Krieg im Himmel
und Stärke hat.«
Mach weiter, Heide, dachte ich. Gib dir Mühe. Er legte sich wirklich mächtig ins Zeug, während der Wind an uns zerrte.
»Dem das Schwert gehört, dem niemand entfliehen kann, das Schwert, das Fleisch sucht, das Schwert, das Stein und Metall zerschneidet«, fuhr der Heide fort.
Diese alten Göttern ließen sich sehr gern sagen, was für tolle Kerle sie waren. Ich hörte den Schrei eines Raubvogels und blickte nach oben. Ich konnte ihn gerade noch erkennen, als Schatten vor dem Dunkelblau des Nachthimmels. Ein nachtaktiver Adler war etwas sehr Ungewöhnliches. Der Wind wehte noch heftiger. Jetzt glaubte ich nicht mehr, dass der Heide für diese Spezialeffekte verantwortlich war.
»Herr der Schlachten, Herr der Heere, wir ersuchen dich, uns in dieser Nacht zu erscheinen!«, schrie der Heide in die Nacht.
Wir ersuchen dich zu erscheinen? Diese Arschkriecherei war natürlich nur die Verkörperung eines sehr komplizierten Codes.
Der Wind ließ plötzlich nach und wehte dann wieder wie vor dem Ritual.
»Das war wirklich beeindruckend«, sagte ich.
Alle drei Hacker bedachten mich mit bösen Blicken.
»Ich habe den Wind nicht gemacht«, sagte der Heide. »Auch nicht den Adler.«
»Es ist definitiv etwas geschehen.« Morags Stimme klang, als würden Steine aneinandergerieben. Heckschütze nickte. Ich versuchte, näher an die nachgemachte Wärme des Feuers heranzurücken.
»Es war ein mächtiger Vorfahr, den du angerufen hast«, sagte Heckschütze. Offenbar wollte er den Heiden trösten.
»Äh, Leute, ist das richtig so?«, fragte ich. Vor den Holzpfählen mit den abgehackten Köpfen stand jeweils eine geisterhafte Gestalt. Sie sahen wie die ursprünglichen, übel zugerichteten und blutüberströmten Besitzer der Schädel aus. Einige passten zur Umgebung, was man von der Zeichentrickkuh allerdings nicht behaupten konnte.
»Der Geisterzaun«, sagte der Heide.
»Da ist etwas im Feuer«, warnte Heckschütze.
Eine Gestalt schien die Flammen in sich hineinzuziehen. Unter der straff gespannten schwarzen Haut strahlte die Glut durch komplexe Spiralmuster, den Mund und die Augen. Das Wesen griff ins Mondlicht, dann hatte es das Heft eines mondsichelförmigen Schwerts in der Hand. Es war nicht ganz dasselbe Wesen, das ich gesehen hatte, als Morag mich in IHR Bewusstsein mitgenommen hatte. Diesmal machte es einen zornigen Eindruck, aber es hatte wieder einen Silberarm. Eigentlich war »zornig« keine gute Beschreibung. Hitze strahlte von ihm aus, was uns alle veranlasste, einen Schritt zurückzuweichen.
Die Gestalt bewegte die Hand. Die Geister im Zaun krümmten sich und schrien wie gepeinigte Seelen, aber der Kreis brach nicht auf. Nuada schien um seine Selbstbeherrschung zu kämpfen. Er nahm lange, keuchende Atemzüge aus Rauch und Feuer.
»Ihr wisst, dass euer Leben verwirkt ist, wenn ich diesen Kreis aufbreche«, sagte er schließlich, wobei Flammen über einen Mund voller obsidianschwarzer Fangzähne leckten. Seine Stimme war ein grollender Bass, der klang, als hätte er seinen Ursprung irgendwo südlich der Hölle.
»Ja, die Frage ist, ob du ihn aufbrechen kannst, bevor ich Rannu ins System einklinke«, sagte ich. »In ihm ist ein Fragment von Demiurg.«
Nuada bäumte sich auf. Rauch und Flammen umwirbelten ihn wie eine Spirale. Man musste ihm zugutehalten, dass er sich nicht mit Wie-könnt-ihr-es-wagen?-Reden aufhielt. Ich konnte die Macht, die von ihm ausstrahlte, sogar durch den Geisterzaun spüren. Diese Wesen schienen in ihrer elektronischen Welt nicht zimperlich zu sein. Ich war mir ziemlich sicher, dass von mir nicht mehr als eine verkohlte Leiche zurückblieb, wenn mein angeblicher Schutzgott die Chance dazu erhielt. Das vermittelte er mit dem buchstäblich brennenden Blick seiner Augen. Die verbalen Drohungen konnte er sich sparen. Doch die Erwähnung von Demiurg hatte eine sichtbare physische Auswirkung auf ihn: Der Name schien wellenförmig durch Flammen, Rauch und Fleisch zu laufen. War das sein persönlicher Ausdruck von Furcht?
»Was wollt ihr?«, grollte er schließlich.
»Ich will, dass du Rannu befreist. Indem du Demiurg austreibst oder wie auch immer. Hauptsache, ich bekomme meinen Freund zurück.«
»Und wenn das nicht möglich ist?«
»Dann ist das, was auch immer sich hier drinnen befindet« – ich tippte mir gegen den Kopf –, »verloren, wenn wir Rannu in dieses System einklinken.«
»Für deine Leute steht genauso viel auf dem Spiel wie für die Tuatha Dé
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