, dann wanderte er flussabwärts oder wenigstens bergab weiter. Die Spuren im Sand verrieten ihm, dass dieses Bachbett tatsächlich irgendwann einmal Wasser geführt hatte. Flussabwärts zu gehen bedeutete zugleich, mehr oder weniger Richtung Süden und damit nach Naclos zu laufen. Ein Ende der steinigen Hänge und Täler war allerdings nirgends abzusehen.
    Während er lief, öffneten sich seine Augen allmählich immer weiter. Er suchte im Gehen nach Kakteen, die eher grün als grau waren. Die grüne Sorte enthielt mehr Wasser, war aber natürlich seltener. Doch in der Dämmerung waren nun weder ein grüner Kaktus noch ein Wasserlauf oder gar ein Wasserloch zu entdecken.
    Er schleppte sich weiter und versuchte immer wieder aufs Neue, mit seinen Sinnen Wasser zu finden, einen Beweis dafür, dass die Steinhügel doch kein so trockenes Gebiet waren, wie man es ihnen nachsagte. Inzwischen konnte er das Rascheln der Stachelratten und das Zischen und Klicken der roten Insekten mit den böse aussehenden Schwänzen unterscheiden. Selbst eine Stachelratte wäre jetzt ein willkommener Leckerbissen, aber die Nagetiere kamen ihm niemals nahe genug, um mit einem Stein oder der Klinge erlegt werden zu können.
    Der trockene Sand war einfach überall – in den Stiefeln, in den schwärenden Blasen, in den Ohren. Wo er nicht juckte, brannte er. Justen hielt an und schnitt eine Scheibe von einem grauen Kaktus ab, dem einzigen, den er finden konnte. Im Fruchtmark war kaum noch Feuchtigkeit. Er kaute und ging im Licht der Sterne langsam weiter.
    Schließlich sackte er an einem Felsblock mitten in dem Bachbett, das wahrscheinlich seit der Gründung von Recluce kein Wasser mehr geführt hatte, zusammen. Er ließ die Füße ausruhen und starrte abwesend auf einen dunklen Fleck auf einer Felsplatte neben dem trockenen Bachbett.
    Er ließ die Sinne zum Felsblock wandern, dann fuhr er auf, humpelte eilig hinüber und betastete das dunkle Moos. Moos? Er zog das Messer aus der Scheide, hielt inne und erforschte mit den Sinnen, so trügerisch sie in seiner Verfassung auch waren, die weiche Stelle, die bei Tageslicht grün gewesen wäre.
    Er öffnete die Wasserflasche und steckte den Deckel in seine Börse. Dann schnitt er vorsichtig, mit zitternden Fingern, die oberste Schicht Moos weg und legte einen schmalen Spalt frei. Er grub sich tiefer hinein, bis seine Finger feucht wurden. Gierig leckte er den Stein ab, ohne auf den schlammigen, moosigen Geschmack zu achten. Dann drückte er das Messer tiefer hinein und ein dünner Wasserfaden rieselte heraus. Er bückte sich und fing ihn mit dem Mund auf, weil er fürchtete, dass der Strahl sofort wieder versiegen würde. Er trank weiter, bis sein voller Magen keine Flüssigkeit mehr aufnehmen wollte.
    Dann hielt er die Flasche an den Stein, aber das Rinnsal lief an der Öffnung vorbei. Er schob das Messer tiefer in den Spalt; das Kratzen hallte laut durch das trockene Bachbett. Aber tatsächlich, jetzt sprudelte ein kleiner Wasserstrahl aus dem Stein heraus, gerade weit genug, dass er die Wasserflasche an den Stein halten und hören konnte, wie das Wasser hineinrieselte.
    Seine Finger zitterten, als die Flasche voll und zugestöpselt war, und er füllte

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