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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Daskin scharf an.
    »Aber es ist so langweilig. Die Sachen, die weiter hinten kommen, sind viel interessanter. Ich kann es kaum erwarten, damit anzufangen.« Der Junge wand sich unbehaglich auf dem Lederkissen und heftete den Blick schließlich auf den polierten Boden aus grauem Stein.
    »Hast du etwa schon auf eigene Faust etwas probiert?« Justens Blick wurde noch bohrender.
    Daskin lief rot an.
    »Und es hat nicht funktioniert, nicht wahr?«
    »Ich bin ja noch nicht erwachsen … noch nicht vollständig ausgebildet.«
    »Daskin …«, ermahnte Justen den Jungen mit leiser Stimme. »Nicht jeder kann ein Ordnungs-Meister werden. Und manche brauchen Jahre, bis sie es gelernt haben.«
    »Ihr wollt es mich einfach nicht lehren.«
    »Sei nicht albern, Daskin. Er wird bezahlt, damit er dich ausbildet.« Jyll warf das lange schwarze Haar mit einer geübten Geste über die Schulter zurück.
    Norah rieb abwesend einen glatten, grauen Kummerstein mit den Fingern und starrte ins Leere, während sie ihre Sinne auf die Wolken über Nylan richtete.
    »Warum müssen wir das alles überhaupt lernen, wenn am Ende doch nicht jeder ein Ordnungs-Meister werden kann? Es ist so langweilig!« Daskin warf das schwarz gebundene Buch auf den Boden.
    »Jetzt kannst du was erleben!«, flüsterte Jyll.
    »Das ist mir egal. Es ist stupide. Es ist langweilig und … und ich hasse es.«
    »Es wird den ganzen Tag und die ganze Nacht und vielleicht auch noch morgen regnen«, verkündete Norah. Das Funkeln ihrer Augen verriet, dass sie mit den Gedanken jetzt wieder ganz im Klassenraum war.
    »Wie kommt es, dass die dumme alte Norah die Wolken findet und ich nicht?« Tränen kullerten Daskin aus den Augen.
    Justen kniete sich vor den Jungen. »Jeder Mensch ist anders, Daskin. Mein Bruder kann die Wolken über Lydiar finden und mit den Winden spielen, die auf dem Dach der Welt wehen. Ich kann das nicht. Ich kann dafür Dinge schmieden und mit Schwarzem Eisen arbeiten. Aber jedes Mal, wenn Gunnar einen Hammer in die Hand nimmt, fürchten wir, er könnte sich sämtliche Finger zerquetschen. Dorrins Bruder war ein gewöhnlicher Fischer, aber ohne seinen Bruder hätte Dorrin Nylan nicht gründen können. Wir müssen das tun, was wir tun können.« Der Ingenieur klopfte dem Jungen auf die Schulter.
    »Es ist trotzdem stupide«, murmelte Daskin, aber er wischte sich tapfer das Gesicht mit dem Ärmel trocken und hob das Buch wieder auf.
    »Lies den ersten Teil noch einmal. Wir sehen uns dann morgen.«
    Daskin trödelte zur Tür und schlurfte hinter Jyll her, die als Erste hinausgelaufen war. Justen steckte seine eigene Ausgabe der Basis der Ordnung in den Rucksack, den er lieber nahm als den Tornister, den viele der älteren Ingenieure bevorzugten.
    »Der Regen wird nicht aufhören«, wiederholte Norah.
    Justen lächelte verlegen. »Entschuldige, Norah. Ich hätte dir schon längst antworten sollen. Du bist sehr begabt, wenn es darum geht, das Wetter zu beobachten, und du kannst dich wirklich darüber freuen, dass es dir so gut gelingt.«
    »Es könnte noch geschlagene zwei Tage regnen.«
    »Wir werden sehen. Du kannst das inzwischen jedenfalls schon besser als ich.«
    »Wirklich?« Norah stand auf und rieb ihren Kummerstein.
    Justen nickte. »Ich bin Ingenieur, kein Luft-Magier. Ich kann dafür Schwarzes Eisen machen und Raketen herstellen, und auch Teile für Maschinen und Kanonen.«
    »Ich mag die Wolken, besonders die dicken Regenwolken.« Norah beugte sich vor und hob ihren Rucksack auf. Der schwere braune Leinensack, abgewetzt, rissig und fleckig, war fast neu gewesen, als das Mädchen vor einer Jahreszeit zum ersten Mal in Justens Unterricht gekommen war. »Was sollen wir jetzt lesen?«
    »Noch einmal das Vorwort.«
    »Das ist so wenig greifbar wie die dünnen Wolken.« Norah schwang den Rucksack über die Schulter und bewegte sich halb laufend und halb hüpfend zur Tür. Dort blieb sie noch einmal stehen und drehte sich um. »Auf Wiedersehen, Magister Justen.« Damit verschwand sie.
    Justen schüttelte den Kopf. Warum waren eigentlich alle Luft-Magier so … er suchte nach dem richtigen Wort, bis ihm bewusst wurde, dass die Worte ›wenig greifbare‹ die Norah gebraucht hatte, eigentlich recht gut passten. Selbst Gunnar war manchmal schwer zu greifen, als wäre er innerlich überhaupt nicht an dem Ort, an dem er sich aufhielt. Aber andererseits, wer konnte schon sagen, wo ein Luft-Magier sich gerade herumtrieb?
    Justen schnaubte, schloss seinen

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