Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krieg im Himmel

Krieg im Himmel

Titel: Krieg im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith
Vom Netzwerk:
ich mir vielleicht eine Öljacke und Gummistiefel besorgen?
    Es goss immer noch. Die Herrlichkeit, an die ich mich aus meiner Jugendzeit erinnerte, wurde leicht gedämpft. Trotzdem verliehen der graue Tag und der strömende Regen der Landschaft eine herbe Schönheit.
    Ich wusste nicht, wo ich war, und ich wollte es auch gar nicht wissen. Ich hatte meinen internen Kom-Link abgeschaltet und war ohne Verbindung zum Netz, zu Gott und zur sogenannten Zivilisation. Wenn jemand mich aufspüren wollte, musste er sich anstrengen und Satellitendaten durchforsten, aber ich würde es ihm nicht allzu einfach machen. Ich wollte nicht darüber nachdenken, ob Morag nach mir suchte. Ich könnte es herausfinden, indem ich Gott fragte, aber ich schaffte es, der Versuchung zu widerstehen.
    Ein Schaf beobachtete mich misstrauisch. Ich ignorierte es. Wahrscheinlich gehörte das Tier irgendjemandem, also verzichtete ich darauf, es zu töten und zu schlachten. Ich befand mich am Hang eines großen Hügels, der vielleicht sogar ein kleiner Berg war, irgendwo im Nordwesten der Highlands, und blickte hinunter in ein Tal und auf das graue Wasser eines Lochs. Ich glaube, ich war nicht allzu weit vom Meer entfernt.
    Auf dem Hügel- oder Berghang wuchs hauptsächlich von Schafen gestutztes Heidekraut und niedriges Gestrüpp. Es gab auch ein paar vereinzelte Waldflächen. Ich hatte es geschafft, das Bike über die Feldwege, Schotterpisten und Matschpfade hinaufzubekommen und die Maschine am Ende eines solchen Pfades zu tarnen. Hier wollte ich mein Lager aufschlagen.
    Ich mochte diese Gegend. Auch mein Vater hatte sie sehr gemocht. Zu meinen schönsten Erinnerungen gehörten Momente in den Highlands, als ich mich an einen verwundeten Hirsch oder einen gefährlichen Bär oder Wolf herangeschlichen hatte. Die Bären und Wölfe waren im Park ausgesetzt worden, damit sich die europäischen Bestände erholen konnten.
    Es gefiel mir, unter den Sternen zu schlafen. Es machte mir Spaß, ein Lagerfeuer zu errichten und mein Essen selbst zu pflücken oder zu schießen und zu kochen. Es gefiel mir, dass jede neue Hügelkuppe einen weiteren wunderschönen Ausblick bot. Es gefiel mir, dass die Luft normalerweise zwar nicht frisch, aber zumindest natürlich roch. Es gefiel mir, dass es hier keine Menschen gab, die einen zwangen, sich auf die eine oder andere Weise mit ihnen auseinanderzusetzen. Und es gefiel mir sehr, dass ich hier mit niemandem reden musste.
    Wie konnte Morag sich dies entgehen lassen, um auf irgendeinem beschissenen Kolonialplaneten den Tod zu suchen? Ich versuchte, nicht an sie zu denken, während ich mir ein Plätzchen zwischen den Bäumen suchte, wo ich mein Zelt aufbauen und mich einrichten konnte.
    Es regnete immer noch. Wenigstens hatten die Schafe aufgehört, mich anzustarren. Ich hatte das Zelt aufgebaut und getarnt. Wegen des Regens hatte ich kein Feuer gemacht. Es war kalt – schließlich war es Herbst in den Highlands –, aber ich hatte mich warm eingewickelt und blickte durch die offene Zelttür in den Regen hinaus. Ich las immer wieder ein paar Passagen in einem der echten Bücher, die ich gekauft hatte, und trank Glenmorangie aus einer Blechtasse.
    Mir wurde bewusst, dass ich es vor mir hergeschoben hatte, doch schließlich öffnete ich den Koffer, den ich mir hatte liefern lassen. Ich betrachtete den Inhalt, der im Schein der Laterne schimmerte. Der Körper aus poliertem, handgefertigtem Messing ließ es wie ein Artefakt aus ferner Vergangenheit erscheinen. Ich griff in eine Seitentasche meines Rucksacks und zog die Skillsofts heraus, stöpselte sie ein und spürte das seltsame Kribbeln, mit dem die Daten in meinen Geist einsickerten. Skillsofts waren kein Ersatz für eine richtige Ausbildung, aber sie waren sehr nützlich für die Grundlagen und zum Einsteigen. Viel wichtiger war, dass man sich nicht so leicht darüber ärgerte, wie schlecht man war.
    Ich ging die einführenden Lektionen durch und nahm dann die Trompete aus dem Samtfutter. Hatte ich nicht schon immer Trompete lernen wollen? Mir war zuvor nie in den Sinn gekommen, dass ich tatsächlich dazu fähig sein könnte. Ich steckte das Mundstück auf, setzte das Instrument an die Lippen und machte mich auf ein grausames Geräusch gefasst. Als ich hineinblies, löste ich Panik unter den Schafen aus.
    Einige Zeit und ein paar Becher Glenmorangie später war ich zwar kein Miles Davis, aber die Geräusche, die ich erzeugte, klangen immer mehr nach Trompetentönen. Ich

Weitere Kostenlose Bücher