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Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2

Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2

Titel: Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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dass ich etwas brauche, das mich von Tindwyl ablenkt.
    Doch er stellte immer mehr fest, dass er sich nicht von ihr ablenken lassen wollte. Was war mächtiger? Der Schmerz der Erinnerung oder der Schmerz des Vergessens? Er war ein Bewahrer – es war seine Lebensaufgabe, sich zu erinnern. Das Vergessen, auch wenn es um des eigenen Friedens willen geschah, übte keinen großen Reiz auf ihn aus.
    Er blätterte weiter in dem Manuskript herum und lächelte sanft in der dunklen Kammer. Er hatte eine bereinigte, umgeschriebene
Version zusammen mit Vin und Elant in den Norden geschickt. Das hier aber war das Original. Es war das in rasender Hast – beinahe in Verzweiflung – geschriebene Manuskript zweier verängstigter Gelehrter.
    Als er die Seiten noch einmal durchsah, enthüllte der Kerzenschein Tindwyls klare, schöne Schrift. Sie mischte sich mit den Abschnitten in Sazeds eigenem, zurückhaltenderem Duktus. Manchmal wechselte auf derselben Seite die Schrift ein Dutzend Mal.
    Dass er weinte, bemerkte er erst, als er blinzelte und eine Träne auf das Papier fiel. Verblüfft schaute er zu, wie die Tinte in dem Wassertropfen zerfloss.
    »Was jetzt, Tindwyl?«, flüsterte er. »Warum haben wir das getan? Du hast nie an den Helden aller Zeiten geglaubt, und anscheinend habe ich selbst nie an irgendetwas geglaubt. Was hatte das alles für einen Sinn?«
    Er betupfte die Träne auf dem Papier mit seinem Ärmel und rettete die Seite so gut wie möglich. Trotz seiner Müdigkeit machte er sich daran, in dem Text zu lesen. Wahllos wählte er einige Abschnitte aus. Er las, um sich zu erinnern. An die Tage, als er sich keine Gedanken darüber gemacht hatte, warum sie studierten. Er war einfach zufrieden gewesen, das tun zu können, was er am liebsten tat, und zwar zusammen mit der Person, die er inzwischen am meisten liebte.
    Wir haben alles gesammelt, was wir über den Helden aller Zeiten und den Dunkelgrund finden konnten, dachte er, während er las. Aber so vieles davon scheint widersprüchlich zu sein.
    Er betrachtete einen besonderen Abschnitt, den Tindwyl unbedingt hatte aufnehmen wollen. Er enthielt einige der deutlichsten Widersprüche, wie Tindwyl es gesagt hatte. Er las sie und schenkte ihnen zum ersten Mal volle Beachtung. Das war Tindwyl die Gelehrte – eine vorsichtige Skeptikerin. Er las ihre Handschrift.
    Der Held aller Zeiten wird groß von Gestalt sein, hieß es da. Jemand, der nicht unbeachtet bleiben kann.

    Die Macht darf nicht genommen werden, las er an anderer Stelle. Dessen sind wir uns sicher. Sie muss gehalten, darf aber nicht benutzt werden. Sie muss losgelassen werden. Tindwyl hatte diese Stelle als närrisch bezeichnet, denn andere Abschnitte sprachen davon, dass der Held die Macht einsetzen müsse, um den Dunkelgrund zu besiegen.
    Alle Menschen sind selbstsüchtig, hieß es in einem weiteren Abschnitt. Der Held ist jemand, der hinter seinen eigenen Wünschen die Bedürfnisse aller erkennt. »Wenn alle Menschen selbstsüchtig sind«, hatte Tindwyl gefragt, »wie kann dann der Held selbstlos sein, wie es in anderen Abschnitten des Textes heißt? Und wie kann von einem einfachen Menschen erwartet werden, dass er die ganze Welt erobert?«
    Lächelnd schüttelte Sazed den Kopf. Manchmal waren ihre Einwände sehr berechtigt gewesen, aber bisweilen hatte sie auch einfach nur eine andere Meinung abgeben wollen, egal wie sehr sie dafür die Tatsachen verdrehen musste. Er fuhr noch einmal mit dem Finger über die Seite, kam aber nicht über den ersten Abschnitt heraus.
    Groß von Gestalt, stand dort. Das passte nicht auf Vin. Diese Stelle stammte nicht von der Durchpausung, sondern aus einem anderen Buch. Tindwyl hatte sie aufgenommen, weil die Durchpausung – die glaubhaftere Quelle – behauptet hatte, er sei klein. Sazed blätterte weiter bis zur vollständigen Abschrift von Kwaans Zeugnis, das auf der Eisenplatte eingeritzt war, und suchte nach der betreffenden Stelle.
    Alendis Größe hat mich verblüfft, als ich ihn zum ersten Mal sah, stand da . Er war ein Mann, der die anderen überragte. Ein Mann, der trotz seiner Jugend und seiner einfachen Kleidung Respekt verlangte.
    Sazed runzelte die Stirn. Früher hatte er behauptet, es gebe hier keinen Widerspruch, denn der eine Abschnitt bezog sich möglicherweise nicht auf die Körpergröße, sondern auf die innere Größe oder den Charakter des Helden. Doch jetzt begriff er Tindwyls Einwand zum ersten Mal.

    Irgendetwas war hier falsch. Er las die Seite noch

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