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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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ängstlich zurück.
    Justen zwang sich zu einem freundlichen Lächeln. »Ich wurde in Recluce geboren und erzogen und zum Ingenieur ausgebildet.«
    »Die Dunkelheit sei uns gnädig«, murmelte der Offizier. »Ein Glück, dass diese Leute den Kapitän mögen.«
    Justen sah dem Mann stirnrunzelnd nach, als dieser zum Achterdeck ging, wo der Kapitän die vorsichtige Fahrt aus der Bucht überwachte. Dann sah er wieder zur Pier, bis Dayala nur noch als kleiner Punkt auf dem dunkleren Stein zu erkennen war.
    Erst als die Nyessa die beiden Hügel und den Kanal zwischen ihnen weit hinter sich gelassen hatte, stiegen die ersten Rauchwolken aus den Schornsteinen. Kurz danach begannen die schweren Maschinen die Schaufelräder zu drehen und das brystanische Handelsschiff tuckerte über die beinahe spiegelglatte See nach Nordosten.
    Justen stieg aufs Achterdeck und stellte sich ans Heck. Immer noch spürte er die verflochtenen Stränge von … von irgendetwas, die nach Naclos führten. War es dies, was ihn zu einem Druiden machte? Dass er eine Druidin liebte und mit ihr verbunden war? Oder war es etwas noch Tieferes? Oder war er vielleicht überhaupt kein Druide?
    Schließlich drehte er sich um und betrachtete das Meer vor ihnen. Als von Südwesten her eine Brise aufkam, wurde die See zunehmend unruhiger.

 
XCVIII
     
    J usten hielt sich mit einer Hand an der Reling des Achterdecks fest, als die Nyessa gegen eine Welle anstürmte, dass der Bugspriet für einen Augenblick ganz verschwand. Grünes Wasser stürzte übers Deck und die Gischt spritzte fast bis zu Justen. Im fahlen Morgenlicht schien es, vom Rauschen der Wellen abgesehen, beinahe drückend still zu sein.
    Natürlich, dachte Justen nickend. Die Schaufelräder drehten sich nicht mehr, die Dampfmaschine war abgeschaltet. So lange der Wind hielt, brauchte der Kapitän keine Kohle zu verbrennen.
    »Aus Diehl heraus bekommt man immer einen guten Wind in den Rücken«, bemerkte der Zweite Maat. Er blieb einen Augenblick bei Justen stehen. Wind und Gischt hatten ihm das lange blonde Haar an den Kopf geklebt. »Meistens jedenfalls.« Er betrachtete Justens schwarze Kleidung. »Ich verstehe das nicht … Ihr seid ein Druide und trotzdem einer von diesen Magiern. Ich wusste noch gar nicht, dass man beides sein kann.«
    »Ich bin mir selbst nicht sicher, ob es möglich ist. Ich habe als Ingenieur begonnen … als Schmied. Irgendwie kam ich dann, als ich vor den Weißen in Sarronnyn geflohen bin, nach Naclos.«
    »Das war ja wohl wie aus dem Regenwetter ins Hafenbecken gesprungen.« Der Zweite Maat pfiff durch die Zähne. »Ich möchte wetten, dass Wesser Euch dankbar wäre, wenn Ihr einen Blick auf die Maschinen werfen könntet. Ihr kennt Euch doch mit Maschinen aus?«
    Justen nickte. »Mit den meisten, ja.« Wie lange war es her, dass er das letzte Mal mit Dampf und Turbinen und Schrauben, mit Gestängen und Kondensatoren gearbeitet hatte? Es musste mehr als ein Jahr her sein. Trotzdem betrachtete er sich immer noch als Ingenieur. Aber war er es wirklich noch? Konnte jemand, der den Großen Wald gefühlt und sich mit einer Druidin verbunden hatte – der vielleicht sogar selbst ein Druide geworden war – konnte so jemand noch ein Ingenieur sein?
    Als er an Dayala dachte, an ihre Wärme und ihre tiefe Stille, durchströmte ihn eine Woge von Trauer. Er schürzte die Lippen. Jetzt war er ein zweifach Verbannter: einmal aus Recluce und einmal aus Naclos. Doch im Grunde freute er sich nicht besonders darauf, nach Nylan zurückzukehren. Nur das Wiedersehen mit Gunnar, Elisabet und seinen Eltern wäre schön. Was aber konnte er Altara oder dem Rat berichten? Dass ihr Streben nach der Ordnung aus der Sicht der Ehrwürdigen im Grunde ebenso falsch war wie das Streben der Weißen Magier in Fairhaven nach dem Chaos?
    Wer würde ihm Glauben schenken? Und doch, er würde nicht lügen können.
    Sein Magen knurrte.
    Wieder schwappte eine große Welle über das Vorschiff. Unten auf dem Deck wickelten zwei Matrosen, das hereinbrechende Wasser ignorierend, Taue auf, während ein weiterer mit sicheren Bewegungen den Hauptmast hochkletterte. Auf der anderen Seite des Achterdecks trieb eine breitschultrige Frau den Sicherungsstift einer Winde mit einem Hammer ins Loch.
    Wieder knurrte Justens Magen. Er richtete sich auf und wandte sich zur Mannschaftsmesse, die sich unter der Brücke befand. Der Raum war kaum doppelt so groß wie die Kabine, in der Justen zusammen mit dem Dritten Maat

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