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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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festgehalten. Und der Schutzanzug wiederum steckte in der kleinen, mit zusätzlichen Geräten vollgestopften Pilotenkanzel, an Bord eines Schiffes, das man vermutlich aufschneiden musste, um ins Innere zu gelangen.
    Die einzige Aufregung hatte aus einer kleinen Erschütterung bestanden, etwa fünfzehn Minuten nachdem alles still geworden war. Das hatte Hoffnung in Auppi geweckt– vielleicht kam jemand, um sie zu retten! Aber wahrscheinlich war das kleine Schiffe nur gegen das zuvor gescannte Fabrikaria-Modul gestoßen. Ein Abpraller vermutlich. Auppi nahm an, dass die Blitzerator durch die Kollision ins Trudeln geraten war, aber ihre Eigenbewegungen mussten gering sein, denn sie fühlte nichts, keine Drehungen oder etwas in der Art.
    » Was…?«
    Als letztes Wort taugte das nicht viel. Sie hatte keine Gelegenheit bekommen, sich von Lan, den anderen oder dem Schiff zu verabschieden.
    » Was…?«
    Es war einfach nur hoffnungslos.
    Es wurde immer wärmer. Heißer. Auppi hatte versucht, einen Überblick über die verstreichende Zeit zu behalten, aber das gelang ihr jetzt nicht mehr. Alles wurde unklar, vage und verschwommen, während die Hitze im Körper zunahm und alles zu verbrennen schien: die Sinne, das Gefühl für die eigene Existenz, den Humor. Es erschien ihr falsch, irgendwie unfair. Intensive Kälte umgab sie hier draußen, weit vom Zentralgestirn des Sonnensystems entfernt, und das Schiff war tot, produzierte weder Energie noch Wärme, und doch drohte ihr der Tod durch Hitzschlag, wenn sie nicht vorher erstickte. Der Schutzanzug isolierte sie zu gut. Die Kälte würde sie schließlich steinhart gefrieren, aber das dauerte Tage, Dutzende von Tagen, vielleicht noch länger.
    In der Zwischenzeit schickten sich die inneren Vorgänge ihres Körpers– der chemische Kram, der einen zum Menschen machte– an, das Gehirn zu garen, denn die Hitze konnte nicht schnell genug abgeleitet werden, weil Schiff und Anzug tot waren.
    Was für eine deprimierende Art und Weise, aus dem Leben zu scheiden.
    Inzwischen mussten Stunden vergangen sein, dachte Auppi. Bis vor Kurzem hatte sie die verstreichenden Minuten gezählt, aber ihr von der Hitze gebackenes Gehirn hatte die Zahl vergessen, und so sehr sie auch versuchte, sich daran zu erinnern, sie fiel ihr nicht mehr ein, und sie hielt es für sinnlos, noch einmal mit dem Zählen anzufangen. Sie dachte daran, dass ihr Körper, ihre Leiche, an einer bestimmten Stelle genau die richtige, normale Temperatur haben würde, während er sich langsam abkühlte. Sie fragte sich, wann das geschehen mochte. Es befand sich noch eine Menge Wärme im Schiff, und der Schutzanzug isolierte gut. Es würde eine Weile dauern, all diese Wärme abzustrahlen. Bestimmt Tage.
    Einmal hatte sie geweint. Sie wusste nicht mehr, wann. Furcht, hilfloser Zorn und schieres Entsetzen darüber, so gefangen zu sein, sich überhaupt nicht bewegen zu können.
    Die Tränen hatten sich bei den Augen gesammelt, ohne in dem engen Anzug abfließen zu können. Ein funktionierender Schutzanzug hätte sie absorbiert und recycelt.
    Auppi atmete noch immer, ganz flach, denn es gab eine rein mechanische Verbindung zu einigen kleinen, fingerdünnen Tanks im Rücken des Anzugs, und ein System aus chemischen Reaktionen, vom Effektor unbeeinflusst, sorgte dafür, dass sie genug Atemluft hatte. Das Problem war nur: Der Anzug hielt sie so fest, dass sie nicht richtig durchatmen konnte; die Brustmuskeln waren nicht imstande, die Lungenflügel richtig auszudehnen. So musste es natürlich sein, wenn der Anzug richtig funktioniert: Er musste sie so fest umschlingen, um Prellungen und Quetschungen durch starke Beschleunigung zu verhindern. Auppi spürte, wie ihr Gehirn Teile des Körpers stilllegte, indem es die Blutzufuhr unterbrach, damit den anderen Teilen genug Blutsauerstoff zur Verfügung stand. Aber das genügte nicht. Sie wusste, dass sie bald auch Teile ihres Gehirns verlieren würde, wenn die Zellen starben.
    Gelegentlich drüste sie Ruhejetzt, um ruhig zu bleiben. Es hatte keinen Sinn, in Panik zu geraten, wenn das überhaupt nichts nützte. Wenn sie schon sterben musste, dann wenigstens mit ein bisschen Würde.
    Sie dankte dem Himmel für die Drogendrüsen.
    Wer auch immer hierfür die Verantwortung trug: Auppi hoffte, dass er eine ordentliche Abreibung bekam, von Kultur, GFKF oder sonst jemandem. Vielleicht handelte es sich um ein unreifes Verlangen nach Rache, aber zum Teufel damit: Sollten die Schuldigen einen

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