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Krieg im Himmel

Krieg im Himmel

Titel: Krieg im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith
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gehen.«
    Mein Ausdruck gespielten Schmerzes verwandelte sich in Gelächter. Der Heide schüttelte voller Mitleid den Kopf. Das machte mich wütend. Hier gab es für einen gebrochenen alten Menschen wie ihn nichts zu bemitleiden. Er befand sich in der Nähe eines weiterentwickelten Wesens. Ich stellte mir vor, wie die beiden in ihre Bestandteile zerlegt wurden, technisch am Leben erhalten, um dann zusammengenäht zu werden, an ein Biofeedbackgerät angeschlossen, damit sie sich gegenseitig spüren konnten, dazu gezwungen, in Todesqualen zu singen. Ich spürte, wie ich einen Steifen bekam.
    »Ich kann nicht getötet werden, aber mein Körper ist dazu in der Lage, es zu tun. Also müsst ihr mich auf unbegrenzte Zeit hier festhalten oder mich töten.« Ich konzentrierte mich auf Mudge. »Du wirst mich nicht töten, Mudge, nicht wahr? Wir waren sehr gute Freunde.« Alles nur gespielt.
    »Du empfindest gar nichts mehr für Morag?«, fragte der Heide.
    »Doch. Ich bin schließlich kein Monster. Sie war gut zu ficken. Ich habe sie aufgebaut. Ich hatte mich schon darauf gefreut, sie wieder runterzureißen, bis sie weniger ist als das, was sie war, als ich sie fand. Es gibt nichts Traurigeres als ein geborenes Opfer, das glaubt, eine vollwertige Person zu sein. Meint ihr nicht auch? Ich wette, sie gibt eine sehr hübsche Leiche ab. Ihr solltet sie benutzen. Mehr kannst du dir mit deiner väterlichen Lüsternheit sowieso nicht erhoffen, alter Mann.«
    Der Heide zuckte zusammen, als hätte er einen Schlag erhalten.
    »Ich bitte dich! Ich spreche doch nur aus, was wir alle gedacht haben. Es ist so befreiend, endlich die Wahrheit sagen zu können. Findet ihr nicht auch?«
    »Du Drecksack«, blaffte der Heide mich an. »Du hast überhaupt nichts aufgebaut. Alles, was sie war, hat sie selbst erschaffen.«
    »Ich verstehe, warum es dir Unbehagen bereitet, einen missbrauchten Teenager zum Zweck der Selbstvervollkommnung zu vögeln. Weil es sich anfühlt, als würdest du sie benutzen, nicht wahr? Trotzdem hat eigentlich keiner von euch jemals etwas gesagt, richtig?«
    Ich genoss diese Gelegenheit, so ehrlich zu sein, aus tiefstem Herzen. Genauso genoss ich den angewiderten Ausdruck auf den Gesichtern der beiden, weil ich wusste, dass der Heide und Mudge tief drinnen einen kleinen Rest Zweifel hegten, ein Körnchen Selbstverachtung, weil sie so schwach waren. Auf den Punkt gebracht: Sie wussten, dass ich die Wahrheit sagte.
    Ich beobachtete, wie sich Mudges Haut spannte, als er schrie. Dann riss sie auf und legte den Knochen frei. Er sah aus wie ein sezierter Frosch.
    »Wenn du weiter so redest, wirst du damit nur erreichen, dass Jakob sich als doppelt so großes Arschloch fühlt, wenn wir ihn zurückholen können«, sagte der Heide.
    »Hör nicht auf ihn. Er versucht nur, eine Reaktion zu provozieren«, sagte Mudge zum Heiden. »Das ist nicht Jakob. Das ist eine Puppe mit Demiurgs Hand im Arsch.«
    »Ich wette, genau das würde dir sehr gefallen, oder etwa nicht, du Schwuchtel?«
    Zu meiner Belustigung war es der Heide, der zusammenzuckte, als er das Wort hörte. Mudge lachte nur, wenn auch ohne Humor.
    »Zu mehr bist du nicht imstande? Sprüche von halbstarken Schulkindern? So etwas habe ich schon oft gehört. Das ist ein sehr altes Wort ohne jede Bedeutung. Heute wird es eigentlich nur noch von rückständigen Zeitgenossen benutzt.«
    Ich lächelte über die Ironie, dass jemand wie er mich als rückständig bezeichnete.
    »Aber du hast es schon mehrmals gehört, nicht wahr ? Es hat wehgetan, nicht wahr ? Es kam immer in sehr bösen Momenten, nicht wahr ? Armer Mudge, dein Leben ist eine einzige Überkompensierung, nicht wahr ?«
    »Du bist auf einmal so philosophisch geworden.« Sarkasmus, aber ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er keineswegs glücklich war.
    »Wie geht es deinem Niggerfreund?«
    »Noch so ein altes Wort? Du klingst genauso wie dieses Arschloch Messer in Crawling Town.«
    Aber ich hatte bemerkt, wie er zusammengezuckt war. Ich benutzte das Wort nicht, um den Unterschied der Hautfärbung zwischen Merle und mir zu benennen, sondern wegen der hasserfüllten Bedeutung. Ein Rassist ist ein Idiot, der einen Gegner anderer Herkunft unterschätzt. Rassismus ist eine Position der Angst, ein Rassist ist jemand, der sich auf Kosten anderer erheben möchte. Hass und Gewalt sind natürliche Zustände des Menschen, unser Fragment der Göttlichkeit. Jeder von uns ist eine Insel, ohne Verbindung, ein unerschöpfliches

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