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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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gewisser Weise ist es süß, nehme ich an.«
    » Beziehen Sie sich dabei auf den Begriff › Ablationsfahne‹?«
    » Ja. Was in aller Welt bedeutet das?«
    » Oh, ich bitte Sie. Es ist der Kram, mit dem ich es zu tun habe, etwas aus den seltsamen Gefilden, in denen ich meine Tage verbringe.« Wenn Lededje es nicht besser gewusst hätte, wäre sie vielleicht zu der Überzeugung gelangt, dass der Avatar verletzt war. » Eine Ablationsfahne«, sagte er und seufzte. » So was passiert, wenn ein Schiff versucht, im Flug den Boden zu treffen, und dabei scheitert, in E-Gitter-Termini gesprochen. Die Feldgeneratoren können sich dann nicht richtig mit dem Gitter verbinden, aber sie fliegen nicht etwa in die Luft, beziehungsweise ins Vakuum, sondern beginnen mit einem ewigen Leerlauf. Wenn so etwas geschieht, abladiert das Triebwerk einen Teil von sich selbst, um den Energieschlag abzufangen. Das Schiff wird dadurch langsamer, aber zu einem hohen Preis. Eine vollständige Überholung des Antriebs ist unumgänglich. Die Sache ist die: Eine solche Ablationsfahne ist nach E-Gitter-Begriffen aus großer Entfernung sichtbar und kann daher als eine Art Notsignal dienen. In Friedenszeiten peinlich genug, im Krieg mit ziemlicher Sicherheit fatal.« Der Avatar schwieg und schien über diese seltsame Wende der Ereignisse nachzudenken.
    » E-Gitter?«, fragte Lededje versuchsweise.
    » Oh, ich bitte Sie!« Demeisen klang verärgert. » Bringt man Ihnen in der Schule denn überhaupt nichts bei?«
    Jemand nannte ihren Namen. Alles war ein bisschen verschwommen, und das galt auch für ihr Identitätsgefühl. War sie die Person, deren Name genannt wurde? Erneut erklang die Stimme und wiederholte den Namen.
    Zumindest sagte sie etwas. Ihr erster Gedanke hatte darin bestanden, dass es sich um ihren Namen handelte, aber jetzt war sie nicht mehr so sicher.
    Das Geräusch schien etwas zu bedeuten, doch sie wusste nicht genau, was. Oder vielleicht wusste sie, was das Geräusch bedeutete, war sich aber nicht sicher, was das Geräusch wirklich war. Nein, das meinte sie nicht. Es war alles… verschwommen.
    Yime. So lautete ihr Name, nicht wahr?
    Ein Rest von Unsicherheit blieb. Es klang so, als sollte es etwas Wichtiges für sie bedeuten, und es war kein gewöhnliches Wort mit einem bekannten Inhalt. Es klang nach einem Namen. Sie war einigermaßen sicher, dass sie es mit einem Namen zu tun hatte, und die Chancen standen gut, dass es ihr eigener war.
    Yime?
    Sie musste die Augen öffnen. Sie wollte ihre Augen öffnen. Sie war nicht daran gewöhnt, ans Öffnen der Augen zu denken; normalerweise öffneten sie sich von ganz allein.
    Wenn sie daran denken musste…
    Yime? Können Sie mich hören?
    …musste sie eben daran denken. Da war es erneut, während sie daran gedacht hatte, die Augen zu öffnen: das Gefühl, dass jemand oder etwas ihren Namen genannt hatte.
    » Yime?«, erklang eine leise, hohe Stimme. Es war eine dumme Stimme. Eine verstellte Stimme, oder eine, die einem Kind gehörte, das gerade die Luft aus einem Heliumballon eingeatmet hatte.
    » Yime? Hallo, Yime?«, sagte die quiekende Stimme. Sie war kaum zu hören, verlor sich fast im Donnern eines großen Wasserfalls, oder von etwas, das nach einem großen Wasserfall klang. Vielleicht war es auch Wind in hohen Baumwipfeln.
    » Yime? Können Sie mich hören?«
    Es klang nach einer Puppe.
    Sie bekam ein Auge auf und sah eine Puppe.
    Das passte, fand sie. Die Puppe befand sich in unmittelbarer Nähe und sah sie an. Sie stand auf dem Boden. Ihr wurde klar, dass sie auf dem Boden lag.
    Die Puppe stand in einem seltsamen Winkel da. So stark zur Seite geneigt sollte sie eigentlich umfallen. Vielleicht hatte sie besondere Füße mit Saugnäpfen oder Magneten. Yime hatte einmal ein Spielzeug gehabt, das an Wänden hochklettern konnte. Sie nahm an, dass die Puppe die richtige Puppengröße hatte, damit ein Kleinkind sie in den Armen halten konnte wie ein Erwachsener einen Säugling. Sie hatte glühende gelbbraune Haut, schwarzes, sehr krauses Haar, den üblichen zu großen Kopf mit ebenfalls übergroßen Augen und pummelige Gliedmaßen. Die Puppe trug eine dunkle Weste-Hose-Kombination.
    » Yime? Können Sie mich sehen? Können Sie mich hören?«
    Die Stimme kam von der Puppe. Ihr Mund hatte sich bewegt, glaubte Yime, aber sie konnte nicht ganz sicher sein, denn da war etwas in ihrem Auge. Sie versuchte, die Hand zum Gesicht zu heben und es fortzuwischen, aber ihre Hand gehorchte nicht. Der

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