Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
Rucksack und legte die schweren Lederkissen auf den Tisch, ehe er seinen dunkelgrauen Regenmantel vom Haken neben der Tür nahm. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, ging er das halbe Dutzend Stufen hinunter und durch den tiefer gelegenen Gang zur Treppe des Westflügels.
    Dort nahm er zwei Stufen auf einmal. Der Geruch nach Hammeleintopf drang aus dem Speisesaal der älteren Studenten, unter denen sich viele befanden, die zu Dorrins Zeiten ins Exil geschickt worden wären.
    Bevor er in den Regen hinaustrat, streifte Justen sich den dunkelgrauen Regenmantel über, zog aber nicht die Kapuze über den Kopf. Den Pfützen auf der Straße vorsichtig ausweichend, ging er bergab zur Großen Werkstatt.
    Der weiche, warme Regen kleisterte ihm das Haar auf den Kopf und als er die vier Steinstufen zum Gebäude hinaufstieg, schwitzte er sogar ein wenig. Auf der weitläufigen Veranda blieb er stehen und strich sich mit dem linken Handrücken das Wasser aus dem Gesicht. Dann trat er die Stiefel an den Binsenmatten ab, bevor er in den Vorraum ging, in dem die offenen Spinde mit den Schurzen, Handschuhen und Arbeitskleidern der Ingenieure aufgestellt waren.
    Justen zog sich die Jacke und das gute Hemd aus, das er beim Unterricht getragen hatte, und hängte beides in einen Spind. Dann holte er sich den Lederschurz, band ihn sich um die Hüften und ging durch einen Bogengang und einen Flur zum kleinen Schmiedefeuer in der rechten hinteren Ecke der Werkstatt. Clerve, sein Lehrling, war schon mit Bolzenschneiden beschäftigt.
    Justen grinste. Er hasste es, Bolzen herzustellen. Die Schneidemaschinen erleichterten zwar die Arbeit, aber das Schneiden der Gewinde auf der Drehbank war trotzdem noch sehr mühsam. Die Muttern in die richtige Form zu bringen war sogar noch schwieriger.
    »Wie lange wird es wohl dauern, bis du die neuen Verdampfer entwickelt hast?«, fragte Warin, während er sich mit dem Unterarm eine Strähne des viel zu langen, feinen Haars aus der Stirn wischte.
    Justen verzog nachdenklich das Gesicht. »Wenn wir verhindern könnten, dass auf der Seite, wo der Dampf gekühlt wird, das ganze System verrostet, wären wir einen großen Schritt weiter. Aber dort bilden sich viel zu schnell Lecks.«
    Auf den zwei neuesten Schwarzen Schiffen wurden Verdampfer eingesetzt, die das nötige Süßwasser aus Meerwasser herstellten, aber die Brüder auf den beiden Schiffen – einer war Pendak – mussten mehr Zeit und Ordnungs-Kräfte darauf verwenden, die Verdampfer in Gang zu halten, als es bei allen anderen Anlagen einschließlich der neuen Turbinen notwendig war.
    »Viel Glück.« Warin wandte sich wieder zur Fräse um, an der er gearbeitet hatte.
    »Danke.«
    Clerve unterbrach seine Arbeit am Amboss und schaute fragend zu Justen.
    »Ja … du kannst jetzt mit den Bolzen aufhören«, sagte Justen zu ihm. »Leg die Pläne dort auf das Brett.« Er nickte zum schräg gestellten Zeichenbrett, das ein Stück weiter neben dem Schmiedeofen stand. Dann ging er zu seiner Werkbank und überprüfte sein Werkzeug.
    Als Clerve die Zeichnungen der Verdampfer ausgebreitet hatte, überprüfte Justen das Hebezeug und den Kran, an dem der Verdampfer hing, und ließ das runde Gerät aus Schwarzem Eisen zwei Ellen herab, bis die untere Krümmung der Kugel weniger als eine Elle über dem gestampften Lehmboden hing. Er maß die Lücke, in die der Dampfabscheider eingebaut werden sollte, mit dem Greifzirkel, stellte den Zirkel fest und setzte ihn auf die Zeichnung, die im Maßstab eins zu eins angefertigt worden war. Die Lücke unter dem Flansch, wo der Dampfabscheider fixiert werden sollte, war eine Zehntelspanne kleiner als die Maße auf der Zeichnung. Justen nickte. Wahrscheinlich hatte sich das Eisen beim Erkalten stärker zusammengezogen als berechnet. So etwas kam öfter vor. Nun hing alles davon ab, dass sie das Ausmaß, in dem sich der Dampfabscheider zusammenziehen würde, richtig vorausberechneten.
    Clerve sah Justen zu, als dieser ein zweites Mal nachmaß.
    »Wir brauchen eine Platte von einer halben Spanne Dicke und zwei Ellen im Quadrat Größe.« Als Clerve sich zum Lager aufmachte, um die Platte zu holen, rief Justen ihm hinterher: »Nimm einen Karren. Die Platte wiegt viereinhalb Stein.«
    »Ja, Ser.«
    Während er darauf wartete, dass sein Lehrling zurückkehrte, gab Justen noch etwas Kohle ins Schmiedefeuer, stellte mit dem langen Eisenstab die Luftzufuhr nach und betätigte langsam den Blasebalg. Dann vergewisserte er

Weitere Kostenlose Bücher