Krieger der Schatten - Traumlos im Bann der Nacht (German Edition)
packte und somit den Blickkontakt unterbrach.
„Jada, es klingelt gleich, wir müssen los“, sagte Istvan, als er die Wagentür zustieß.
„Istvan, nehmt ihr Jada später mit? Oder soll ich sie abholen?“, rief Isaac ihnen hinterher, als sie schon die ersten Stufen erreicht hatten.
„Wir bringen sie mit“, antwortet Imre gedehnt.
Der Weg zum Klassenraum war wie ein Zwanzig-Kilometer-Marsch, nach der Nacht und den Ereignissen, die sie zu erdrücken drohten, brachte jeder Schritt, den sie tat, unvergessliche Qualen mit sich. Die Nähe zu ihrem Klassenzimmer steigerte dieses Gefühl nur noch.
Doch schon beim Betreten des Zimmers kam ein Mädchen auf sie zu. Sie war klein und dünn, ihre langen roten Haare waren ein zerzaustes Durcheinander.
Ihre großen braunen Augen sahen sie freundlich an. Jada wollte keinen freundlichen Small Talk, lieber würde sie ein bisschen Alien vs. Predator spielen.
„Jada, richtig? Ich bin Phoebe.“ Phoebe hielt Jada ihre Hand entgegen und kicherte nervös.
„Ja, hallo Phoebe.“ Immer schön freundlich bleiben, ermahnte sich Jada, obwohl sie innerlich genervt die Augen verdrehte. Wie gern würde sie jetzt auf etwas einschlagen, das sehr viel Ähnlichkeit mit Lajos’ Kopf hatte. Sie ließ ihren Blick durch die Klasse schweifen und fand, wonach sie suchte.
Grüne Augen waren unverhohlen und durchdringend auf sie gerichtet, glitten an ihrem Körper herunter und brannten sich erneut in die ihren . Seine Hände waren zu Fäusten geballt und lagen auf seinen Knien. In seinem Kiefer zuckte ein Muskel, als er seinen Blick weiter auf sie richtete. Ein Gewitter braute sich in Jada zusammen und wenn er nicht aufpasste, würde es in einem Donnerwetter enden.
„Ich wollte dich eigentlich nur etwas fragen: Ich gebe heute Abend eine Party und es kommen alle aus der Klasse, so können wir uns besser kennenlernen. Magst du auch kommen? Ich würde mich wirklich freuen.“
„Aber gern, Phoebe, schreibst du mir noch die Adresse und Uhrzeit auf?“
Lajos war schließlich nicht der Nabel der Welt und wenn er es so wollte, sollte er es so bekommen. Dann würde sie ihm eben zeigen, dass sie ihn nicht brauchte und auch gut ohne ihn zurechtkam, überlegte Jada und fragte sich im nächsten Moment, wem sie das weismachen wollte.
Diese Party war der letzte Ort auf der Welt, an dem sie sein wollte, und das Allerletzte war es, ohne ihn zu sein.
„Kein Problem, vielleicht magst du mich später in der Mittagspause begleiten, dann könnte ich dir noch ein paar andere Leute vorstellen. Besonders die Jungs, die mich die ganze Zeit schon nerven, wer du bist.“, Phoebe verdrehte mit gespielter Genervtheit die Augen.
„Klar, super.“
Jada zeigte in letzter Zeit nicht viel Interesse am Unterricht, sodass sie den Lehrer, der seine Tasche schwungvoll auf den Tisch warf, erst in letzter Minute als das, was er war, erkannte.
Sie ging langsam und gemächlich zu ihrem Platz, als hätte sie alle Zeit der Welt und ihr Lehrer, der mit der Unterrichtsstunde anfangen wollte, ganz und gar ihren Launen ausgesetzt war.
Sie saß gerade einmal für einige Sekunden auf ihrem Platz, als die Ansprache ihres Lehrers in den Hintergrund rückte und ihr Blick Lajos suchte.
Weißglühende Wut brannte in den zu Schlitzen zusammengekniffenen Augen, sein Körper spannte sich an und Jada sah, wie er um seine Beherrschung rang. Sein Anblick zeigte ihr in aller Deutlichkeit, dass sie trotz der gemeinsam verbrachten Nacht wieder genau am Anfang standen oder sich gar noch weiter voneinander entfernt hatten. Die Eisenklammer um ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen und Galle stieg in ihr auf.
Dieses Hoch und Runter der Emotionen bescherte ihr ein Schleudertrauma, kaum hatte sie sich auf eine Gefühlsregung eingelassen, kam auch schon die nächste. Zu allem Überfluss konnte sie nie mit Gewissheit sagen, ob es ein gute oder schlechte war.
Die Schulklingel, die das Ende der Stunde und zugleich die Mittagspause ankündigte, riss sie aus ihren Gedanken und entließ sie zugleich aus seinem finsteren Blick.
Noch bevor sie sich versah, stand Phoebe an ihrem Platz und fragte: „Jada, können wir?“
Lajos sprang von seinem Stuhl auf und stürmte aus dem Raum.
„Ja. Ich muss nur meinen Brüdern Bescheid geben, die warten sicher schon ungeduldig“, sagte Jada, als sie schon zur Tür ging.
Verflucht noch mal.
Blindlings war sie drauf losgelaufen und mit jemandem zusammengestoßen.
Jemand? Es fühlte sich an wie eine Mauer aus
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