Krieger der Schatten - Traumlos im Bann der Nacht (German Edition)
musste innerlich lächeln. Der Wolf verliebt sich ins Geißlein, obgleich der Wolf die Kleine eigentlich eher fressen sollte. Die Ironie dabei war, dass Jada als Erste dem Wolf in den Pelz gekrochen war, obwohl auch sie die Hauptmahlzeit hätte werden können. Das Schicksal ging oft unergründliche Wege. Aber was Isaac ganz und gar nicht in den Kram passte, war das Leid, dass dieser Penner ihr mit seinem Spiel zwischen Nähe und Distanz zufügte. Kaum hatte sie sich an eine Situation gewöhnt, musste sie wieder damit zurechtkommen, dass er sie von sich stieß.
„Bitte, ich muss in die Schule. Und mir geht es gut. Aber danke“, schluchzte Jada und ergriff den Gurt.
„Jada, der Grund, warum du unbedingt in die Schule möchtest, heißt der zufällig Lajos? Und dass du so leidest, dafür ist er auch der Grund? Oder liegt es daran, dass du die Wahrheit kennst? Hat er dir auch die Wahrheit über sich erzählt?“, fragte Isaac mit zusammengebissenen Zähnen, als er den Motor startete.
„Isaac, ich bin Jada und er ist Lajos. Spielt der Rest denn noch eine Rolle? Ich verstehe, dass es für uns alle nicht ungefährlich ist, aber was soll ich machen? Ich kann nicht mehr ohne ihn leben und ich würde lieber sterben, als ohne ihn zu sein. Können wir jetzt in die Schule fahren?“
Sterben ?, dachte Isaac, das Wort würde sie noch früh genug aus ihrem Vokabular streichen. Und wenn sie erst einmal erfuhr, dass sie durch die Hand des Lamias sterben sollte, würde sie es sich sicher anders überlegen. So sehr es ihn danach gelüstete, ihr die Wahrheit zu erzählen, brachte er es nicht über sich, sie noch mehr leiden zu sehen und erst recht nicht, wenn er ihr diesen Kummer zufügte.
„Oh Mann, Jada. Na los. Aber das mit dem Sterben, das müssen wir noch mal besprechen.“ Isaac war sich nicht mehr so sicher, ob er jetzt noch wissen wollte, ob Vampire ein Herz besaßen, aber so viel stand fest: Dieser kleine Wichser würde seine Schwester nicht weiter diesen Qualen aussetzen.
Schweigend fuhren sie zur Schule, versunken hing jeder für sich seinen Gedanken nach, allerdings bekam Isaac immer mehr Lust, dem Idioten in den Arsch zu treten und seine Eingeweide zum Frühstück zu verspeisen. Auf der anderen Seite, das wusste Isaac, tat Lajos genau das Richtige und hielt Jada auf Abstand, er hatte keine andere Wahl. Auf der anderen Seite fragte sich Lajos, was er tun sollte.
Kapitel 10
Isaac fand Imre und Istvan, als er auf den Parkplatz der Schule fuhr, an das Heck von Imres Wagen gelehnt vor. Istvans Blick verdunkelte sich und seine Brauen senkten sich tief über seine tiefschwarzen Augen, als er Jada durch die Windschutzscheibe ansah. In unmenschlicher Geschwindigkeit bewegte er sich und noch bevor Jada reagieren konnte, wurde die Tür des Hummers aufgerissen und sie in seine Arme gezogen.
„Jada, ich dachte schon, du kommst nicht mehr. Tu mir das nie wieder an. Wenn du das nächste Mal der Meinung bist, nicht nach Hause zu kommen, dann ruf mich wenigstens an, okay?“, sagte Istvan und hielt sie auf eine Armeslänge Abstand, um sich zu vergewissern, dass sie keinen einzigen Kratzer hatte.
Stumm, mit dem Blick auf Isaac gerichtet, nickte sie. Ein nächstes Mal würde es nicht geben, so wie die Dinge im Augenblick standen.
Istvan kam ganz dicht an ihr Ohr, als er flüsterte:
„Er ist da und hat dich schon gesucht und er sieht nicht besser aus als du. Ich dachte, ihr seid ein bisschen weiter gekommen, aber ich habe mich wohl geirrt.“
Statt zu antworten, sah sie Imre an, der ihr zunickte und dann wieder in seiner Zeitung blätterte. Jada vermutete, dass Imres ständige Abwesenheit daran lag, dass er sich sein Gehirn schon weggekifft hatte oder aber ständig stoned war. Isaac zog Jada zum Abschied noch einmal zu sich heran und flüsterte:
„Und denk daran, gestorben wird nicht, dann würdest du das Schicksal von uns allen besiegeln.“ Und so würde es sein, wenn sie sich etwas antun würde, würden sie ihr alle folgen, egal wohin die Reise gehen würde. Und Isaac wäre der Erste.
„Darüber werden wir nicht mehr sprechen!“, sagte Jada, als Scham über ihre eigenen Worte sie erfasste.
Als Jada ausstieg und sich umdrehte, versteifte sie sich. Ganz oben an der Treppe stand er und sah sie an. Es war nur eine Sekunde, aber es kam ihr vor wie eine Ewigkeit. Sie sehnte sich so sehr nach ihm, dass ihr Herz anfing zu rasen. Alles um sie herum kam zu Stillstand, es gab nur sie und ihn.
Bis ... Bis ihr Bruder sie am Arm
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