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Krieg im Himmel

Krieg im Himmel

Titel: Krieg im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith
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das Gehirn, das Rückgrat, das Genick und andere lebenswichtige Punkte zu treffen. Genügend Schaden anrichten, damit sie tot waren, bevor ihr Heilungsprozess einsetzen konnte, wie es die whanau erlebt hatten, als sie einen von ihnen getötet hatten.
    Was Rolleston betraf, hätten wir auf die vier Granaten gesetzt, die jeder von uns im Magazin des Unterlaufs unserer Gauß-Karabiner hatte. Außerdem hatten wir anderthalb Magazine für beide Karabiner dabei. Wir hatten gehofft, unterwegs weitere Ausrüstung an uns bringen zu können. Jetzt würde es schnell und schmutzig ablaufen müssen, weil sie bereits hier waren. Alle waren hier.
    Die Trauer verdrängen. Trauern konnte ich später. Nein, das stimmte nicht, weil ich dann tot sein würde. Es war leicht, Trauer zu verdrängen und in Hass zu verwandeln, wenn ich Rolleston, Cronin mit den verdammten Medienleuten und Kring sah. Die Graue Lady war ebenfalls da. Irgendwie hoffte ich, dass sie mich töten würde. Das wäre angemessen, wenn ich bedachte, was ich getan hatte.
    Zwei Wachposten sterben. Ich ramme ihnen zwei Handrückenklingen in den Hinterkopf. Rannu macht dasselbe mit einer der improvisierten Waffen, die er aus den zwei Klauen hergestellt hat, die ich aus meiner linken Hand entfernt habe. Es sind nur gewöhnliche Soldaten. Selber schuld, sie hätten Widerstand leisten können wie die Leute, an deren Ermordung sie beteiligt gewesen waren.
    Wir gleiten ins Wasser. Winden uns leise wie Reptilien auf dem Bauch kriechend hinein. Wir schwimmen durch Blut und Schleim. Ich spüre, wie die Säure auf meiner Haut brennt und sie zerfrisst. Wenn ich mich lange genug hier aufhalte, werde ich bis auf die Panzerung blank sein. Das ist gut – zeig ihnen die Maschine, die Waffe. Die Waffe, die ich in diesem Moment sein muss. Schmerz ist nur Information.
    Meine interne Sauerstoffversorgung ermöglicht mir, für längere Zeit untergetaucht zu bleiben. Ich versuche, langsam auszuatmen, und zwar nur, wenn ich es unbedingt muss. Ich ziehe mich über den Grund des blutroten Teichs, um so nahe wie möglich an Rolleston heranzukommen.
    Wir steigen langsam zur Oberfläche auf. Man kann sehr, sehr leise sein, aber in neun von zehn Fällen verrät man sich durch eine Bewegung. Wir erheben uns wie lebende Leichen aus dem Teich. Ich bin bereits rot und wund, wo die Säure mir die Haut zerfressen hat. Meine rauchende Kleidung ist mit dem Blut anderer Leute getränkt. Köpfe rucken herum. Waffen werden gehoben. Aber sie sind zu langsam. Ihnen fehlt unsere Motivation.
    Rolleston dreht sich zu mir herum. Alles um mich herum verblasst, ich sehe nur noch den Tunnel, der von mir zu ihm führt. Der SmartLink legt das Fadenkreuz auf seinen Körperschwerpunkt. Ich glaube, ich hätte gar kein Fadenkreuz gebraucht. Ich drücke den Abzug des Karabiners. Es fühlt sich an wie der Zen-Schuss, von dem Scharfschützen so oft reden. Die Granate wird aus dem Unterlauf abgefeuert. Ich spüre den Rückstoß der Waffe in meiner Hand. Ich konzentriere mich erneut auf ihn, beeile mich mit der zweiten Granate. Die Karabiner, die Rannu gestohlen hat, sind jeweils mit zwei Splittergranaten und zwei hochexplosiven panzerbrechenden 30-mm-Granaten ausgerüstet. Wir haben dafür gesorgt, dass die Panzerbrecher als Erste abgefeuert werden. Die Idee dahinter: Selbst wenn seine Verletzungen extrem schnell verheilen, nützt es ihm nichts, wenn seine Einzelteile über die gesamte Höhle verstreut werden.
    Die Granate trifft. Durchdringt die Panzerung. Alles bewegt sich in Zeitlupe. Die Vergrößerung zeigt mir, wie die Granate in seinen Körper eindringt. Kurz darauf macht die zweite dasselbe. Rolleston explodiert. Ich wünsche mir so sehr, diesen Moment genießen zu können. Aber dafür habe ich keine Zeit.
    Ein schockierter Ausdruck auf dem Gesicht der Grauen Lady. Trotz meiner Selbstmordfantasien stellt sie die größte Gefahr für uns dar, und sie trägt keinen Helm. Eine kurze Salve aus dem Karabiner. Sie geht in einem roten Sprühregen rund um ihren Kopf zu Boden. Ich kann es noch gar nicht fassen. Wir haben sie überrascht.
    Jetzt wissen die Leute, dass wir hier sind. Wir feuern Splittergranaten in die größten Gruppen der Schwarzen Schwadron. Panik breitet sich aus. Das nutzen wir für unsere Zwecke. Bewegen, feuern. Wir schießen ihnen die Überschallnadeln aus den Gauß-Karabinern unter die Helme, ins Genick.
    Ich werde getroffen, aber es interessiert mich nicht. Ich fordere unser Glück heraus. Ich suche nach

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