Krieg der Seelen: Roman (German Edition)
ungeachtet des Loches in der Außenwand des Moduls. Die Konstruktionsmaschinen huschten noch immer durch das Netzwerk aus Leinen und Kabeln. Die Blitzerator hätte selbst dann sehr vorsichtig manövrieren müssen, wenn all die Maschinen reglos gewesen wären. Angesichts ihrer nicht voraussagbaren Bewegungen lief ein Flug ins Modul auf Selbstmord hinaus.
Deshalb hatte Auppi weder dem faszinierenden fremden Schiff noch dem neuen, verlockenden Smatter-Ausbruch Beachtung geschenkt und sich einer anderen Aufgabe gewidmet, die sie alle für besonders wichtig hielten: Sie sollte, über einen relativ großen Bereich der Scheibe hinweg, mehrere Fabrikaria-Module auswählen und feststellen, ob in ihnen ebenfalls Schiffe entstanden. Die Scanner und Sensoren der Blitzerator waren dafür bestimmt, Smatter-Maschinen zu entdecken und die Zielerfassung auf sie zu richten, und Auppi hatte zuerst angenommen, dass es mit ihnen recht schwierig sein würde, einen Blick ins Innere der unbeschädigten Raumfabriken zu werfen. Aber es war leichter gewesen als erwartet, denn auch die anderen Module hatten eine ähnlich dünne Außenhülle wie das aufgerissene erste. Wo sich eigentlich eine dicke Kruste aus Rohmaterialien befinden sollte, erstreckte sich eine dünne Außenhaut, gestützt von einem Netzwerk aus Trägern. Darunter kam die eigentliche Hülle, und darunter herrschte rege Aktivität– etwas Großes entstand in der Mitte des Moduls. Einige der kleinen Kultur-Schiffe hatten sogar Zeit genug, jeweils ein viertes Fabrikaria-Modul zu untersuchen.
Bevor sie getroffen wurden.
Auppi hatte sich gerade die eigenen Resultate angesehen– ja, alles deutete auf ein weiteres im Bau befindliches Schiff hin–, als über den offenen Komm-Kanal, den sie alle benutzten, die Meldung von der Hylozoist gekommen war. Eine Stimme im schnellen, knappen Notfallmodus hatte von einem Angriff gesprochen, und von Schäden, die das Schiff zwangen, zur Erstkontakt-Einrichtung zurückzukehren.
Die Stimmen im Komm-Kanal waren verklungen, und für einige Sekunden hatte Stille geherrscht. Dann kehrten die Stimmen zurück, und Auppi hörte Worte wie: » Was zum Teufel…? / Hat die Hylozoist von einem Angriff gesprochen? / Ist dies eine Übung? / Das kann doch nicht sein…« Und dann, lauter als alle anderen, rief Lanyares: » He, ich kriege…«
Es folgte Stille, schließlich wieder zerrissen von anderen Rufen.
» Was…?«, hatte Auppi hervorgebracht, und dann war die Blitzerator um sie herum still geworden.
» Warnung. Effektor- Angr…«, sagte das Schiff, vermutlich mithilfe eines Back-up-Substrats. Unter dem eigentlichen KI - Kern des Schiffes gab es vier volle Datenverarbeitungsschichten, für den Notfall bestimmt, aber selbst die brauchten Effektor-empfindliche Technik, um über den Schutzanzug mit Auppi zu kommunizieren, und das bedeutete: Als es dunkel und still wurde, wurde es wirklich dunkel und still, und zwar schnell.
Vermutlich gab es noch einen Rest Leben im Schiff, selbst jetzt, auf einem atomechanischen oder biochemischen Niveau, aber selbst wenn ein solcher Rest existierte: Auppi konnte nicht damit kommunizieren.
Ihre neurale Borte war ebenfalls offline– der Effektor-Event hatte sie zusammen mit den Bordsystemen außer Gefecht gesetzt. Ihr letztes Lebenszeichen hatte aus dem Deaktivierungssignal bestanden, einer kurzen Mich-hat’s-erwischt -Nachricht, gefolgt von einem mentalen Geräusch, das sich nach dem Zerbrechen eines spröden kleinen Drahts mitten in ihrem Kopf anhörte– eine Beschreibung, die den tatsächlichen Ereignissen sehr nahe kam. Ein schwaches, kurzes, halb gefühltes und halb gehörtes Ping zwischen Auppis Ohren hatte sie darauf hingewiesen, dass sie von jetzt an auf sich allein gestellt war. Keine sehr angenehme Erkenntnis.
Sie fragte sich, warum man der neuralen Borte überhaupt ein solches Abschiedssignal hinzugefügt hatte. War es nicht besser, wenn die betreffende Person mit der toten Borte im Kopf glaubte, es sei noch immer alles bestens? Aber nein, das wäre eine Lüge gewesen, und dies war die Kultur, man musste die Wahrheit sagen, wie unangenehm auch immer sie sein mochte, ganz gleich, wie sehr sie das Gefühl der Verzweiflung verstärkte.
Einige echte Puristen lehnten sogar Drogendrüsen und die damit in Zusammenhang stehenden Schmerzlinderungssysteme ab, weil sie irgendwie » falsch« waren. Komische Typen.
Also saß sie hier fest, gefangen im Schutzanzug, bewegungsunfähig, weil vom Gel-Schaum
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