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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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andere Leute damit unterwegs waren. Ihre Mutter meinte, die Augen noch immer geschlossen, das sei eine dumme Idee. Zum einen sei sie zu klein. Und sie fügte hinzu, dass nur Männer dumm und aggressiv genug waren, sich in solche schwimmenden Todesfallen zu zwängen und zum Vergnügen verwöhnter Reicher mit echter Munition beschießen zu lassen.
    In der Ferne hatte Lededje Leute auf einem der alten Kuppelsockel gesehen. Arbeiter mit Kränen und großen Fahrzeugen voller Elektronik demontierten alle Satellitenkuppeln– zwei Dutzend von ihnen hatten, soweit sie das in Erinnerung hatte, einen zwei Kilometer durchmessenden Ring um das Haupthaus des Anwesens gebildet. Als sie zum ersten Mal weggelaufen war, hatte man sie am Fuß eines dieser steinernen Sockel gefasst. Das lag inzwischen viele, viele Jahre zurück, vielleicht ihr halbes Leben. Inzwischen waren die glänzenden weißen Satellitenkuppeln veraltet und nutzlos, und deshalb wurden sie demontiert.
    Bei jener Gelegenheit hatte Lededje zum ersten Mal gefühlt, dass sie älter wurde.
    Sie hatten warten müssen, bis sie Gelegenheit bekamen, am kleinen Pier eines Turms anzulegen. Anschließend ging es mit einem sargartigen Lift nach unten und durch den Tunnel, der vom See, den Türmen, Kanälen und Schiffen wegführte. Selbst vom Haus hörte man, wie die kleinen Schiffe aufeinander schossen.
    Lededje und die anderen Kinder– die meisten von ihnen; zwei hatten zu viel Angst– krochen unter dem Zaun hindurch, der das ganze Wasserlabyrinth umgab. Sie hielten sich von den Miniaturdocks fern, wo man die Schiffe wartete und reparierte. Normalerweise herrschte an den Docks nur kurz vor und nach einer der Schlachten reger Betrieb, aber selbst an ruhigen Tagen arbeitete dort der eine oder andere Erwachsene.
    Dunstige Tage waren am besten. Dann sah alles sehr seltsam und geheimnisvoll und irgendwie größer aus, als wären Landschaft, Kanäle und Seen gewachsen, um Platz für Kriegsschiffe in voller Größe zu bieten. Lededje hatte eine Planke aus Schaummetall als Schiff; die anderen benutzten dies und das aus Plastik, Schaummetall und Holz. Sie lernten, andere Teile an ihren » Schiffen« zu befestigen, zum Beispiel Plastikflaschen, damit sie besser schwammen, und sie versteckten sie im Schilf.
    Sie veranstalteten ihre eigenen Rennen, Schlachten und Spiele. Wenn sie gegeneinander kämpften, bewarfen sie sich mit Erdklumpen und Schlamm. Einmal, es war schon fast dunkel geworden, hörten sie, wie die Erwachsenen sie riefen. Die anderen Kinder meinten, Lededje hätte dabei nur gewonnen, weil sie schwarz wie die Nacht war.
    Einmal wurden zwei ihrer Schiffe entdeckt, als jemand, der oben in einem der Himmelskanäle an einem der Beobachtungsboote arbeitete, sie beim Spielen sah. Man nahm ihnen die beiden Schiffe weg und hielt ihnen einen Vortrag über Gefahr und nicht explodierte Munition. Sie versprachen feierlich, es nie wieder zu tun, und sahen zu, wie das Loch im Zaun geschlossen wurde. Das war in Ordnung, denn sie hatten etwas weiter entfernt ein anderes Loch gefunden.
    Anschließend erwartete man von ihnen, dass sie Komms– Kinder-Fons– bei sich trugen, die den Erwachsenen die ganze Zeit über mitteilten, wo sie sich befanden. Doch einige der älteren Kinder zeigten ihnen, wie man die kleinen Geräte so manipulierte, dass sie Signale sendeten, die einige Hundert Meter von dem Ort entfernt waren, an dem sie sich wirklich aufhielten.
    An dem Tag, an dem sie zum letzten Mal im Wasserlabyrinth gespielt hatten, war es hell und sonnig gewesen, obwohl sie erst nach der Schule Gelegenheit zum Spiel bekamen, als die Sonne bereits unterging. Alle Erwachsenen hatten zu tun, denn Mr. Veppers kehrte nach einer langen Geschäftsreise heim, und deshalb mussten das große Haus und das ganze Anwesen so hübsch und sauber wie möglich sein.
    Es gefiel Lededje nicht zu hören, dass Mr. Veppers zurückkehrte, denn er war der Mann, dem sie gehörte. Sie sah ihn nicht sehr oft, wenn er sich im Haupthaus befand– ihre Wege kreuzten sich nur selten, wie es Lededjes Mutter ausdrückte–, aber allein das Wissen, dass er sich in der Nähe befand, erfüllte sie mit seltsamer Unruhe. Dann fühlte sie sich irgendwie atemlos, wie nach einem Sturz auf den Rücken, wenn man sich plötzlich wie gelähmt fühlte und nicht mehr richtig atmen konnte.
    Schon seit einer ganzen Weile war Lededje nicht mehr weggelaufen, hatte aber gelegentlich darüber nachgedacht. Sie spielte mit dem Gedanken, am nächsten

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