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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Vieulinn einen Mord zu begehen.
    Und dieses Gefühl, das war Liebe.

ACHTES KAPITEL
    Erobert die Festung der Stille!
Niemand kämpft dort gegen die Unendlichkeit.
Hier zählen weder Raum noch Zeit.
Niemand kann sie bezwingen,
Diese Quelle von allen Dingen.
     
    Erobert die Festung der Stille!
Denn jeder Kranke, der dort weilt,
Wird schnell geheilt.
Und jeder Tote zum Leben aufersteht,
Weil jeder Krieg zu Ende geht.
     
    Erobert die Festung der Stille!
Denn Liebe wird euer Schild sein
Und Licht euer Brot und Wein.
     
    Erobert die Festung der Stille!
Denn sie ist der Ort
Von Gottes Wort.
    Mahdi Vetraysi,
direkter Nachfolger des Mahdi Naflin

    S tille herrschte in dem nur schwach erleuchteten Haus. Der Ritter Long-Shu Pae hatte den UNRA-Sender (universales Radioprogramm) ausgeschaltet, der Tag und Nacht emphonische Musik, die nur von kurzen Nachrichten unterbrochen wurde, sendete. Auch das normalerweise ständig eingeschaltete holografische Visionsgerät lief nicht.
    Im Lotussitz, wie man ihn auf Terra Mater nannte, saß er in dem abgelegensten Zimmer im zweiten Stock seines Hauses, im Strom seiner Gedanken versunken. Es war ein kleiner, quadratischer, fensterloser Raum, an dessen Wänden Regale mit Papierbüchern, Lichtbüchern, Holovideos und codierte Memodisketten standen. Er schätzte diesen Raum wegen seiner Schwingungen und nutzte ihn sowohl als Büro wie auch zum Meditieren.
    Das fahle Licht einer vorbeischwebenden Kugel fiel durch die halb geöffnete Tür und warf Schatten auf das abgetretene Parkett.
    Long-Shu Pae hatte seine alte abgetragene Kutte angelegt. Sie war von einem verwaschenen Grau und passte zu seinem grau melierten kurz geschnittenen Haar. Die kühn geschwungenen Brauen über haselnussbraunen Augen, hohe Wangenknochen und ein schmaler Mund verliehen seinem Gesicht ein asketisches Aussehen.
    Die Kutte bestand aus einer weit geschnittenen Jacke, die auf der Seite mit einer Kordel zusammengehalten wurde,
und einer um die Fesseln eng anliegenden Pluderhose. Sechs, im Futter eingenähte Haken und Ösen verbanden die beiden Kleidungsstücke miteinander. Dieses auf den ersten Blick plump wirkende Gewand war sehr praktisch. Denn sein Träger konnte sich frei darin bewegen, ohne dass die Blutzirkulation oder energetischen Strömungen behindert wurden.
    So spürte Long-Shu Pae den geringen Lufthauch an Ellbogen und Knien, dort, wo der raue Stoff vom langen Tragen im Kloster Selp Dik abgenutzt war. Die Ritter des Ordens der Absolution waren im Allgemeinen sehr stolz, wenn ihr klösterliches Gewand Spuren der Abnutzung trug, waren sie doch der offensichtliche Beweis ihrer langen Zugehörigkeit zu dem Orden und ihrer Erfahrung. Und oft hielten die Novizen und die künftigen Krieger des Ordens den Träger einer fadenscheinigen Kutte für einen verdienstvollen Mann. Was nicht immer stimmte. Schein und Sein. Weil eine große Anzahl junger Ritter – die zum Zeichen ihrer Aufnahme die Tonsur tragen durften – versuchte, ihrem neuen Ordensgewand ein abgetragenes Aussehen zu geben, indem sie es häufig im nahe liegenden Meer der Feen von Albar wuschen oder es an den kantigen Riffen aufrieben.
    Ein paar Stunden zuvor hatte Long-Shu Pae eine verschlüsselte Nachricht auf seinem Tabernakel empfangen. Er war erstaunt gewesen, dass sich der Orden der Absolution überhaupt an ihn erinnerte. Die Nachricht war direkt von Selp Dik abgesandt worden, ohne Umwege über die gewohnten Zwischenstationen, was ihre Bedeutung und Dringlichkeit betonte.
    Er hatte sich kurz mit dem für die Übertragung der Nachricht zuständigen Ritter in Verbindung gesetzt und
danach seine alte, sorgsam in einer Truhe verwahrte Kutte hervorgeholt und sie mit fast religiöser Andacht angelegt.
    Jetzt wartete er. Er bemühte sich, durch völlige Ruhe und gleichmäßige Zwerchfellatmung die Lebensenergie des Xui in sich zu sammeln. Denn er ahnte, dass er noch heute Nacht den Klang des Todes werde anwenden müssen.
    Nachdem der Orden ihn vor unendlich langer Zeit zurückgewiesen und vergessen hatte, schickte er ihm nun einen Gesandten. Dieser geheimnisvolle Kurier, dessen Namen, Alter, Grad, Kompetenz er nicht kannte, ebenso wenig wie den Hintergrund seiner Mission, würde vom Chef der hiesigen Informanten zu ihm gebracht werden. Der Mann war ein alter Mestize – der Nachkomme eines prougischen und eines neoropäischen Elternteils – namens Kraouphas. Er hatte einen Laden gemietet, in dem er Memodisketten verkaufte, und im Keller

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