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Krieg im Himmel

Krieg im Himmel

Titel: Krieg im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith
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los und stand vor Cronin, der sich unter Tränen des Schmerzes zusammenzureißen versuchte.
    »Er hat gewisse Neigungen. Wie ich bereits sagte, ist er ein großer Mann. Er hat andere Vorlieben als gewöhnliche Menschen wie wir.«
    »Was hat er getan?«, fragte Morag leise. Ich konnte hören, dass sie langsam zornig wurde.
    »Es gibt Orte, wo man Dinge tun kann …«
    »Snuffhäuser«, stieß Morag zwischen den knirschenden Zähnen hervor.
    »Es ist schon etwas kultivierter«, sagte er.
    »Also anspruchsvolle und exklusive Snuffhäuser«, fasste Mudge zusammen.
    Ich war beeindruckt, dass Cronin es trotz der Schmerzen schaffte, verärgert dreinzublicken. »Er ist einfach dorthin gegangen, um Menschen zu töten.«
    Ich hätte ihn fast getötet, als er bei diesen Worten einen Blick zu Annis warf. Sie starrte Cronin mit kaum beherrschter Wut an.
    »Er hat ihr Fleisch verändert«, fuhr Cronin fort. »Er hat sie zu etwas Neuem gemacht.«
    »Hat er dich mal dabei zusehen lassen?«, fragte Mudge angewidert.
    Die Antwort stand Cronin ins Gesicht geschrieben.
    »Also hat er gern Menschen gefoltert und sie dann ermordet?«, grollte Morag.
    »Nein! Sie verstehen es nicht. Es hat etwas mit seiner Vergangenheit zu tun …«
    »Was?« Der Heide beugte sich interessiert vor.
    »Ich weiß es nicht. Es war der Grund, warum die Clique ihn überhaupt rekrutiert hat, vor dem Krieg!«
    »Weil er ein Verrückter ist?«, fragte Mudge.
    »Nein, Sie verstehen es nicht. Er denkt weiter als wir, er hat unsere Moral transzendiert, die eigentlich gar nicht mehr unsere Moral ist …« Er suchte nach den geeigneten Worten, um es zu erklären, schien aber keine zu finden.
    Aber das mit der Moral war ein guter Punkt. Ich hatte über all die Dinge nachgedacht, die ich getan hatte, um zu überleben. Etwas war in der gesamten Menschheit zerbrochen.
    »Wie kommt es, dass wir nichts davon wissen?«, fragte ich den Heiden verärgert. »Wieso weiß Gott nichts davon?«
    »Anscheinend hat es keinerlei elektronische Spuren hinterlassen«, sagte der Heide, aber auch er schien verblüfft zu sein.
    »Das ist gut möglich«, sagte Morag. »Diese Einrichtungen legen sehr großen Wert auf Verschwiegenheit und die Privatsphäre ihrer Klienten. Keine Aufzeichnungen, keine Überwachung.« Sie starrte Cronin immer noch an, der unter ihrem Blick immer kleiner zu werden schien.
    »Du kennst diese Häuser?«, fragte ich.
    Sie richtete ihre Augen auf mich, die wie schwarze Teiche waren. Darin sah ich mich selbst als stark verkleinertes Spiegelbild. »Es gab immer wieder Gerüchte. Da war ein Junge … sein Name war Michael … der hübscheste Junge, den ich je gesehen habe. Eines Nachts kamen Leute, um ihn mit einem sehr teuren Flugauto abzuholen. Wir haben ihn nie wiedergesehen. Am nächsten Tag war MacFarlane plötzlich viel reicher.«
    »Das bedeutet nicht …«, begann Merle.
    Morag brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. »Er lügt nicht. Schaut ihn euch an.«
    Sie hatte recht. Der coole, ruhige und beherrschte Konzernmanager brach langsam zusammen, bis nur noch ein feiger Apostel übrig war.
    »Also ist Rolleston ein krankes Arschloch. Überrascht das irgendwen?«, fragte Mudge.
    »Irgendwie schon«, sagte ich. »Ich dachte immer, er wäre ein eiskalter Mistkerl, der nur seinen Job machen will und dem alles andere egal ist. Ich dachte, er wäre eher wie Merle und nicht unbedingt ein Psychopath. Nichts für ungut.« Erst während meiner Besessenheit und dann in der Zitadelle hatte ich einen Eindruck gewonnen, wie Rolleston wirklich war.
    »Kein Problem«, sagte Merle. »Ich sehe das genauso.« Es hatte mich nicht schockiert, dass sie zusammengearbeitet hatten, aber einige der anderen machten einen sehr unglücklichen Eindruck. Insbesondere Rannu. Merle wandte sich an Cronin. »Trotzdem finde ich, dass Sie jetzt endlich auf den Punkt kommen sollten.«
    Cronin zuckte vor ihm zurück. »Er hat sich zu früh mit Demiurg verbunden.«
    Alle im Raum reagierten sichtbar oder hörbar – bis auf Rannu. Mir wurde eiskalt. Es fühlte sich an, als würde jemand in meine Seele scheißen.
    »Rolleston und Demiurg sind eins?«, sprach Rannu meine Befürchtung aus. Seine Stimme klang gepresst, als würde er stranguliert. Ich wusste, wie es ihm ging. Wir beide hatten ein Fragment von Rolleston gesehen. Die ultimative Infiltration. Die ultimative Verletzung. Jetzt sah ich, wie sich so etwas wie Mitgefühl auf Annis’ hexenartigen Zügen zeigte. Das machte mir noch schlechtere

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