Krieg der Ordnung
keineswegs vom Chaos getrieben war. Jedenfalls nicht stärker, als es bei einem gesunden Jungen mit entsprechenden Bedürfnissen der Fall war.
»Ich glaube nicht, vielen Dank.« Krytella strahlte ihn an, und obwohl das Lächeln alles andere als echt war, zwinkerte der Junge noch einmal, ehe er sich verneigte und sich zurückzog.
»Hier ist wirklich einiges anders als daheim«, bemerkte Gunnar.
»Ich kann gut verstehen, dass Creslin nicht herkommen wollte«, nahm Justen die Heilerin auf den Arm.
»Wenn du es so siehst … nun ja«, erwiderte Krytella nachdenklich. »Aber ich glaube, ich bin einfach nur froh, dass wir auf der Seite der Legende stehen.«
»Stehen wir wirklich dort?«, gab Justen zurück.
Die Soldatin, die allein am Tisch saß, stellte den dritten Krug zur Seite, stand auf und ging übertrieben vorsichtig durch die offene Tür auf den Platz hinaus. Der Schankbursche holte die drei Krüge und die Münzen, die neben ihnen lagen.
»Das will ich doch hoffen.« Krytella senkte die Stimme. »Die Sarronnesen konnten die Weißen nicht aufhalten und deshalb haben sie darum gebeten, dass Firbek und die Marineinfanteristen auf der nördlichen Straße, die nach Mitteltal führt, zu ihnen stoßen. Ich wollte mich ihnen mit dir und Justen eigentlich anschließen, aber Ninca ist der Ansicht, dass jemand hier bleiben muss.«
»Ich habe nicht einmal die Gelegenheit bekommen, mich für das eine oder das andere zu entscheiden«, sagte Justen trocken. »Und bisher konnte mir noch niemand verraten, was ich hier eigentlich zu suchen habe, abgesehen davon, dass ich mir irgendetwas überlegen soll, das helfen könnte, den Angriff der Weißen zurückzuschlagen. Gunnar hier kann wenigstens die Winde dazu nutzen, um die Positionen der Weißen auszuspionieren oder einen Nebel aufziehen zu lassen oder so.«
»Ich bin sicher, dass du noch deine Aufgabe finden wirst, Justen. Dorrin war in dieser Hinsicht sehr erfolgreich«, beruhigte Krytella ihn.
»Das ist schon Jahrhunderte her. Wer weiß schon, wie erfolgreich er wirklich war?«
»Das klingt aber ausgesprochen skeptisch, Bruderherz.«
»Ich bin immer skeptisch, wenn es um Legenden und Geschichten über alte Helden geht.«
Das Scharren der Stühle unterbrach ihr leises Gespräch. Die beiden Händlerinnen hatten sich von ihrem Tisch erhoben und gingen hinaus. Justen sah sich in der leeren Schankstube um. Jetzt waren nur noch er und seine Gefährten da – und natürlich der Schankbursche mit den langen Wimpern, der in der Tür des Hinterzimmers wartete. »Die anderen sind alle gegangen.«
»Ich bin fertig«, sagte Krytella. »Ich hoffe nur, deine Eindrücke von Sarron waren den viel zu teuren Rotbeerensaft wert.«
»Wahrscheinlich nicht.« Gunnar trank seinen Becher aus.
»Das Bier war nicht übel«, meinte Justen. »Bitter, aber nicht übel.«
»Wie kannst du nur so etwas trinken …«, murmelte Gunnar.
Die Heilerin schüttelte den Kopf, sagte aber nichts dazu und ignorierte nun auch das einladende Lächeln und die angestrengt arbeitenden Wimpern des Burschen.
Nur eine Handvoll Händler waren noch draußen auf dem Platz vor dem Silberschild zu sehen und selbst sie waren schon dabei, ihre Waren in Kisten und Rucksäcke zu packen, als die drei zum Haupttor zurückkehrten. Die Teppichhändler hatten ihre Waren zu langen, schweren Rollen zusammengelegt. Zwar war der Wagen der Gerberei schon lange fort, aber Justen konnte immer noch die Lösungsmittel und den Dung riechen, als sie an der versperrten Tür des Lederwarengeschäfts vorbeikamen.
Die Wächter am Tor schenkten den dreien, die Sarron verließen, kaum einen Blick. Draußen auf der Straße liefen sie hinter einem leeren Bauernkarren, der von einem alten Klepper gezogen wurde.
Gunnar sprang zur Seite, um einem Haufen frischer Pferdeäpfel auszuweichen. »Es ist keine gute Idee, direkt hinter Pferden zu wandern.«
»Zu Fuß sicher nicht.« Justen schauderte, als er wieder die Ausstrahlung des Chaos spürte, die hinter den hellen, rosafarbenen Granitwänden von Sarron zu lauern schien. Es kam ihm vor, als würde ein viel zu früher, winterlicher Nebel aus den Westhörnern herabwallen und das grüne Land zudecken.
»Ist dir kalt? Du wirst doch nicht krank werden, oder?«, fragte Krytella.
»Wenn du dich zu sehr um mich kümmerst, könnte das leicht geschehen.« Er zwang sich zu einem verschlagenen Grinsen, das ihm aber sofort verging, als er den besorgten Gesichtsausdruck seines Bruders sah.
Irgendwo in der
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