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Krieg der Sänger

Krieg der Sänger

Titel: Krieg der Sänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Löhr
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Frauengemächer auf. Als er die Spinnstube betrat und die Damen
aufblickten, stockten nacheinander sämtliche Spinnräder, bis das Surren
vollständig verklungen war. Die Landgräfin war nicht zugegen. In einer
Fensternische saß Konrad und spielte die Harfe, um sein Asyl bei den Damen abzugelten.
Auch er ließ die Hände sinken, als er den Besuch bemerkte. Biterolf bat ihn
nach draußen.
    Auf dem Gang offenbarte ihm Biterolf sowohl den Fund des
Richtschwerts als auch die Hintergründe des Komplotts und vertraute ihm sein
Vorhaben an, Heinrich in der kommenden Nacht aus dem Kerker zu befreien und mit
ihm zu fliehen. Konrad solle sich zur Nacht hin rüsten, seine Siebensachen und
seinen Esel bereithalten, ohne Aufsehen zu erregen, und Biterolf, wenn er bis
dahin nichts von ihm hörte, gegen Mitternacht bei der Stallung treffen.
    Konrad war sichtbar wenig darauf erpicht, die Sicherheit der
Frauengemächer zu verlassen, um in einem übereilten Handstreich Hermann von
Thüringen und die Wartburg herauszufordern – umso mehr, als Biterolf auf seine
diversen Folgefragen die Flucht betreffend keine Antwort wusste. Im strengen
Flüsterton erinnerte Biterolf den Singerknaben an die Treue gegenüber seinem
Dienstherrn, bis dieser keinen Einwand mehr erhob.
    Endlich fand Biterolf auch Agnes wieder, auf dem Hof im Schatten des
Bergfriedes. »Man hat das Schwert gefunden«, sagte sie matt, bevor er sprechen
konnte. »Irgendein Herumtreiber hatte es gefunden und mitgenommen. Heinrich ist
verloren.«
    »Nein, das ist er nicht«, erwiderte Biterolf. »Wir befreien ihn. Bis
morgen sind wir mit ihm über alle Berge.« Verstohlen sah sich Agnes auf dem Hof
um, wo zahlreiche Menschen Zeugen ihres Gesprächs wurden. »Sieh dich nicht um.
Sie werden denken, ich halte um deine Hand an«, beruhigte Biterolf sie. »Du
hattest recht mit deinem Verdacht, Agnes: Heinrich wurde geködert und
betrogen.«
    »Wird uns jemand dabei helfen, Heinrich zu befreien?«
    »Konrad. Und wen immer wir noch finden, dem entweder der Ofterdinger
am Herzen liegt oder die Wahrheit.« Biterolf bat sie, jene Männer des Gesindes
anzusprechen, die ihr vertrauenswürdig und rebellisch genug erschienen, sich
auf ihre Seite zu schlagen, und zählte ihr auch die Namen der Tierdarsteller
auf, die die Wahrheit direkt aus Reinmars Mund erfahren hatten. »Ich will
währenddessen versuchen, Walther für unsere Sache zu gewinnen.«
    »Walther hasst Heinrich.«
    »Aber Reinmar hasst er noch mehr. Und der hat ihm zusammen mit dem
Landgrafen eine wertlose Krone aufgesetzt. Wir treffen uns gegen Mitternacht
mit Waffen und deinen Nachschlüsseln bei den Pferden. Wir werden unbeobachtet
sein. Niemand traut sich während der Zwölften nachts in den Stall.«
    »Ich habe Angst.«
    »Das fällt mir schwer zu glauben«, entgegnete Biterolf. »Es ist
keine Angst, es ist Aufregung. Ich spüre es auch.« Er nahm ihre Hände in die
seinen. »Du hast nichts zu verlieren, hast du gesagt. Es wird gelingen. Vertrau
mir. Das Torhaus und die Zugbrücke sind die einzigen ernsthaften Hindernisse.
Sobald wir unten in Eisenach sind, versorgen uns deine Freunde dort mit
Proviant und Pferden, sollten wir noch welche benötigen, und weisen uns einen
schnellen und verborgenen Weg aus Thüringen. Wir werden unsterblich. Heinrich
von Ofterdingen wird uns zum Dank unsterblich machen.«
    »Was ist mit dir geschehen?«, fragte sie und beäugte ihn. »Du
klingst so verwandelt. Von deiner Stimme einmal abgesehen.«
    »Ich fühle mich auch verwandelt.«
    Abermals sah sich Agnes im Hof um. »Wenn sie denken sollen, du
würdest um meine Hand anhalten … wäre es doch hilfreich, wenn ich dir jetzt
einen Kuss gäbe, oder nicht?«
    Biterolf nickte linkisch. Sie küsste ihn lange genug, dass der Kuss
von allen wahrgenommen wurde. Dann trennten sie sich.
    Auf dem Weg zur Vogtei kam ihm Egenolf von Bendeleben entgegen und
schlug ihm im Passieren die Faust in die Seite. Biterolf erschrak, aber Egenolf
grinste. Es war kein Angriff gewesen, sondern ein freundliches Zeichen von
Anerkennung und Anteilnahme dafür, dass die schöne Agnes Biterolf erhört hatte.
    Anders als Wolfram hatte sich Walther auf seinen Aufbruch am
nächsten Tag noch nicht vorbereitet. Noch immer hatte ihn das seltsame Phlegma
nicht verlassen, das nach der Auflösung des Sängerwettstreits von ihm Besitz
ergriffen hatte. In einer Kohleschale schwelten wohlduftende Sandelholzspäne
vor sich hin, und Walther schien ebenso träge und vergeistigt wie

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