Krieg der Seelen: Roman (German Edition)
Tag wegzulaufen, wenn Mr. Veppers zurückkehrte, doch jetzt dachte sie nicht daran, denn jetzt vergnügte sie sich in der letzten, vom Summen der Insekten erfüllten Hitze des Tages, unter einem Himmel, der rot und gelb geworden war.
Sie lag auf ihrem alten Schiff, ihrem treuen, zuverlässigen Schlachtschiff, einem langen Stück Schaummetall, das von einem der Dockpontons stammte. In den letzten Monaten hatte Lededje die Form ihres Schiffes verändert, damit es besser im Wasser lag; vorn lief es jetzt spitz zu, und das Heck neigte sich nach oben, damit man die Füße daran abstützen konnte. Eigentlich war es gar kein Schlachtschiff, denn Schlachtschiffe waren groß und schwer und langsam. Es war leicht und schnell, und sie hatte deshalb beschlossen, dass es sich um einen Leichten Kreuzer handelte.
Sie spielten Verstecken. Lededje verbarg sich im Schilf bei einem der Wat-Wege zwischen zwei Inseln, während die anderen laut vorbeiplatschten. Die meisten von ihnen riefen ihren Namen, oder den Hinos. Hino war der Zweitjüngste von ihnen und klein wie Lededje, und er konnte sich ebenso gut wie sie verstecken und auf der Lauer liegen. Es bedeutete wahrscheinlich, dass man sie beide als Letzte finden würde. Das mochte Lededje; es gefiel ihr, als Letzte gefunden zu werden, oder gar nicht. Manchmal hörten sie, wie die Erwachsenen nach ihnen riefen, oder eins der älteren Kinder bekam einen Komm-Anruf, den es nicht ignorieren konnte, und wenn sie dann das Spiel aufgeben mussten, gewann derjenige, der zum betreffenden Zeitpunkt noch nicht gefunden worden war. Einmal war Lededje auf ihrem Leichten Kreuzer im warmen Sonnenschein eingeschlafen und hatte beim Aufwachen festgestellt, dass sich die anderen offenbar gelangweilt und sie allein zurückgelassen hatten. Auch das zählte als Sieg, fand sie.
In der Nähe ihres Verstecks steckte eine Granate aus Plastik und Metall im Schlamm. Solche Objekte sah man nur selten, denn sie verfügten über Lokalisierer, mit denen der Kinder-Fons vergleichbar, die es gestatteten, sie nach einer Schlacht ausfindig zu machen. Aber dieses Ding steckte mit verbeulter Nase im Schlamm; offenbar war es von einer Panzerung abgeprallt.
Lededje nahm es vorsichtig und hielt es mit zwei Fingern, als könnte es explodieren, wenn sie zu fest zudrückte. Die Granate sah sehr alt und schmutzig aus, und ihre Beschriftung ließ sich nicht entziffern. Lededje dachte daran, sie dorthin zurückzulegen, wo sie sie gefunden hatte, oder sie zur nächsten Insel zu werfen, um zu sehen, ob sie explodierte, oder sie an einer der tieferen Stellen im See dem Wasser zu übergeben. Sie überlegte sogar, ob sie die Granate an einer Stelle zurücklassen sollte, wo sie leicht von den Wartungsleuten gefunden werden konnte. Doch letztendlich entschied sie, das interessante Objekt zu behalten, und legte es in ein kleines Nest aus Schlamm im Bug ihres Leichten Kreuzers.
Als sie sich vorgebeugt hatte, um den Schlamm für das Nest zu schöpfen, musste sie verräterische Wellen verursacht haben, denn plötzlich erklang ganz nah ein lauter Schrei, und Purdil– einer der größeren, älteren Jungen– war fast heran. Er paddelte mit beiden Händen, steuerte sein Plastikkriegsschiff direkt auf sie zu und erzeugte eine Bugwelle, die im Licht der untergehenden Sonne rot glänzte. Lededje legte sofort los und paddelte ebenfalls, so schnell sie konnte. Sie versuchte, durch eine Lücke im Schilf zu fliehen, wusste aber, dass sie es nicht schaffen konnte; Purdil war zu schnell für sie.
Purdil, der Junge, der manchmal Steine anstatt Schlamm warf, wenn sie Krieg spielten. Der Junge, der Lededje öfter als die anderen wegen ihrer Tätowierungen hänselte, die sie als Besitz von Mr. Veppers auswiesen. Sie beschloss, sich dem offenen Kanal anzuvertrauen, in der Hoffnung, dass sie dort jemand anders zuerst erreichte.
Ganz flach lag sie auf ihrem Leichten Kreuzer und paddelte verzweifelt, tauchte beide Hände tief ins warme Wasser und wirbelte Wolken aus Schlamm an die Oberfläche. Etwas flog über sie hinweg, und dicht vor ihr platschte es. Purdil rief etwas und lachte dicht hinter ihr. Lededje hörte das trockene Knarren der Schilfstängel, vom gewölbten Bug des Plastikschiffs beiseitegedrückt.
Sie erreichte den Kanal und wäre fast mit Hino zusammengestoßen, der von zwei anderen verfolgt wurde. Sie wichen beide aus, um eine Kollision zu vermeiden. Hino richtete sich auf, als er Lededje erkannte, und eine Handvoll Schlamm mit Teilen
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