Krieg im Himmel

Strange los. Sie drehte sich um und zischte mich an, aber sie ließ zu, dass Morag die Arme um sie legte und sie wegbrachte. Morag warf mir über die Schulter einen Blick zu, der mir sagte, dass alles nur meine Schuld war.
    Ich spürte, wie Heckschütze mein Hemd packte und mich zurückdrängte, so dass ich über dem Teich hing. Ich wehrte mich nicht, blickte ihm in die Linsen. Ich fragte mich, ob er wirklich glaubte, mir etwas antun zu können.
    »Wenn jemand von meinen Leuten dir wehtun will, dann lässt du es zu«, erklärte er mir.
    Dafür war es zu spät. In seinen Augen hatte er bereits versagt, weil er seine Leute nicht beschützen konnte. Nicht nur die Tatsache, dass wir ein paar von ihnen getötet hatten, sondern auch, weil wir noch am Leben waren. Ich sah ihn schweigend an.
    »Wir vergeuden nur unsere Zeit«, sagte Mudge ungeduldig.
    »Wenn das hier vorbei ist, kommt die Abrechnung«, erklärte Heckschütze mir.
    Ich nickte.
    Er zog mich zurück auf den Weg. Dann gingen wir den Sims vor dem Landsknecht hinauf. Morag blieb bei Strange und hielt das schluchzende Mädchen weiter in den Armen.
    »Bist du dir sicher, dass er es ist?«, wollte Cat von Mudge wissen. Ich konnte ihren Gesichtsausdruck nicht deuten.
    Er zuckte mit den Schultern. »Es würde mich überraschen, wenn jemand anderer es schafft, sich so sehr in Selbstmitleid zu ergehen.«
    »Er ist es«, sagte Morag. Ihr Tonfall drückte Zurückhaltung, ihre Körpersprache Wut aus.
    »Das ist Kopuwai . Er wurde nach einem hundeköpfigen Ungeheuer benannt. Es war der Mech von DogFace«, erklärte Mutter mir. In ihrer Stimme schwang kaum beherrschter Zorn mit. Ich glaube, die Trauer um DogFace hatte in der Abgeschiedenheit fern von neugierigen Augen stattgefunden.
    Kopuwai war wie der riesige Metallgeist von DogFace, der auf mich herabblickte und über mich urteilte. Ich schluckte und nickte. Es gab nicht viel, was ich hätte sagen können. Irgendwo war ihnen klar, dass ich es nicht gewesen war, aber jeder Widerspruch hätte jetzt wie eine Rechtfertigung geklungen.
    Ich sah mir ihre Gesichter an. Der Heide zeigte am wenigsten Feindseligkeit, aber er wollte mir nicht in die Augen blicken. Merle stand neben ihm. Trotz des MedGels sah ich die Narbe, die er mir zu verdanken hatte. Er verzog den Mund zu einem zornigen Grinsen.
    »Ich glaube, Jakob versteht, was wir alle empfinden …«, begann der Heide.
    Heckschütze und Mutter bedachten ihn mit verächtlichen Blicken, worauf er verstummte.
    »Wie geht es deinem Arsch?«, fragte ich.
    Der Heide reagierte leicht schockiert auf die Frage, aber ich musste die Leute ablenken.
    »Hab etwas Fleisch verloren, schlimme Narbe«, antwortete er.
    »Er will nicht, dass ich es mir ansehe«, sagte Mudge im Versuch, die Situation aufzulockern. »Merle darf gucken, aber ich nicht. Das ist eine unzulässige Bevorzugung!«
    »Merle ist ausgebildeter Sanitäter«, erklärte der Heide genervt. Offenbar hatten sie diese Diskussion schon mehrmals geführt.
    »Wir müssen die Fakten für die Nachwelt aufzeichnen.«
    Darüber mussten einige Leute lächeln.
    Während alle zu Mudge blickten, trat ich in Aktion. Ich packte den Griff von Cats Void Eagle. Die Pistole steckte an ihrer Hüfte im Holster. Der SmartModus hielt die Waffe fest, aber damit hatte ich gerechnet. Ich überspielte einen alten Code, den ich vom Vikar gekauft hatte und mit dem sich SmartHolster knacken ließen, von meinem Palm-Interface in die Pistole. Das Holster leistete einen Moment lang Widerstand, während den Leuten klar wurde, dass etwas vor sich ging, und sie langsam reagierten. Der Code des Vikars setzte sich durch. Die Pistole lag schwer und beruhigend in meiner Hand. Ich trat von allen anderen zurück und hob die Waffe.
    Mudge zog seine Sig, war sich aber nicht sicher, was er damit machen sollte. Der Heide wich mit verwirrter Miene zurück, ließ seinen Stab fallen und griff nach seiner Handwaffe. Cat versuchte zuerst, mich an der Aktion zu hindern, doch dann löste sie die abgesägte Pumpgun, die sie sich auf ihrer anderen Seite ans Bein geschnallt hatte. Sie richtete die Waffe auf mich. Mutter, Strange und Heckschütze zogen ihre Maschinenpistolen, aber sie waren wesentlich langsamer. Die Magazine ihrer Waffen entfalteten sich noch, während die anderen längst einsatzbereit waren. Salem trat einfach nur ein paar Schritte zurück. Sein Gesicht war dieselbe ruhige Maske wie seit meiner Ankunft.
    Merle griff nicht nach seiner Waffe, weil er in den Lauf der