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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Gleichgewicht … und du bist ein Druide.«
    Er schluckte, als ihm die Worte des alten Engels wieder einfielen: »Du hast nicht um Trost gebeten. Du hast um Weisheit gebeten.« Ja, er hatte um Weisheit gebeten. Er hatte wissen wollen, was getan werden musste, damit die Welt nicht aus den Fugen geriet. Er hatte aber nicht darum gebeten, von dem einzigen Menschen getrennt zu werden, der …
    »Wir können auf ein langes Leben hoffen, Justen. Aber würdest du jemals glücklich werden, wenn ganz Candar von den Weißen Magiern unterworfen und das Meer von den Schwarzen Magiern beherrscht würde?«
    »Nein.«
    Dayala lächelte traurig und schwieg einen Augenblick, ehe sie weitersprach. »Morgen wirst du einfach zum Hafen hinuntergehen. Diera wird dem Kapitän erklären, dass er dich nach Recluce bringen soll. Die Brystaner legen auf ihren Fahrten ohnehin meistens in Recluce an.« Dayala sah zum Hafen und wich Justens Blicken aus. »Wir haben auch eine Ladung Lorkenholz, das sie in Recluce mit gutem Gewinn abstoßen können.«
    Justen nickte. Nach allem, was er gehört hatte, verwendeten die meisten Handwerker außerhalb von Recluce nur ungern Lorkenholz, obwohl es stark und fest war und eine schöne, schwarze Farbe hatte.
    »Diesen Abend haben wir noch für uns.« Er nahm ihre Hand.
    »Den Abend haben wir noch.« Sie drückte begierig seine Finger.

 
XCVII
     
    D ie schwarze Hose und das Hemd fühlten sich fremd an, als er Hand in Hand mit Dayala durch den Hafen zur Pier wanderte.
    »Hast du die Steine?«
    Justen nickte.
    »Versuche, ein paar davon so lange wie möglich aufzusparen. Ich kann dir den Grund nicht nennen, aber ich habe das Gefühl, dass du sie später noch brauchen wirst.« Sie drückte seine Hand.
    »Ich vertraue deinen Gefühlen.«
    »Dann vertraue ihnen auch so weit, dass du den richtigen Augenblick erkennst, um zurückzukommen.«
    Er erwiderte den Druck ihrer Hand und ging weiter zum Ende der Pier, wo nur ein einziges Schiff festgemacht war. Justen konnte spüren, dass die Maschine noch kalt war, aber die Matrosen waren bei der Arbeit und schienen zu wissen, was sie taten.
    Die brystanische Flagge, eine Sonne über einer Eisscholle, flatterte am Fahnenmast und auf dem Bug des Schiffes stand in goldenen Lettern der Name: N YESSA .
    Die Reling war erst vor kurzem lackiert worden, die Messingteile glänzten makellos.
    Sie blieben vor der Laufplanke stehen und Justen umarmte Dayala ein letztes Mal. Sie küssten sich noch einmal, eine lange Vereinigung unter Tränen und mit salzig schmeckenden Lippen. Noch einen Augenblick, nachdem sie sich aus dem Kuss gelöst hatten, hielten sie sich bei den Händen, bis Justen schließlich den ersten Schritt tat und den Tornister auf seinem Rücken zurechtrückte. Dann ging er die Laufplanke hinauf.
    »Ihr seid dann also der geehrte Passagier?«, fragte der vierschrötige, mit einer grünen Jacke bekleidete Mann, der oben stand.
    »Justen.« Der Druide und Ingenieur nickte freundlich. »Soweit ich weiß, hat die Hafenmeisterin bereits alles Nötige wegen meiner Überfahrt mit Euch abgesprochen.«
    »Bikelat, Zweiter Maat«, antwortete der Offizier. »Ja, sie hat alles mit uns abgesprochen. Für die Fracht, die sie uns mitgegeben hat, würde Kapitän Gaffhi Euch bis nach Hamor befördern.« Der Offizier blickte zwischen Justen und Dayala, die noch unten auf der Pier stand, hin und her. »Ich weiß ja nicht, was Ihr gemacht habt, aber eigentlich will ich es auch nicht wissen.« Er hielt inne. »So, und jetzt tretet mal zur Seite, Ser. Wir haben nur noch auf Euch gewartet.«
    Als Justen ihm Platz machte und sich ein Stück zur Seite bewegte, um noch einmal zu Dayala zu schauen, rief der Offizier: »Setzt die Segel! Wir stechen in See!«
    Sogleich zogen zwei kräftige Matrosen, ein Mann und eine Frau, die Laufplanke hoch, während sich droben schon die Segel blähten.
    »Leinen los!«
    Justens und Dayalas Blicke begegneten sich ein letztes Mal und für einen kurzen Moment waren sie wieder vereint.
    »So eine Frau würde ich um keinen Preis allein lassen, Bursche.« Der Zweite Maat gesellte sich kopfschüttelnd wieder zu Justen.
    »Ich hab’s mir auch nicht freiwillig ausgesucht.« Justens Kehle wurde eng, als er die grüne Wasserfläche, die ihn von Dayala trennte, größer werden sah. Lebewohl … Liebste …
    Sie legte die Finger auf die Lippen. Ich bin bei dir … immer und überall …
    »Ihr seid einer von ihnen, was? Ihr redet mit ihr …« Der Zweite Maat wich

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