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Krieg um den Mond (German Edition)

Krieg um den Mond (German Edition)

Titel: Krieg um den Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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Magen protestierte immer lauter mit energischem Knurren gegen die gähnende Leere.
    Als Anne am Ende erschöpft Bilanz zog, musste sie mit Schrecken feststellen, dass sie vergessen hatte, die Reisezeiten zu berücksichtigen. In ihrer Unerfahrenheit und in ihrer Eile hatte sie sich übernommen.
    Alle Versuche, eine Lösung zu finden, wurden durch immer lauteres Rumoren ihres Hungers torpediert. Zuerst musste Anne ihren Magen beruhigen. Sie packte die ungelesenen Briefe und ihren Terminkalender in einen Karton und schleppte sie zum Auto. Auf dem Weg nach Hause machte sie einen kurzen Stopp bei McDonalds und holte sich am Autoschalter ein Maxi-Menü. Der Duft von Big Mäc und Pommes breitete sich in ihrem Wagen aus und ließ den Rest der Fahrt zu einer wahren Folter werden. Der Weg von Darmstadt nach Hofheim war ihr noch nie so lang vorgekommen. Annes Magen schien mit seinem Knurren dem Motor Konkurrenz machen zu wollen. Zu Hause stürzte Anne sich mit Heißhunger auf das Fastfood. Der große Becher Cola brachte sie so weit, dass sie sich wieder ans Internet setzen konnte. Sie kämpfte sich durch Routenplaner und die Seiten für Bahn- und Flugverbindungen. Wenn sie mit dem Auto nach München fahren würde, dann dort übernachten und am Morgen mit dem ersten Flieger nach Berlin ... Anne kam ins Schwitzen.
    Das ist ja schwieriger, als den Kurs einer Raumsonde durchs Sonnensystem zu berechnen!
    Bis Mitternacht hatte sie einen Plan, wie sie die verschiedenen Stationen am besten absolvieren konnte. Einige Termine mussten etwas verschoben werden, aber das waren nicht viele. Darum musste sie sich direkt morgen früh kümmern. Und die Kosten? Das sollten die Gastgeber schlucken. Sie hatte keine Lust, Fahrkarten und Hotels von ihrem Honorar zu begleichen. Schließlich würde sie unbezahlten Urlaub nehmen müssen.
    Als Anne am anderen Morgen aufwachte, raschelte etwas unter ihr. Verschlafen knipste sie das Licht an und fand den zerknitterten Brief eines Verehrers auf ihrem Kopfkissen. Richtig, den wollte sie noch gelesen haben. Ein Mann aus Stukenbrock war ganz begeistert von ihr und wollte sie heiraten.
    Stukenbrock? Wo liegt denn das?
    Er hatte ganz nett geschrieben und sich viel Mühe gegeben.
    Immerhin ist sein Brief mit mir im Bett gelandet, dachte Anne amüsiert.
    Sie strich den Brief glatt und legte ihn zusammen mit dem Brief aus Konstanz, der an ihr Fußende gewandert war, auf den Stapel der ungelesenen Verehrerpost zurück. Später würde sie sich darum kümmern. Jetzt musste sie sich beeilen. Mal wieder.
     
    In ihrem Büro wartete bereits neue Post auf Anne. Zum Glück waren es heute nur 15 cm und keine Kiste voll. Zeitungen waren auch keine da. Die Welt hatte neue Schlagzeilen gefunden.
    Dr. Bardouin bewilligte ihr den Sonderurlaub gerne. Immerhin waren Annes Auftritte eine gute Werbung für die ESA.
    Anne machte die Mittagspause durch und schaffte es gerade so, die nötigen Restarbeiten zu erledigen und die Anrufe zur Verschiebung diverser Termine zu tätigen. Ein Pizzadienst verhinderte erneute Störungen durch zu lautes Magenknurren. Heute Abend stand glücklicherweise nur ein Termin bei der Frankfurter Neuen Presse an, zu dem sie eben noch rechtzeitig erschien.
     
    In den nächsten Wochen änderte sich Annes Leben in einer Weise, die sie niemals für möglich gehalten hätte. Das relativ beschauliche Wissenschaftlerleben wurde ersetzt durch termingetriebene Reisetätigkeit. Ihr Büro wurde ersetzt durch Besprechungsräume in Redaktionen oder Aufnahmeräumen in Fernseh- und Hörfunkstudios. Statt an Formeln zu arbeiten, grübelte sie in engen Zugabteils an Vorträgen, die sie zugesagt hatte. Das waren die Briefe aus dem dritten Stapel gewesen. Die Job-Angebote, die auch in dieser Rubrik gelandet waren, legte Anne zunächst beiseite. Manches war nur albern, aber es gab auch seriöse Stellen, die für eine junge Wissenschaftlerin sehr interessant waren. Eine echte Versuchung. Vielleicht später.
    Anne hatte gelernt, sich selbst in kurzer Zeit so zu schminken, dass es einem Vergleich mit der Arbeit von Sina einigermaßen standhalten konnte. Wie gut, dass sie dort aufgepasst hatte. Auch ihre Garderobe hatte sich verändert, was zum einen daran lag, dass die Honorare einen größeren Spielraum ermöglichten als ihr bescheidenes Wissenschaftler-Einkommen. Zum anderen waren die öffentlichen Auftritte doch eine andere Welt, als der tägliche Gang in ihr kleines Büro.
    Die Verehrerpost reiste ständig mit. Anne nahm sie

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