Krieger der Schatten - Traumlos im Bann der Nacht (German Edition)
verschränkt, sah er wartend auf sie herunter, als sie ihn erreicht hatte. Konnte er sie nicht anschreien oder ihr wenigstens Vorwürfe machen, wie töricht sie doch war? Aber diese Ruhe machte sie wahnsinnig. Als sie vor ihm stehen blieb und den Kopf hob, kam er auf sie zu und zog sie fest an seine Brust, er umschlang sie mit seinen starken Armen und atmete tief ein.
Aus tränenverhangenen Augen sah sie zu ihrem Bruder auf, um nach Anzeichen zu suchen, die darauf deuteten, dass er wieder einmal stoned war, doch seine Pupillen waren normal und er tat etwas, das Jada erstarren ließ. Er grinste sie an.
Sein Grinsen wurde sogar noch breiter, als er sagte: „Guten Morgen, liebe Jada, hoffe gut geruht zu haben.“
„Guten Morgen, Isaac, möchtest du mir erklären, was das zu bedeuten hat? Erwartet mich der Rest drin?“, fragte Jada argwöhnisch und musterte ihn noch immer prüfend.
„Nein, der Rest ist nicht da. Es hat außer Imre, Istvan und mir keiner mitbekommen, dass du heute Nacht nicht hier warst. Istvan hat uns beruhigt, er war der Meinung, dass dir nichts geschehen wird. Ich stelle keine Fragen außer eine. Wie geht es dir? Es tut mir leid, wenn ich dich am See zu hart angepackt habe, aber du weißt, wenn meine Schwester leidet, gehen mit mir die Pferde durch. Ich habe die ganze Nacht auf dich in deinem Auto gewartet.“
Isaac war außer sich vor Wut gewesen, als Jada verschwunden war. Er wollte nach ihr sehen und fand das Zimmer, in dem er sie zurückgelassen hatte, leer vor.
Er hatte so getobt, dass er sogar zu seinem Waffenschrank gerannt war, um sich alles umzuschnallen, was er an Waffen zu bieten hatte. Und sein Arsenal war nicht unbedingt klein.
Zu guter Letzt war er mit einer Pistole und seinem Schwert bewaffnet bis an die Haustür gekommen, bevor Istvan ihn aufhielt. Dabei hatte er schon gedanklich die Bilder gesehen, wie er mit einem lauten Kampfgebrüll sein Schwert erhob und die mächtige, geschmiedete Klinge mit übernatürlicher Kraft und unsagbarer Gewalt durch Fleisch, Knochen und Sehnen seines Feindes schlug und er den Kopf dieses Bastards als Souvenir in den Händen hielt, aber als er auf Jada herabsah, verflogen seine Blutgelüste und Bedauern trat an deren Stelle.
Jadas Augen füllten sich mit Tränen und liefen ungehindert über ihre Wangen, sie war zutiefst verletzt und dabei ging es nicht darum, was sie war, sondern was aus ihr und Lajos werden würde. Nämlich nichts, rein gar nichts, er hatte sie ihrer Gefühle beraubt.
Isaac spürte den inneren Kampf seiner Schwester und drückte sie noch fester an sich. Er wollte, das sie Halt in seiner Umarmung fand und die Traurigkeit, die sich auf ihrem zarten Gesicht zeigte, verflog. Nur wusste er, dass es ein unmögliches Unterfangen war, denn als er gesehen hatte, wie sie diesen Krieger angesehen hatte, war es ihm nie klarer erschienen als in diesem Moment. Sie hatte bereits ihr Herz an ihn verloren.
Jada löste sich aus seiner Umarmung und räusperte sich: „Isaac, können wir für eine Weile so tun, als wären wir normal? Ich würde gern zur Schule fahren und im Moment einfach nur das normale Leben genießen. Wäre das möglich?“
Isaac hätte fast gelacht bei der Frage nach Normalität, denn sie waren alle noch nie auch nur ansatzweise normal gewesen. Aber wenn es das war, was sie sich wünschte, sollte es so sein.
„Wenn du das möchtest, mir ist es nur recht, ich werde dich zur Schule fahren, Imre und Istvan sind schon los“, sagte Isaac und öffnete die Haustür.
„Das musst du nicht, ich muss mich auch noch umziehen und eine Dusche wäre auch nicht so übel.“ Jada zog bei diesen Worten die Nase kraus und Isaac nickte zustimmend. Denn sie stank aus jeder Pore nach diesem Lamiakrieger. Bei diesem Geruch, den sie nicht wahrnahm, noch nicht, stellten sich seine Nackenhaare auf und sein Dämon kratzte unablässig an seinen Eingeweiden. Das penetrante Lamiablut brachte ihn durcheinander, seine Sinne waren angespannt und schalteten in den absoluten Kampfmodus. Gefühle wichen purem Hass und sein eigenes Blut lechzte nach dem Geruch der feindlichen Angst, denn nur durch Angst und Leid konnte sich sein Dämon voll transformieren und aus seinem Käfig ausbrechen. Er war zwar in all den Jahren tief gesunken, allerdings nicht tief genug, um seiner Schwester noch mehr Kummer zu bereiten. Er hingegen war seit langer Zeit schon seelenlos und ihm war es unwichtig, ob er in einem Kampf sein Leben verlor. Der unsagbare Hass und die
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