Krieg im Himmel
sie ein Haufen Weicheier sind.«
Ich sah, dass Mike lächelte. Akhtar dachte eine Weile darüber nach. Das Schweigen hielt ungewöhnlich lange an. In dieser Zeit wurde mir bewusst, wie groß meine Schmerzen waren. Sie waren sehr groß, und das trotz der fast ununterbrochenen Beanspruchung meines internen pharmazeutischen Reservoirs.
»Wir sind verzweifelt«, sagte sie schließlich, was ich ihr sofort glaubte. »Was ich Ihnen jetzt erkläre, werde ich nicht wiederholen.«
»Wenn ich mich mit dem Heiden, Morag und den anderen wieder an die Arbeit mache, werden wir alles im Team diskutieren.«
Darüber dachte sie wieder eine Weile nach. Ich glaube, sie stand im Konflikt zwischen jahrelanger Erfahrung und ihrer Ausbildung, in der die große Bedeutung von Geheimhaltung betont worden war. In meinem Fall ging es um den Konflikt, dass ich jahrelang mit Aufträgen losgeschickt worden war, ohne dass man mir die nötigen Informationen gegeben hätte.
»Sie verstehen, wie diese Schlacht ausgefochten wird?«, fragte sie schließlich.
»Mit Flotte und Netz«, sagte ich. »Sie haben die Flotte, aber wenn ich die Gleichung Gott gegen Demiurg richtig verstanden habe, besitzen wir die Rechnerkapazität, um Gott mächtiger als Demiurg zu machen, der sich mit der Kapazität der vier Kolonialflotten begnügen muss.«
»Ja und nein«, sagte sie, was mich überraschte. »Theoretisch verfügen wir über die Rechnerleistung, aber seit Gott freigesetzt wurde, haben die meisten Regierungen ihre Systeme isoliert und ihre Ressourcen vom Netz abgekoppelt.«
Plötzlich verstand ich. »Also werden sie keine Kapazitäten beisteuern, weil das bedeuten würde, dass sie Gott wieder hineinlassen müssten.« Ich stöhnte.
»Was bedeutet, dass Demiurg vielleicht genügend Leistung aufbringt, um den Konflikt siegreich zu überstehen. Also läuft es auf Teilen und Herrschen hinaus.«
Die Kurzsichtigkeit des Ganzen war unfassbar.
»Was glauben diese Leute, was geschehen wird?«, wollte ich verärgert wissen.
»Vergessen Sie nicht, dass es sich weiterhin um eine unsichtbare Bedrohung handelt.«
»Sie haben den Kontakt zu sämtlichen vier Kolonien verloren!«
»Hier rennen Sie offene Türen ein«, sagte sie. »Aber da ist noch etwas.«
Ich wartete. Ich hatte das Gefühl, dass ich weitere Dinge erfahren würde, die mich wütend machten, weil ich der Dummheit anderer Leute hilflos gegenüberstand.
»Die Verteidigung der Erde ist nicht so undurchdringlich, wie man die Leuten glauben machen will.«
Ich schüttelte verzweifelt den Kopf. Ich hatte gewusst, dass die Heimatflotte der Erde aus Schiffen älterer Generation bestand, die man nach dem Dienst in den Kolonialsystemen nach Hause geschickt hatte. Ich wusste, dass diese Schiffe nicht so leistungsfähig wie die der Kolonialflotten waren, und dass es auch nicht so viele davon gab. Andererseits waren wir mit der Überzeugung aufgewachsen, dass die Erde mit ihrem Ring aus orbitalen Waffenstationen eine uneinnehmbare Festung war.
»Soll das heißen, dass alles gelogen ist?«, fragte ich.
»Nicht ganz. Es handelt sich um das gleiche Problem. Es ist schon schwer genug, alle dazu zu bringen, in den Kolonien gemeinsam gegen SIE zu kämpfen. Aber wenn der Kampf direkt vor unserer Haustür stattfinden soll, sind die Risiken ungleich größer …«
»Weil die Leute glauben, dass sie mehr zu verlieren haben – im Gegensatz zu ein paar Soldaten weit draußen in den Scheißkolonien!«
»Sie wollen zuerst ihr eigenes Land schützen, was durchaus verständlich ist.«
»Also stehen wir vor dem Problem, dass es keine koordinierte Verteidigung geben wird?«
Akhtar nickte. »Und einige könnten den Wunsch hegen, sich mit der Clique zu arrangieren.«
»Das würde die totale Kontrolle bedeuten!« Ich konnte es nicht fassen.
»Das könnte für manche die bessere Alternative sein als die mögliche totale Vernichtung.«
»Wunderbar! Was soll ich also jetzt tun? Losziehen und unter einer fremden Sonne sterben, weil die Regierungen der Erde zu dumm sind, um zusammenzuarbeiten?«
»Ja.« Wieder schien sie es völlig ernst zu meinen.
»Oh«, sagte ich. »Dabei springt nicht allzu viel für mich heraus.«
»Wohl wahr«, gab sie zu. Das Ganze wurde immer absurder.
»Sie sollten einen Nachhilfekurs in Mitarbeitermotivation machen.«
»Möchten Sie, dass ich Sie anlüge?« Guter Einwand.
»Vielleicht könnten Sie ein wenig sanfter zuschlagen.«
»Sie stecken sowieso in der Scheiße.«
»Ja, jetzt haben Sie’s
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