Krieg im Himmel
zumindest ungefähr.
»Auf Proxima wurde mein U-Boot wie eine Eierschale vom Druck zerquetscht«, antwortete Akhtar in sachlichem Tonfall.
»Das tut mir leid.« Mir fiel keine bessere Antwort ein.
Sie blickte mir in die Augen. »Leid? Ich gehöre zu den glücklichsten Menschen, die heute leben. In einer solchen Meerestiefe hätte ich eigentlich nicht überleben dürfen. Ich danke Allah jeden Morgen für die Fortsetzung meiner Existenz.« Davon war vermutlich kein Wort übertrieben. Was ich über Proxima gehört hatte, deutete darauf hin, dass man sich kaum eine schlimmere Umgebung vorstellen konnte.
»Was tun Sie hier?«, fragte ich.
»Ich habe Ihre Karriere verfolgt. Ihre terroristischen Aktiv …«
»Blödsinn«, unterbrach ich sie. Ich sprach mit solcher Leidenschaft, dass ich meinen Oberkörper mit Blut bespritzte.
»Wie bitte?« Das schien sie ganz und gar nicht glücklich zu machen. Wenn sie ein U-Boot-Kapitän der Royal Navy gewesen war und, falls ich mich richtig erinnerte, einer der mächtigeren Hackney-Familien entstammte, war sie es bestimmt nicht gewohnt, dass man ihr auf diese Art das Wort abschnitt.
»Wir haben nicht mit Angst gearbeitet, um unseren politischen Standpunkt durchzusetzen, sondern mit der Wahrheit, um etwas zu bewirken, während wir mit dem Rücken zur Wand standen.«
»Bloße Semantik.«
»Entweder das, oder es ist Propaganda, uns als Terroristen zu bezeichnen.«
Sie musterte mich eine Weile, etwa so wie der Offizier, der kurz davor stand, einen Unteroffizier zur Schnecke zu machen – oder wie auch immer man sie in der Navy nannte. Dann beschloss sie offenbar, nicht weiter darauf einzugehen.
»Wie auch immer wir Ihre Taten klassifizieren wollen, in jedem Fall sind Ihre Leistungen äußerst beeindruckend, wenn man die Widrigkeiten bedenkt, mit denen Sie sich auseinandersetzen mussten.«
»Haben wir nicht den Grundstein für Ihre Karriere gelegt?«
»Das gilt jedoch nicht für Ihre Raufereien mit der Polizei«, sagte sie, ohne auf meine Bemerkung einzugehen.
»Diese Polizisten haben es nicht anders verdient.«
»Vielleicht.«
»Da gibt es kein verdammtes Vielleicht.«
»Haben Sie gewählt?«, fragte sie zu meiner Überraschung.
»Was zum Teufel hat das damit zu tun?«
»Wir alle haben Ihre Übertragung gesehen. Wir alle haben gehört, was gesagt wurde, insbesondere Mr. Mudgies Rede über Demokratie. Wenn Sie wirklich etwas verändern wollen, müssen Sie sich dafür einsetzen. Andernfalls hätte Mr. Cronin recht. Dann wären Sie einfach nur Chaoten, die alles zerstören wollen.«
Ich sah sie eine Weile nur an. Sie erinnerte mich an die wenigen guten Offiziere, denen ich während meiner Dienstzeit begegnet war. Man vertraute ihnen. Zugegebenermaßen vertraute man ihnen, weil man wusste, wo man stand, und nicht, weil man glaubte, es würde ihnen ausschließlich um das Wohl ihrer Leute gehen.
»Sie haben ihnen erlaubt, mich zu verprügeln, nicht wahr?«, fragte ich lächelnd.
»Natürlich. Ich kann verstehen, dass Sie die Polizei nicht mögen, aber wir brauchen sie. Die Prügel waren der Preis, den Sie zahlen mussten, weil man Sie für den Widerstand gegen die Staatsgewalt nicht getötet hat.«
»Haben Sie den MI 5 aus dem Lagerhaus abgezogen?«
»Ja.«
»Warum?«
»Weil zu vermuten war, dass der Vikar mit Ihnen reden würde.«
»Wollten Sie auch mich foltern, um an meine Informationen heranzukommen?«
»Das war eine Entscheidung, die von der Clique getroffen wurde, nicht von mir.«
Was stimmte. Damals war sie schließlich noch gar nicht im Amt gewesen.
»Was wollen Sie also von mir?«
»Ich möchte, dass Sie Ihren Freunden helfen. Dass Sie der Clique noch einmal Schwierigkeiten machen.«
»Warum ich? Die bewaffneten Streitkräfte eines ganzen Landes unterstehen Ihrem Kommando.«
»Ja, und alle werden tun, was sie können, aber Sie sind sehr gut darin, die Clique zu ärgern.«
Das brachte mich zum Lächeln. Es tat weh.
»Reden Sie mit uns allen?«
»Mit so vielen wie möglich.«
»Einsatzbesprechungen unter vier Augen?«
»Sie und Ihre Freunde waren der wirksamste Stachel im Fleisch der Clique.«
Das ergab keinen Sinn. Abgesehen von meiner Karriere als sogenannter Terrorist stand sie viel zu hoch oben und ich viel zu tief unten.
»Sie haben andere Leute mit den gleichen Fähigkeiten wie wir. Sie sagen mir gar nichts, und solange Sie nicht offen zu mir sind, können Sie der Polizei sagen, dass wir noch nicht miteinander fertig sind, und ich finde, dass
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