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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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aus unser eigenen Tasche. Lebensmittel und andere Waren können wir ja nur hier vor Ort kaufen. Oh, und die Kaufleute wurden natürlich ausgenommen.«
    Justen nippte an seinem zweiten Bier. Irgendwie schien die Vorstellung, dass es in Recluce Steuern gab, so unwirklich wie Dayalas Arbeit mit den Schachteln in Naclos, als er zum ersten Mal davon gehört hatte. »Es scheint mir, seit unserer Expedition nach Sarronnyn hat sich nichts verändert, nur dass im nächsten Frühling das Gleiche in Suthya passieren wird.«
    »Nein, das wird es nicht, denn der Rat wird das nächste Mal nicht einmal Freiwillige schicken. Sie werden nur die Hände ringen«, widersprach Altara.
    »Ist es so schlimm?«, fragte Gunnar. »Aber besonders erfolgreich waren wir ja wirklich nicht.«
    »Ganz im Gegenteil. Du und Justen, ihr zwei habt ganz allein fast zwei Heere vernichtet und die Weißen beinahe ein Jahr lang aufgehalten. Und trotzdem meinen alle, wir könnten nichts tun.« Altara nahm ihren Becher in die Hand. »Ich bin beinahe so weit, dass ich anfangen könnte, Bier oder Branntwein zu trinken.«
    Justen schauderte, als er an Krytella, Clerve und die tote Eiserne Gardistin dachte. »Es gibt zu viel Ordnung und zu wenig Chaos …«, murmelte er.
    »Zu viel Ordnung und zu wenig Chaos?«, fragte Gunnar.
    Justen zuckte mit den Achseln. »Eine der älteren Druidinnen hat es gesagt. Ich denke manchmal darüber nach.« Ein Stich und ein Lichtblitz fuhren durch seinen Schädel. »Ich denke sogar sehr oft darüber nach.«
    Altara und Gunnar wechselten einen Blick.
    »Du hast noch nicht erklärt, wie du von Rybatta nach Diehl und wieder hierher gekommen bist und warum es so lange gedauert hat«, drängte Gunnar ihn.
    »Ich bin mit dem Boot flussabwärts gefahren, aber bevor es dazu kam, ist eine Menge geschehen …« Justen beschrieb Rybatta und erzählte vom Zusammenleben der Menschen in Naclos.
    Altara atmete langsam aus, als er zu sprechen begann, und Gunnar lehnte sich bequem zurück und hörte schweigend zu.
    Wieder vermied Justen es, über die Zwänge zu sprechen, die der Große Wald ausüben konnte, und seine Verbindung mit Dayala ließ er ebenso außen vor wie seine Gefühle, was das Ungleichgewicht der Ordnung betraf.
    In gewisser Weise würde es in Recluce sehr einsam werden, dachte Justen. Sehr, sehr einsam.

 
CI
     
    J usten öffnete die Tür. Nichts hatte sich verändert.
    Die Öllampe stand noch in der Ecke des Schreibtisches und auf der Bronze oder dem Glas war kein einziges Staubkörnchen zu sehen. Nur das schmale Bett sah etwas anders aus, denn Decke und Laken waren ordentlich am Fußende zusammengefaltet, statt auf der Matratze ausgebreitet.
    Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen und den Tornister aufs Bett gelegt hatte, ging Justen zum Fenster und öffnete erst die inneren Fensterläden und dann das Fenster selbst, damit der Herbstwind flüsternd durch die abgestandene Luft seines alten Zimmers streichen konnte.
    Er öffnete den Tornister und nahm das halbe Dutzend kleiner Schachteln heraus, die ihm noch geblieben waren. Alle waren in die weichen, papierähnlichen Blätter eingewickelt, die man in Naclos zum Verpacken von Waren benutzte. Er stellte die noch eingepackten Schachteln nebeneinander an den Rand des Schreibtisches. Seine Finger kribbelten, als er das glatte Holz der letzten Schachtel berührte, wo das Blatt sie nicht völlig bedeckte. Die Maserung erzählte ihm von silbernem Haar, langen Fingern und grünen Augen.
    Eine Weile stand Justen mit geschlossenen Augen vor dem Schreibtisch. Dann holte er tief Luft und sortierte seine persönlichen Habseligkeiten: das Rasiermesser, das er bei Yual geschmiedet hatte, etwas Seife aus Rybatta, ein weiches Tuch für das Gesicht, ein kleiner, mit Bronze gerahmter Spiegel.
    Er schüttelte die braune Hose und das Hemd aus, die aus einem weicheren Tuch bestanden als die schwarzen Sachen, die er jetzt wieder trug, und hängte sie an die Haken im Kleiderschrank. Der Tornister kam unten in den Schrank, wo auch für Stiefel – falls er irgendwann wieder schwarze Stiefel haben würde – noch Platz war.
    Nachdem er die Türen des hohen Schrankes geschlossen hatte, ging er zum kleinen Bücherregal und nahm das Mancala-Brett und die Schachtel mit den schwarzen und weißen Spielsteinen zur Hand. Dann stellte er das Brett zur Seite und betrachtete die Scharniere und das Holz. Er war sich deutlich bewusst, dass auch die beste Handwerkskunst immer noch eine Art von Gewalt darstellte,

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