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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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von abgebrochenen Schilfstängeln darin klatschte ihm mitten ins Gesicht. Er fiel ins Wasser, und sein » Schiff« glitt zur Seite, versperrte Lededje den Weg– sie konnte nicht daran vorbei. Sie streckte beide Hände in den Kanal, um abzubremsen, als sie sich dem Hindernis näherte.
    Oh, dachte sie und hoffte, dass die Granate nicht explodierte, wenn sie gegen Hinos Schiff stieß. Die befürchtete Explosion blieb aus. Puh, das ist noch mal gut gegangen, fuhr es ihr durch den Sinn.
    Hino wischte sich den Schlamm aus dem Gesicht und sah an Lededje vorbei zu Purdil. Lededje fühlte, wie Purdils Schiff gegen ihren Leichten Kreuzer prallte. Im gleichen Augenblick beugte sich Hino zu dem Nest aus Schlamm vor, das sie im Bug ihres Schiffes für die Granate gebaut hatte, nahm das darin ruhende Objekt und warf es mit einer schnellen Bewegung.
    Es blieb Lededje gerade noch Zeit genug, nach Luft zu schnappen.
    Die Granate flog an ihr vorbei, nur einen halben Meter entfernt.
    Die Explosion schien ihr einen Schlag auf den Rücken zu versetzen. Ihr war, als klingelte es in ihrem Kopf, und dann wurde es seltsam still. Lededje sah noch immer nach vorn, in Hinos Richtung, und hob die Hand, als wollte sie Nein! rufen.
    Sie spürte das Klingeln in ihrem ganzen Körper und beobachtete, wie Hino plötzlich sehr blass wurde. Die anderen beiden Jungen hinter ihm zeigten einen ähnlichen Gesichtsausdruck. Es waren diese Gesichter, die sie nie vergessen würde; sie erschienen ihr schlimmer als das, was sie sah, als sie sich umdrehte. Die bleichen Gesichter der drei Jungen, wie sie starrten, mit offenem Mund, die Augen weit aufgerissen. Blutleere, entsetzte Gesichter.
    Lededje stemmte sich hoch und sah nach hinten, was ziemlich lange zu dauern schien. Sie wandte den Blick von Hino und den beiden anderen Kindern ab, vom Kanal, der untergehenden Sonne und dem hohen Schilf. Als sie sich umdrehte, sah sie den niedrigen Hügel einer Miniaturinsel, der ein Ufer des Kanals bildete; darüber spannte sich der Bogen eines Himmelskanals, und daneben ragte ein Turm auf.
    Sie bemerkte etwas Rotes. Was von Purdil übrig geblieben war, saß noch immer auf dem Plastikbrett seines Boots. Der größte Teil des Kopfes fehlte, aber es blieb Lededje nur wenig Zeit, das zu erkennen, denn der Körper– der Tote– neigte sich nach vorn und sank halb ins Wasser.
    Erst dann begannen sie alle zu schreien.
    » Also kein Back-up?«
    » Natürlich nicht. Dazu sind wir nicht imstande; eine solche Möglichkeit steht uns nicht zur Verfügung. Wir sind nicht Sie.«
    Lededje runzelte die Stirn und musterte Demeisen. Was die Liste ihrer traumatischen Erlebnisse betraf, kam diese Sache an zweiter oder dritter Stelle, aber der Schiffsavatar wirkte sorglos und unbeeindruckt.
    » Also richtig tot«, sagte Demeisen.
    » Ja. Richtig tot.«
    » Was geschah mit Hino?«
    » Wir sahen ihn nie wieder. Er wurde in die Stadt gebracht und dort von der Polizei verhört. Anschließend bekam er eine posttraumatische Therapie. Sein…«
    » Warum wurde er von der Polizei verhört? Was hat man mit ihm gemacht?«
    » Was? Nichts! Es musste eine förmliche Untersuchung geben, das ist alles. Natürlich hat man nichts mit ihm gemacht! Für was halten Sie uns?« Lededje schüttelte den Kopf. » Die posttraumatische Therapie bekam er, weil er, wie er glaubte, einen Stein geworfen hatte, der sich als Granate erwies und einem anderen Jungen den Kopf zerfetzte.«
    » Ah, ich verstehe.«
    » Hinos Vater arbeitete als beratender Landschaftsgestalter und wäre ohnehin nur bis Ende des Jahres auf dem Anwesen tätig gewesen. Als Hino seine Therapie hinter sich hatte, war sein Vater auf der anderen Seite des Planeten, wo er dafür sorgte, dass ein weiterer Reicher einen schönen Blick aus dem Fenster hatte.«
    » Hmm.« Demeisen nickte nachdenklich. » Ich wusste gar nicht, dass Sie Schaummetall haben.«
    Lededje sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. » Ich kann kaum glauben, dass wir noch nicht darüber gesprochen haben«, brachte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. » Wo war ich nur mit meinen Gedanken? Am nächsten Morgen bin ich weggelaufen und fast gestorben, danke der Nachfrage.«
    » Tatsächlich?« Der Avatar wirkte überrascht. » Warum haben Sie das nicht erwähnt?«
    » Ich wollte gerade dazu kommen«, sagte Lededje eisig.
    Sie saßen in den äußeren beiden Pilotensitzen des kleinen Shuttles und hatten die Füße auf den Sitz in der Mitte gelegt. Die Aus dem Rahmen normaler

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