Krieger der Schatten - Traumlos im Bann der Nacht (German Edition)
fasziniert hatte, wie unnachgiebig und widerspenstig sie war, wünschte er sich nur ein einziges Mal, dass sie nicht so rabiat an ihrem Vorhaben festhielt, sondern einfach nur Ja und Amen sagte.
Sie bohrte ohne Unterlass in der Wunde, bis sie blutete.
Um ihr diese Wahrheit auf einem Silbertablett zu servieren, müsste er schon abgebrüht und herzlos sein. Obwohl Letzteres sogar zutraf. Dennoch war sie ganz sicher nicht bereit, zu erfahren, aus welch grausamer Welt er kam, mit nur einem Ziel:
Ihrem Tod.
„Oh doch, Lajos, warum tötet dich mein Blut?“
Sie hatte tatsächlich nicht vor, sich mit ein paar oberflächlichen Antworten abspeisen zu lassen.
„Weil sich unser Blut nicht verträgt.“ Lajos hielt sich so vage, wie es nur möglich war, am Rande der Wahrheit.
„Aber du hast mir deines gegeben und seitdem haben sich meine Sinne verändert.“
Das konnte nicht sein, dachte Lajos, sie hätte sich durch sein Blut nicht verändern dürfen.
„Was meinst du damit, deine Sinne haben sich verändert?“ Sein Herz blieb ihm bei dieser Enthüllung fast in der Brust stehen.
„Ich kann besser hören. Ich höre die kleinsten Geräusche, ich kann meine Brüder unten sogar in der Garage hören. Ich kann im Dunkeln besser sehen und ich werde jeden Tag stärker.“ Sie beschrieb ihm soeben alle Attribute eines Lamia, nur dass aus ihr kein Lamia werden konnte. Wenn dem wirklich so war und es nicht ihre eigene Wandlung war, die kurz bevorstand, würde ihr ganz gewiss nicht die Gnade, sich in einen Lamia zu verwandeln, zuteilwerden. Sie konnte nur ein Vampir werden, anders war es einfach nicht möglich.
Der Rat der Fürsten würde sie zu einer Sklavin ihrer Gier machen.
Dabei spielte ihre Nephilimnatur nur eine untergeordnete Rolle, wenn die Mächtigen ihr Urteil sprachen.
Wenn sie ein Vampir wurde, gehörte sie ihnen, eingesperrt in die dunklen Katakomben ihrer Festung, ohne Nahrung, die sie an den Rand des Blutdurstes treiben würde, damit sie alles vernichtete, was man ihr auftrug, nur um ihn zu stillen.
Der sie unablässig quälen würde.
Niemals wieder würde sie das Sonnenlicht sehen, weil sie in Flammen aufginge. Lajos war schon mehrfach in den Katakomben der Fürsten gewesen und das Bild, was sich ihm bot, war selbst für ihn nicht zu ertragen.
Die Diskussion, die er und seine Brüder nach dem ersten Besuch an diesem alles Leben vernichtenden Ort geführt hatten, war ihm noch immer lebhaft in Erinnerung.
Sie hatten vor, sich in die dunklen Grüfte zu schleichen und allem ein Ende zu bereiten. Nur wurde ihnen sehr schnell klar, dass andere Vampire den Platz der erlösten einnehmen würden und sie die ungnädige Grausamkeit und Herrschsucht der Fürsten zu spüren bekämen.
Lajos kannte einen Fall, der an Niederträchtigkeit nicht zu übertreffen war. Ein sehr junger Lamia wurde zu den Fürsten gerufen, weil er auf einer Party unter Menschen seine Fangzähne präsentiert hatte. Was unter den Anwesenden als Streich eines kranken Freaks abgetan wurde, wurde so hart bestraft, dass es selbst Lajos den Magen umgedreht hatte.
In der großen Halle der Fürsten am Eingangsportal wurden dem Jungen Bolzen durch den Körper getrieben, er hing Wochen, gar Monate unter der Decke, immer zwischen Tod und Leben. Bis ihm nach sehr langer, grausamer Folter der Kopf abgeschlagen wurde. Sonst wäre er niemals richtig gestorben.
Er wurde nicht einmal verbrannt, damit seine Seele Ruhe finden kann, wie es für seine Spezies üblich war. Seine leblose Hülle wurde einfach wieder in die Katakomben geworfen, wo sich die Vampire an dem Kadaver labten, bis nichts mehr davon übrig war.
Scheiße.
Das hatten sie nicht bedacht, weil es auch nicht zu vermuten war. Ein Nephilim konnte nicht zu einem Vampir werden, ihre Gene waren immun gegen sein Blut. Normalerweise sonderte ihr Blut die Stoffe aus, die zu einer Verwandlung führten.
Heilige Hölle, wozu hatten sie sie verdammt. Lajos musste unbedingt mit seinem Vater sprechen, er wollte seinen Gedanken nicht weiter verfolgen. Das Ergebnis dessen, was geschah, wenn sie zu einem Vampir würde, hätte ungeahnte Ausmaße. Nein, nein Schluss! Er durfte nicht weiter darüber nachdenken.
Vielleicht hatten sie auch die Wandlung zum Nephilim vorzeitig ausgelöst, was schon schlimm genug wäre, weil ihr Körper noch nicht bereit dafür war.
„Warum hast du mir nichts davon erzählt?“, blaffte er sie an.
„Ich fand es sehr spannend, dass ihr nichts davon wusstet. Also warum kannst du
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