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Krieg im Himmel

Krieg im Himmel

Titel: Krieg im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith
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    Es war wie eine Geburt. Mit Licht, Schmerz und Feuer. Alles an mir, das schwach war – all die Angst, die Selbstverachtung, die lähmende Abhängigkeit von anderen Schwächlingen –, wurde aus mir herausgebrannt. Es war die Befreiung nach der Operation an der Seele.
    Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich weggetreten war. Ich wusste nur, dass sie inzwischen weitergezogen waren. Sie waren geflohen. Trotz ihrer Verblendung mussten sie verstanden haben, wie sinnlos es war, sich zu verstecken. Es war nur eine Frage der Zeit, bis man sie aufspürte und sie entweder ausgelöscht oder im schwarzen Feuer geläutert wurden.
    Ich probierte meine interne Kommunikation aus. Nichts. Man hatte sie tatsächlich entfernt. Ich blickte auf meine Seite und sah das Gel über der Operationsnarbe, wo man den Transponder herausgeschnitten hatte. Ich fluchte leise.
    Ich befand mich in einer Höhle, wo auch sonst. Diese war klein. Der Höhleneingang war mit einer Plane abgedeckt, die sich leicht im unterirdischen Wind bewegte. Ich konnte gerade noch das Geräusch von fließendem Wasser ausmachen – unter dem Geschrei von Rannu, der jemandem schwor, ihm die Genitalien abzuschneiden und in den Mund zu stopfen. Auf Latein. Ich lächelte und hoffte, das jemand über die nötige Bildung verfügte, um Flüche würdigen zu können, die in einer toten Sprache geschrien wurden. Doch ich bezweifelte es.
    Ich lag auf einer Pritsche mit Flecken aus getrocknetem Blut. Mein Knie, mein Gesicht und weitere Stellen waren mit MedGel versorgt worden. Ich hatte Lust, es wie Wundschorf abzuziehen. Mein Heilungsvermögen war bereits beschleunigt, aber ich griff auf die fremden Bionaniten in meinem Organismus zu und programmierte sie darauf, meine Verletzung noch schneller heilen zu lassen. Ohne die Verbesserungen durch den menschlichen Erfindungsgeist waren sie sehr primitiv. Die Tatsache, dass wir aus einer fremdartigen Alien-Spezies etwas machen konnten, mit dem wir uns technisch aufrüsteten, war ein klarer Hinweis auf unsere Überlegenheit und unser Recht auf Dominanz. Ha, ha .
    Ich war mit sehr stabil wirkenden Metallbändern gefesselt. An schweren Ketten, die im Fels verankert waren. Die Bänder waren über meinen Hand- und Fußgelenken verschweißt worden. Ich würde mich nicht allzu hastig von hier entfernen können. Ich hoffte, die Sache lief nicht auf unappetitliche Dinge hinaus, indem ich mich besudelte und versuchte, meine Besucher mit Erbrochenem anzugreifen.
    Die Plane wurde zur Seite geschoben, und ein besorgt wirkender Heide und Mudge traten in die Höhle. Ich bemühte mich, eine Maske aus Beunruhigung und Angst aufzusetzen.
    »Jungs, was ist hier los? Wo zum Henker sind wir? Was hat das Geschrei zu bedeuten? Und warum bin ich in Ketten gelegt?«
    »Was ist das Letzte, woran du dich erinnerst?«, fragte der Heide.
    »Der Überfall.« Ich riss die Augen auf. »Die Graue Lady … verdammt! Was ist hier los?« Ich versuchte mich zu erinnern, wie es war, ständige Angst zu haben, und legte es in meinen Tonfall.
    »Du wurdest gefangen genommen«, erklärte mir der Heide. Sein besorgter Gesichtsausdruck war so erbärmlich, dass ich ihn am liebsten angespuckt hätte. Ich sah, wie sich seine leere Hauthülle aufwölbte und bewegte. Eine der Fliegen, die seine Leiche animierten, krabbelte ihm über das Gesicht.
    »Ich kann mich …«, begann ich kopfschüttelnd.
    »An nichts erinnern?«, sagte Mudge mit hörbarer Wut.
    »Was ist passiert?«
    »Du hast sehr viele Kiwis getötet, einschließlich DogFace«, teilte Mudge mir mit.
    Scheiße, nur DogFace. Warum hatte Demiurg ausgerechnet DogFace wie Rolleston aussehen lassen? Vielleicht hatte es etwas damit zu tun, dass beide Klauen benutzten.
    »Morag?«, fragte ich. Der ängstliche Tonfall meiner Stimme weckte in mir das Bedürfnis, mich zu erbrechen. Ich wäre fast gestorben, als ich das traurige Gesicht des Heiden sah.
    »Es tut mir sehr leid, Jakob …«, sagte er.
    Ich versuchte mich zu erinnern, wie es ging. Die Pantomine der Emotionen, die ich zum Ausdruck bringen sollte.
    »Nein …« Für den Anfang ein wenig Entsetzen, dachte ich. Vermischt mit Leugnen. Aber in meinen Ohren klang es falsch. Ich wollte lachen, als ich sah, wie Blut an der Höhlenwand herunterlief.
    »Erspar es uns«, sagte Mudge. »Wir haben das alles bereits mit Rannu durchgemacht. Du kannst jetzt mit den geschmackvollen Auslassungen zum Thema Genitalien auf Latein anfangen, wenn du möchtest. Wir lassen dich nicht

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