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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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verborgenen monofilen Fäden aktiviert und versteift waren, konnte man von außen nicht sehen, dass das Bett in den tiefen Boden gesunken und in die Felswand dahinter und darunter zurückgewichen war.
    Veppers ließ Pleur schlafen. Die kleine Drogenknospe an ihrem Nacken würde sie falls erforderlich tagelang betäubt halten. Die Knospe sah wie ein kleines Insekt aus, und das hielt Veppers für eine hübsche Note. Er nahm sich vor, bei Sulbazghi mehr davon in Auftrag zu geben.
    Das Bett kehrte dorthin zurück, woher es gekommen war, und Veppers ging durch einen schwach erhellten Tunnel zu einer Höhle, in der ein kleiner Wagen auf ihn wartete. Das Gefährt wies eine gewisse Ähnlichkeit mit der Projektilform des Reliquarianers auf, dachte er, als er die Tür öffnete, einstieg, die Systeme einschaltete und einen Knopf drückte, der den Wagen aufforderte loszufahren. Er wurde in den Sitz gedrückt, als das Fahrzeug beschleunigte. Die Reliquarianer. Eine ärgerliche Spezies, beziehungsweise ärgerliche Maschinen, was auch immer sie waren. Manchmal allerdings auch nützlich. Zum Beispiel als Köder. Er gab den Zielcode ein.
    Das private unterirdische Wagensystem hatte mehrere Haltepunkte, die meisten in der Stadt Iobe, fast alle innerhalb von Gebäuden, die Veppers gehörten. Einer befand sich jedoch in einer alten Mine, eine Viertelstunde weit draußen in der Karstwüste, mehr als hundert Kilometer vom Stadtrand entfernt.
    Der abgeschirmte GFKF -Shuttle wartete auf ihn: eine dunkle Silhouette, wie eine zerfranste flache Kuppel auf schartigen Felsen. Nur wenige Sekunden nachdem er an Bord gegangen war, stieg der Shuttle lautlos auf und flog zunächst mit Unterschallgeschwindigkeit. Als er den Weltraum erreichte, beschleunigte er, schlängelte sich durch die verschiedenen Schichten aus Habitaten, Fabriken und Satelliten und erreichte ein viel größeres, ebenfalls abgeschirmtes Schiff in einer etwas höheren als geostationären Umlaufbahn. Das dunkle, leicht ellipsoide Schiff nahm den Shuttle auf und glitt in den Hyperraum, ohne das Gefüge des Realraums groß zu stören.
    Eine Gruppe kleiner, ätherisch schöner Geschöpfe erwartete ihn, Wesen mit silberblauer Haut, die sich dort, wo sich bei Panmenschen das Haar befand, in zarte Schuppen wie schimmernde Insektenflügel verwandelte. Sie trugen weite, dünne weiße Gewänder und hatten große, runde Augen. Eines dieser Geschöpfe näherte sich dem Besucher.
    » Mr. Veppers«, sagte es mit weicher, melodischer Singsang-Stimme, » es freut uns, Sie wiederzusehen. Sie sind sehr willkommen an Bord des GFKF -Kontaktschiffs der Beistand-Klasse Kurier der Wahrheit.«
    Veppers lächelte. » Einen guten Abend Ihnen allen. Freut mich, an Bord zu sein.«
    » Und was bist du?«
    » Ich bin der Engel des Lebens und des Todes, Chay. Es ist Zeit.«
    Das Etwas war in ihrem Schlafzimmer erschienen, mitten in der Nacht. Neben dem Bett schlief eine Novizin auf einem Stuhl, doch Chay wollte sie nicht wecken. Tief in ihrem Innern wusste sie, dass dies etwas war, mit dem sie allein fertigwerden musste.
    Von der Gestalt her war das Geschöpf irgendwo zwischen einem Vier- und einem Zweibeiner angesiedelt. Die Vorderbeine sahen noch immer wie Beine aus, waren aber viel kleiner als die Hinterläufe. Es verfügte über einen einzelnen Rüssel und zwei große, langsam schlagende Flügel, die aus dem Rücken wuchsen. Sie erschienen Chay unmöglich lang, zu lang, um genug Platz in dem kleinen Zimmer zu finden, und doch passten sie hinein. Das Wesen, das von sich behauptete, der Engel des Lebens und des Todes zu sein, schwebte über dem Fußende des Betts, mehr oder weniger an der Stelle, wo man das Erscheinen solcher Kreaturen erwartete, wenn man an sie glaubte. Und offenbar auch, wenn man sie für absurd hielt, dachte Chay.
    Sie fragte sich erneut, ob sie sich zur Seite beugen und die Novizin wecken sollte. Aber das wäre eine große Anstrengung gewesen. In letzter Zeit fiel ihr alles schwer. Aufstehen, sich hinhocken, den Rücken krümmen, stehen, essen, den Darm entleeren– alles. Selbst das Sehen. Obwohl sie jetzt feststellte, dass sie den selbst ernannten » Engel des Lebens und des Todes« besser sah, als es eigentlich der Fall sein sollte.
    Eine Erscheinung. Eine Virtualität, oder wie auch immer man es nennen konnte. Nach all den Jahren, dachte Chay, bekam sie endlich einen Beweis, der über ihre vagen Erinnerungen und die verblassten Worte im Buch ihres Lebens hinausging. Dieser » Engel«

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