Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krieg der Sänger

Krieg der Sänger

Titel: Krieg der Sänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Löhr
Vom Netzwerk:
Alten nachhing, rührte
sich der Landgraf. »Heinrich von Ofterdingen wird sterben, das ist Gesetz«,
sagte er. »Nichts kann mich umstimmen. Wir sind auf diesem Weg schon zu weit
gegangen, als dass wir jetzt noch umkehren könnten. Und dennoch will ich diesen
letzten Schritt nur ungern gegen deinen Widerstand tun, Walther. Du musst unser
Vorhaben nicht gutheißen, aber du kannst es dulden.«
    »Dulden heißt in diesem Falle gutheißen.«
    »Was wäre die Alternative? Willst du dich gegen mich auflehnen?
Willst du den aussichtslosen Versuch unternehmen, ihn aus seiner Lage zu
befreien, und damit riskieren, dass der undankbare Ofterdinger dich auch den
Rest seines langen Lebens noch mit Hohn überzieht?«
    Walther gab keine Antwort. Die drei Männer ließen ihn schweigen.
Allmählich wurde jedoch der Schreiber unruhig, und schließlich konnte er die
Frage, die ihn seit Beginn des Gespräches umgetrieben hatte, nicht länger
zurückhalten.

30 . DEZEMBER
    Agnes hatte unter den Bewohnern der Burg zwei Mitstreiter
gewonnen für das halsbrecherische Vorhaben, Heinrich von Ofterdingen von der
Wartburg zu schaffen: Rumolt, einen der drei Fischer, und den Küchengehilfen
Gregor, der in der Nacht der sprechenden Tiere den Hund gegeben hatte. Gregor
schloss sich ihrer Sache an, weil das Komplott gegen den Ofterdinger ihn
empörte. Rumolt war dabei, weil Heinrichs Auftritt in der Küche ihn für diesen
eingenommen hatte und weil er seinen Herrn, den Landgrafen, hasste. Beides
waren kräftige Burschen, aber gerüstet waren sie nicht. Ihre Bewaffnung bestand
aus Küchenmessern, aus der Axt des Fleischhauers und einer alten, schadhaften
Armbrust, die sie irgendwo aufgetan hatten. Weder Biterolf noch Konrad hatten
entbehrliche Waffen, die sie ihnen hätten überlassen können. Walther blieb
ihrer nächtlichen Zusammenkunft fern.
    Im Grunde genommen war es ein lächerlicher Haufen, der dort
Heerschau im Halbdunkel hielt und die Schweine und Ziegen bei ihrer Nachtruhe
störte: zwei Knechte, ein Musikant und eine Frau, die sich unter der Führung
eines stimmlosen Feldherrn daranmachten, Thüringens stärkste Festung zu
knacken. Man kam überein, ein letztes stummes Gebet für das Gelingen ihres
Überfalls zu sprechen, und kniete nieder im Mist.
    Mindestens einer der fünf hatte offenbar dafür gebetet, irgendetwas
möge sie vor ihrem selbstmörderischen Unterfangen bewahren, denn noch vor
Abschluss ihrer Andacht flog die Tür zum Stall auf, und drei Männer in schwerer
Rüstung und mit blanken Schwertern traten ein. Eine Wolke von Schneeflocken
stob ihnen voraus. Biterolfs Leute sprangen auf die Beine und zogen ihre
ungleichen Waffen. Ein paar Atemzüge standen sich die beiden Gruppen gegenüber,
bis Biterolf den gegnerischen Anführer unter dem Helm erkannte.
    »Das darf nicht wahr sein«, keuchte er. »Ihr wollt Euch nicht wirklich
in unseren Weg stellen.«
    »Wie bitte? Du bist noch immer kaum zu verstehen.«
    »Ihr wollt uns wirklich aufhalten?«, fragte Biterolf etwas lauter.
    »Nein«, antwortete Wolfram. »Friedrich, Johann: Holt die Taschen.
Und macht die verdammte Tür zu.«
    Wolframs Knappe und sein Singerknabe folgten dem Befehl, brachten
das Gepäck, die Schilde und weitere Waffen in den Stall und verschlossen die
Tür wieder vor dem Sturm, der draußen tobte. Dann begannen sie, die
Satteltaschen auf den Rücken ihrer Pferde zu befestigen. Biterolfs Truppe sah
ihnen sprachlos dabei zu.
    »Zumindest das Wetter ist auf unserer Seite«, sagte Wolfram und
schüttelte sich. »Teufel, es schneit nicht von oben nach unten, sondern von
rechts nach links. – Ihr seid was? Zu fünft?«
    Biterolf nickte.
    »Das ist nicht viel. Weiß sonst noch jemand davon?«
    »Walther. Aber offensichtlich kommt er nicht.«
    Wolfram zog ein Gesicht. »Natürlich kommt er nicht. Er ist Hermanns
Lehnsmann. Äußerst unklug, gerade ihn zu fragen.«
    »Wenn Ihr gleich zugesagt hättet, anstatt mich zu belehren, hätte
ich nicht zu ihm gehen müssen«, versetzte Biterolf.
    Wolfram winkte ab und redete die beiden Thüringer an. »Sofern ihr
nicht mit diesen Käsemessern auf den Feind losgehen wollt, lasst euch von
Friedrich Waffen geben. Wir haben genug. Auch weitere Bolzen für eure Armbrust.
Dann sattelt eure Pferde.«
    »Wir haben keine.«
    »Dann sucht euch welche aus.«
    »Pferdediebstahl? Darauf steht der Tod.«
    »Was meinst du denn, was auf Hochverrat steht?«
    Als Rumolt und Gregor gegangen waren, fragte Wolfram: »Du erlaubst,
dass ich ab

Weitere Kostenlose Bücher