Krieg im Himmel
ihr Zorn nachließ, erkannte ich, wie bestürzt sie war.
»Morag, wir müssen wirklich miteinander reden«, sagte ich behutsam.
»Es gibt kein wir , über das wir reden könnten, Jakob.«
Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte. Es fühlte sich immer noch wie ein kaltes Messer an, das mir zwischen die Rippen geschoben wurde.
»Aber sicher. Du würdest nicht ständig versuchen, mich umzubringen, wenn ich dir egal wäre.«
»Als du besessen warst, hast du wenigstens die Wahrheit gesagt.« Damit stürmte sie davon.
Das war ja richtig gut gelaufen, dachte ich. Und jetzt konnte ich nicht einmal zu Mudge gehen, um zu saufen, Drogen zu nehmen und mich trösten zu lassen. Er hatte seine eigenen Probleme. Die einzige Person, die noch mit mir sprach, abgesehen von Salem, war Cat, und sie ließ immer wieder ihr Missfallen durchblicken, dass ich mit der Grauen Lady geschlafen hatte. Verständlich, dass sie in diesem Punkt auf Morags Seite stand.
Es war das erste Mal, dass ich Dinas Emrys von außen sah. Obwohl es eine Bibliothek war, wirkte es wie eine riesige Festung, die sich über mehrere Berggipfel erstreckte, die es mit den höchsten Erhebungen der Highlands aufnehmen konnten. Die Festung machte einen sehr alten Eindruck. Sogar noch älter als die von Touristen heimgesuchten Ruinen der Burgen, die ich als Kind in Schottland gesehen hatte.
Es war dunkel. Der Mond war voll und wirkte näher als in meiner Erinnerung. Der Heide hatte mir gesagt, dass Nuada eine Affinität zum Mond hatte. Es war kalt, und der Wind wehte kräftig genug, um die Kleidung unserer Avatare flattern zu lassen. Die Luft roch frisch und schien nur ein wenig dünner als sonst zu sein. Außerdem freute mich, dass sie nicht nach öligen Fürzen stank. Hier fühlte ich mich unglaublich leicht, weit entfernt von meinem Körper und der Hochschwerkraft von Lalande 2. Eine gute Programmierung. Ich genoss den sternenübersäten Nachthimmel, nachdem ich viel zu lange unterirdisch gelebt hatte.
Der Kreis bestand aus Pfählen. Auf jedem steckte ein gruseliger Schädel. Das Unheimliche daran war, dass sie so unterschiedlichen Avataren wie Drachen, bizarren Aliens und selbst Zeichentrickfiguren gehörten, abgesehen von den relativ normal aussehenden menschlichen Schädeln. Der Heide hatte mir versichert, dass sie alle Trophäen von anderen Hackern waren, die er aus verschiedenen Gründen im Netz erledigt hatte. Es klang fast, als wären sie sein ganzer Stolz. Das Gebilde war ein Geisterzaun und ein typischer Voodoo-Zauber des Heiden, den er mit der Nachkonstruktion des Aalnetzes geschaffen hatte, das er von Heckschütze bekommen hatte. Es war unser optimistisches Eindämmungsprogramm.
Alle Schädel blickten ins Zentrum des Kreises, wo ein großer Scheiterhaufen brannte. Das Feuer war die einzige Wärmequelle hier draußen, und der Holzrauch roch wie die Lagerfeuer, die ich als Kind und während meines jüngsten Ausflugs in die Highlands gemacht hatte. Einen Moment lang dachte ich daran, wie es wäre, wirklich in den Highlands zu sein, mit einem Whisky in der Hand und meinen natürlichen Arm um Morag gelegt. Ich blickte zu ihr hinüber. Sie trug wieder ihren Annis-Avatar. Im Gegensatz zum virtuellen Jerusalem passten sowohl sie als auch der Heide in seiner Druidengarderobe in diese Umgebung. Heckschütze mit seinem federnbesetzten Mantel und dem Speer wirkte ein wenig deplatziert, aber er hielt sich wacker.
Salem hatte darum gebeten, nicht an diesem Ritual teilnehmen zu müssen. Weil so etwas wirklich nicht sein Ding war. Das war kein Problem, weil wir draußen jemanden brauchten. Salem beobachtete alles auf einem Monitor, der an den Festspeicherwürfel angeschlossen war. Der Heide hatte Dinas Emrys aus seinem Stab in den Würfel kopiert. Ich vermutete, dass er darin so etwas nicht haben wollte.
Der Heide hob die Hände zum Nachthimmel. Keine Blitze begleiteten die Geste, was für ihn ungewöhnlich war, aber der Wind frischte auf und ließ mich wanken. Er entfachte das Feuer und peitschte das Haar und den Bart des Heiden, als der Hacker gegen den Wind anschrie. Ich hoffte, dass der Heide für den Wind verantwortlich war und nicht Nuada.
»Ich wende mich gen Norden, gen Findias, die strahlende Silberfestung, die Festung der Mächtigen, die Festung des Mondes, die Festung der Geister und der Tapferkeit. Das Heim von Nuada mit der Silberhand, dem ersten König der Tuatha Dé Danann, dem Herrn der Triumphe, dem Herrn der Konflikte, der die Macht über Kraft
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