Krieg im Himmel
essen.
Salem hatte nachgesehen, ob Nuadas Käfig noch da war. Er war noch da. Ich hatte ihn gezwungen, mir hoch und heilig zu versprechen, sich die Sache nicht genauer anzusehen. Er hatte sich mit mir gestritten, dann aber nachgegeben. Ich war mir ziemlich sicher, dass er zu seinem Wort stand, aber das hatte ich auch vom Heiden gedacht. Ich mochte den Alten. Seine Anwesenheit wirkte beruhigend.
Es war gut, sich mit Salem unterhalten zu können, während das Maori-Kontingent nicht viel mit mir zu tun haben wollte und Merle, der Heide, Mudge und Morag mir aus unterschiedlichen Gründen aus dem Weg gingen. Der Heide war kaum noch in der Lage, mir in die Augen zu blicken, und ich wollte es ihm auf keinen Fall zu einfach machen. Ich glaube, es war hauptsächlich sein schlechtes Gewissen, das ihn dazu antrieb, das Anrufungsritual bzw. -programm vorzubereiten. Merle dagegen schien nicht der Ansicht zu sein, sich bei mir wegen irgendetwas entschuldigen zu müssen.
Rannu schrie einfach nur weiter, so lange er konnte. Seine Stimme nahm Schaden und veränderte sich hörbar, aber die Menge der Beruhigungsmittel, die wir ihm geben konnten, war begrenzt. Ich versuchte mich neben ihn zu setzen, doch schon kurz darauf suchte er nach Möglichkeiten, mir etwas anzutun und mir Schmerz zuzufügen. Inzwischen kannte »es« uns sehr gut. Ich musste ihn allein lassen.
»Weißt du, dass wir unsere Zeit vergeuden?«
Ich saß auf einem glatten Felsblock, der die Wasseroberfläche durchbrach, und versuchte, die beiden Klingen wieder anzubringen, die Rannu als Dolche benutzt hatte. Es überraschte mich, Morags Stimme zu hören, aber sie war ohne jede Emotion. Ich drehte mich um und blickte zu ihr auf. Auch ihr Gesicht zeigte keine Gefühlsregung. Sie trug ihre beheizte Inert-Rüstung, eine Mütze und einen Schal. Ihr Atem kondensierte in der kalten, dunklen, tiefen Höhle.
»Willst du irgendwohin gehen und reden?«, fragte ich. Vor diesem Moment hatte ich mich gefürchtet, aber irgendwann mussten wir miteinander reden, und hier konnte uns jeder sehen. Außerdem würden die anderen hören, wie die unvermeidlichen Echos durch die Höhle hallten.
»Wir haben uns nichts zu sagen.«
Das verwirrte mich ein wenig. »Und warum reden wir jetzt miteinander?«
»Es geht nur um den Auftrag. Ich weiß, dass es sehr lange dauert, eine Flotte und Bodentruppen zu mobilisieren, aber sie machen es schon seit Monaten, und diese ganze Sache ist eine einzige Zeitverschwendung.«
Ich konnte nicht glauben, was ich hörte. »Was ist mit Rannu?«, fragte ich. »Er hat dich von Anfang an unterstützt.« Nachdem er mich zweimal windelweich geprügelt hatte. »Hast du irgendwann einmal an seine Frau und seine Kinder gedacht?«
»Ich glaube, wir müssen uns darauf konzentrieren …«
»Was zu tun? Du bist doch die große Taktikerin! Was willst du also machen?«
»Demiurg. Die Zitadelle«, sagte sie leise. In der Höhle wollte sie die Worte nicht zu laut aussprechen.
»Wie?«, fragte ich nach.
Sie wurde immer wütender. »Ich möchte Rannu genauso wiederhaben wie du, aber wir können so etwas nicht erzwingen. Ich gebe zu, dass ich nicht weiß, wie wir gegen Demiurg oder die Zitadelle vorgehen könnten, aber die Antwort befindet sich vielleicht in deinem Kopf.«
»Nein«, sagte ich. »Zuerst Rannu, dann mein Kopf.«
»Egoistischer Drecksack. Hier schwebt nicht nur dein Freund in Gefahr.«
»Nein, er ist auch deiner.«
»Lass uns wenigstens einen Blick in deinen Kopf werfen.« Jetzt klang sie verzweifelt.
»Der Heide hat dich geschickt«, stellte ich nüchtern fest. Schließlich hatte er mich in Gefahr gebracht, um an das heranzukommen, was sich in meinem Kopf befand, vorausgesetzt, dass sich irgendetwas darin befand.
»Glaubst du, ich würde aus eigenem Antrieb zu dir kommen, um mit dir zu reden?«, zischte sie mich an.
»Es tut mir leid …«
»Das will ich nicht hören. Wir brauchen das, was in deinem Kopf ist.«
»Nein. Wir dürfen auf keinen Fall das Risiko eingehen, dass sie davon erfahren, weil ich dann entbehrlich werde und die Drohung nicht mehr fruchtet. Seit wann bist du so verdammt skrupellos geworden?«
Sie sah mich an, als hätte ich ihr eine Ohrfeige verpasst. »Du hast kein Recht, so mit mir zu reden«, sagte sie kalt.
Ich holte tief Luft, als mir plötzlich bewusst wurde, wie groß meine Wut geworden war. Ich verstand nicht, warum Morag auf einmal bereit war, Rannu zu opfern.
»Glaubst, es wäre mir egal?«, wollte sie wissen. Als
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