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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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sich, dass die Kanne mit Kühlwasser gefüllt war. Es wäre einfacher gewesen, mit Holzkohle zu arbeiten, aber sie mussten Steinkohle nehmen, weil Recluce nicht genug Wälder hatte, um die Nachfrage nach Holzkohle zu befriedigen. So verwendeten die Schmiede in den Städten Holzkohle, während die Ingenieure trotz der hohen Frachtkosten Steinkohle aus Nordla oder Sarronnyn bezogen.
    Justen beobachtete die glühenden Kohlen. Wenigstens war es nicht nötig geworden, eine Platte aus der alten Hyel einzuschmelzen. Genau genommen waren es nicht nur die Mächtigen Zehn, sondern sogar die Mächtigen Elf. Das älteste Kriegsschiff lag allerdings seeuntüchtig im Hafen, wo es abgetakelt und eingeschmolzen wurde, wenn für neue Kriegsschiffe Material gebraucht wurde.
    Der Karren bewegte sich quietschend über den Boden. Clerve hatte sich ein Ledergeschirr genommen, um ihn leichter ziehen zu können.
    Justen atmete tief durch, stellte den Greifzirkel nach und übertrug die Maße auf die Eisenplatte. Mit einem leichten Hammer und einem Meißel zeichnete er die Linien vor. »So … und jetzt ziehe den Kran herüber …«
    Clerve brachte den Kran über dem Schmiedefeuer in die richtige Position.
    »Langsam jetzt …«, warnte Justen ihn, während sie die schwere Platte über das Schmiedefeuer bugsierten.
    Danach musste Justen die Schneideplatte auf dem Amboss in die richtige Stellung bringen. Er wischte sich die Stirn mit der Außenseite des Unterarms ab. So wie es lief, würden sie wahrscheinlich eine halbe Jahreszeit brauchen, um auch nur einen einzigen Verdampfer fertig zu stellen. Aber sie hatten es nicht eilig. Die neue Hyel sollte frühestens in vier Jahren vom Stapel laufen.
    Nachdem er sich vergewissert hatte, dass die speziell angefertigten Gesenke am großen Amboss bereitlagen, überprüfte er die Temperatur des Eisens, bis der Bereich, den er markiert hatte, zuerst dunkelrot und dann allmählich heller zu glühen begann. Justen wartete, bis das Eisen an der Schnittlinie orangerot oder sogar fast schon weißglühend war, ehe er Clerve zunickte. Sie schwenkten die Platte herüber und ließen sie auf den Amboss sinken.
    Mit gleichmäßigen Hammerschlägen spaltete Justen das Eisen längs der Körnung.
    »Alles klar.« Der Ingenieur und sein Gehilfe nahmen den Kran, um die Platte wieder anzuheben, zu drehen und noch einmal ins Feuer zu befördern. »Als Nächstes müssen wir quer schneiden.«
    »Wie oft müssen wir denn das Eisen wieder aufheizen?«, fragte Clerve.
    »Ich hoffe, nur noch zweimal.«
    Wieder beobachtete Justen die Verfärbung des Eisens, dann nickte er und zog mit seinem Gehilfen zusammen das Eisen wieder über die Schneideplatte.
    »Ich habe mich geirrt. Wir müssen es noch ein drittes Mal machen«, fügte der Ingenieur hinzu, als sie das Eisen noch einmal über das Schmiedefeuer schoben.
    Zwei Durchgänge später lag ein längliches Stück Eisen, das eine Seitenwand des Verdampfers bilden sollte, auf der Schneideplatte. Justen legte es mit Hilfe einer schweren Zange auf die Ziegelsteine hinter dem Schmiedefeuer. Das Stück durfte nicht zu schnell abkühlen.
    Dann stellten sie die Klammern auf der Schneideplatte nach und Justen maß noch einmal das Metall ab, um den zweiten Schnitt anzubringen.
    »Warum nehmen wir eigentlich nicht die große Blechschere?«, wollte Clerve wissen.
    Justen grinste. »Hast du es schon wieder vergessen?«
    Er schwenkte noch einmal das Schmiedestück über das Feuer.
    Clerve errötete. »Es kommt mir so albern vor.«
    Justen beobachtete eine Weile schweigend das Eisen, dann nickte er. Einige Augenblicke später lag das orange-weiß glühende Stück wieder auf der Schneideplatte und Justens Hammer hob und senkte sich gleichmäßig, bis das Eisen ein weiteres Mal ins Schmiedefeuer gelegt werden musste.
    »Der Grund dafür, dass wir bei Maschinenteilen keine Scheren verwenden, ist überhaupt nicht albern. Es ist einfach die Frage, was am besten funktioniert. Wenn du das Eisen mit einer Schere schneidest, verdrehst du die Körnung zu sehr. Das gleiche Problem haben wir beim Gusseisen oder sogar bei Stahl. Und für Schwarzes Eisen braucht man Schmiedeeisen.«
    »Angeblich können die Nordlaner Stahl machen, der fast so gut ist wie Schwarzes Eisen«, wandte Clerve ein.
    »Fast so gut ist immer noch nicht genauso gut.«
    Sie schwenkten das Eisenstück wieder auf die Schneideplatte und Justen nahm den Hammer in die Hand. »Dieses Mal geht es etwas besser. Wir müssen es nur zweimal ins

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