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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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gestikulierte erneut. » Dieser Avatar erkennt meinen emotionalen Zustand und spiegelt ihn wider, es sei denn, ich versuche ganz bewusst, mich anders zu geben. Möchten Sie vielleicht, dass ich Ihnen etwas vormache?«
    » Verraten Sie mir, warum Sie sich über eine bevorstehende Katastrophe freuen«, sagte Lededje und versuchte, kühl zu sprechen, sich nicht von Demeisens Enthusiasmus anstecken zu lassen.
    » Nun, zuerst einmal: Ich bin nicht schuld an der Katastrophe. Hab nichts damit zu tun. Meine Hände sind sauber. Das ist immer ein Pluspunkt. Wie dem auch sei: Es stellt sich immer klarer heraus, dass es in dieser Gegend bald mächtig rundgehen wird, und genau dafür bin ich gebaut. Ich bekomme Gelegenheit zu zeigen, was ich draufhabe, junge Dame. Ich kann zeigen, aus welchem Holz ich geschnitzt bin, sozusagen. Darauf freue ich mich.«
    » Reden wir hier von Krieg?«, fragte Lededje.
    » Ja klar!«, rief Demeisen und schien der Verzweiflung nahe zu sein, was Lededje betraf. Einmal mehr winkte er mit beiden Armen. In letzter Zeit machte er das ziemlich oft, fand sie.
    » Und Leute werden sterben.«
    » Leute? Wahrscheinlich sogar Schiffe!«
    Sie sah ihn nur an.
    » Lededje«, sagte der Avatar und nahm eine ihrer gepanzerten Hände in seine, » ich bin ein Kriegsschiff. Dies liegt in meiner Natur; hierfür hat man mich entworfen und gebaut. Mein Moment des Ruhms rückt näher, und Sie können nicht von mir erwarten, dass ich mich nicht darüber freue. Ich habe damit gerechnet, mein ganzes operatives, einsatzfähiges Leben damit zu verbringen, mitten im Nichts die metaphorischen Däumchen zu drehen und allein durch meine Präsenz dazu beizutragen, dass das zänkische Durcheinander streitlustiger Zivilisationen nicht ganz ohne Vernunft bleibt. Ich und meinesgleichen, wir wahren den Frieden mit der Drohung von absolutem Chaos für den Fall, dass jemand auf den Gedanken kommt, Krieg als Mittel für Konfliktlösungen auszugraben. Jetzt hatte irgendein hirnverbrannter Idiot, der offenbar an ausgeprägter Todessehnsucht leidet, genau diese Idee, und ich rechne schon sehr bald mit der Chance zu brillieren, Baby!«
    Beim Wort » brillieren« hob Demeisen die Brauen, und seine Stimme wurde etwas höher und lauter. Selbst durch den gepanzerten Handschuh spürte Lededje den Druck, den seine Hand auf die ihre ausübte.
    Lededje hatte nie zuvor jemanden gesehen, der sich so sehr freute.
    » Und was passiert mit mir?«, fragte sie leise.
    » Sie sollten heimkehren«, erwiderte der Avatar. Er sah zum Schirm, der in seiner Mitte die schwarze Schneeflocke mit zu vielen Gliedern zeigte. » Ich würde Sie mit diesem Shuttle jetzt sofort nach Sichult schicken, aber wer auch immer das dort ist, er könnte Sie für Munition oder einfach nur Abfall halten und Sie zum Ziel von Schießübungen machen, und deshalb sollte ich mich zuerst um ihn kümmern.« Demeisen musterte sie mit besonderer Aufmerksamkeit. » Es könnte gefährlich werden, das lässt sich nicht leugnen.« Er atmete tief durch. » Haben Sie Angst vor dem Tod, Lededje Y’breq?«
    » Ich bin schon einmal gestorben«, sagte sie.
    Er breitete die Arme aus und schien echtes Interesse zu zeigen. » Und?«
    » Es ist Scheiße.«
    » Na gut.« Demeisen sah wieder auf den Schirm und lehnte sich im Kommandosessel des Shuttles zurück. » Sehen wir das als ein Missgeschick an und versuchen wir, keine Angewohnheit daraus zu machen.«
    Lededje beobachtete, wie sich der Sitz um den Avatar verformte, den Körper mit gepolsterten Erweiterungen im Bereich von Armen, Beinen und Rücken festhielt. Sie fühlte Bewegung in ihrer unmittelbaren Nähe und stellte fest, dass sich ihr Sessel ebenso verhielt und sie umschloss– eine weitere schützende Schicht, dem Gel-Anzug und der Panzerung hinzugefügt. Sie wurde sanft nach hinten gedrückt und einige Male leicht hin und her geschoben, bis alles passte.
    » Jetzt kommt der Schaum«, sagte Demeisen.
    » Was?«, fragte Lededje alarmiert, als sich das Visier des Helms vor ihr Gesicht senkte. Das Innere des Shuttles wurde dunkel, doch das Visier zeigte eine Art kompensiertes Bild und gewährte ihr einen sehr klaren Blick auf etwas, das nach rot glühender, brodelnder Flüssigkeit aussah und sich anschickte, den Ort zu füllen, an dem sie die letzten gut zwanzig Tage gewohnt hatte. Die dunkelrote Flut stieg rasch, umströmte ihren gepanzerten Körper und verwandelte sich dann in Schaum, der auch ihr Visier bedeckte.
    Für einen Moment war sie blind,

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