Krieger der Stille
Größe vor der Ozeankugel aufgerichtet und war majestätisch in sein Element zurückgeglitten. Kwen Daël hatte seine Angst vor dem Riesen trotz Tixus guten Zuredens nicht überwinden können.
»Folgen Sie ihm!«, hatte Tixu befohlen.
Der Fischer hatte gehorcht und nach zwei Tagen und Nächten hatte sich der über dem Meer liegende Nebel gelichtet und die gezackten Umrisse der Insel waren in Sicht gekommen.
Kwen Daëls Furcht hatte sich erst in Entsetzen, dann in Panik verwandelt, als sie der Insel immer näher kamen und sie erkennen konnten, dass an dem von Felsen umgebenen Sandstrand eine ganze Herde Monager ruhte – sie sahen wie eine Flotte auf Grund gelaufener Schiffe aus. Einige unter ihnen hatten die winzigen Besucher bemerkt, sich ins Wasser gleiten lassen und berührten jetzt mit ihren mächtigen Flossen und spitzen Hörnern die Nussschale. Kwen Daël hatte um sein Boot gefürchtet und am ganzen Leib zitternd die Hilfe der Feen von Albar herbeigefleht.
Tixu hatte überhaupt keine Angst gehabt, vielleicht weil er so lange Stunden auf dem Rücken eines Monagers verbracht hatte, oder aber weil er auf Zwei-Jahreszeiten in den Fluss der Riesenechsen gefallen war. Ihn quälte vielmehr die Sorge um Aphykits sich rapide verschlechternden Gesundheitszustand. Sie war sehr blass, atmete nur noch keuchend. Während der langen Fahrt hatte sie zusammengekrümmt auf dem Boden der Aquakugel gelegen und jede Nahrung und sogar jedes Getränk verweigert …
Kwen Daël kann nur mit Mühe ein Zittern unterdrücken, als er seine Nussschale zwischen den Riesenleibern der Meeressäuger, deren Schwimmbewegungen starke Wellen auslösen, hindurchsteuert, bis ihr Kiel sich in den feinen grauen Sand bohrt. Ein Schwarm auffliegender Gelbmöwen begrüßt die Neuankömmlinge mit ihrem Kreischen.
Am Strand sehen die Monager noch eindrucksvoller aus. Die Kleinsten messen zehn Meter, die größten dreißig bis vierzig Meter. Ihre schwarzen glänzenden Körper scheinen das Tageslicht zu absorbieren, und mit ihren massigen Leibern graben sie Furchen so groß wie Bach-oder Flussläufe in den Sand.
»Das ist das Land der Ager! Jetzt sind wir verloren!«, jammert der Fischer.
»Aber nein«, widerspricht Tixu. »Sie sind uns freundlich gesonnen. Hätten sie uns sonst an Land gehen lassen? Helfen Sie mir lieber, Aphykit von Bord zu bringen.«
Sehr vorsichtig, um die neugierigen Riesen nicht zu stören, tragen die beiden die junge Frau und den luftdicht verschlossenen Behälter mit Lebensmitteln an Land und weiter auf einen grasbewachsenen Hügel über dem Strand. Tixu fällt auf, dass einer der größten Monager, der sie hierher
geführt hat, ihm, so gut es geht, folgt und ihn nicht aus den Augen lässt. Er weiß plötzlich intuitiv, dass dieses Tier ihm das Leben gerettet hat.
Die Insel besteht hauptsächlich aus zerklüftetem Felsgestein. Eine Vegetation existiert praktisch nicht. Nur an manchen windgeschützten Stellen wachsen spärlich harte, dürre Kräuter. Auch ist das Eiland sehr klein. Von der Düne aus kann man in alle Richtungen das von einem dichten Nebelgürtel umgebene Meer sehen. Lange Stunden beobachten die beiden Männer die Monager. Wenn sie ausgeruht sind, robben sie ins Wasser und schwimmen davon, während sich die Jungen mit übermütigen Spielen im seichten Meer vergnügen.
Aphykit liegt regungslos in einer kleinen Vertiefung der Düne. Es scheint ihr sehr schlecht zu gehen. Aus ihrem Mund rinnt ein rosa gefärbter Speichelfaden.
»Was wollen Sie jetzt mit ihr machen?«, fragt der Fischer.
»Ich weiß es nicht«, antwortet Tixu und zuckt mit den Schultern.
Offensichtlich ist Kwen Daël ein Gedanke gekommen. »Wir haben nicht mehr viele Lebensmittel«, sagt er schließlich. »Unsere Vorräte sind fast erschöpft. Wenn ich nun …«
Tixu begreift sofort, dass der Fischer nach einem Vorwand sucht, diese, ihm Angst einflößende Insel so schnell wie möglich verlassen zu können.
»Wenn ich zum Fischen rausfahren würde, könnte ich uns mit dem Nötigen versorgen … Hätten Sie etwas dagegen, Bilo?«
»Nein«, antwortet Tixu, denn er denkt, dass es nichts nützt, Kwen gegen seinen Willen auf dem Eiland festzuhalten.
»Ich glaube, das ist eine gute Idee. Wie viel Zeit brauchen Sie dafür?«
»Ein paar Tage«, sagt der Fischer erleichtert. »Drei, höchstens vier. Ich lasse Ihnen alle Lebensmittel hier. Auf See brauche ich sie nicht.«
»Passen Sie gut auf, Kwen. Meiden Sie vor allem Houhatte. Wenn die
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