Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
Das ist doch nicht gerecht, oder?«
Vin zuckte die Achseln. »So gerecht wie alles andere auch, vermute ich.«
»Hat dich das etwa nicht wütend gemacht?«, fragte Elant. »Hat es dich nicht geärgert, dass der Adel so viel hatte und du so wenig? «
»Ich habe nicht darüber nachgedacht«, gestand Vin ein. »Der Adel hatte große Besitztümer, also konnten wir sie ihm wegnehmen. Wieso sollte es mich kümmern, wie er zu seinem Reichtum gekommen war? Wenn ich etwas zu essen hatte, sind manchmal andere Diebe gekommen und haben mich verprügelt und es mir wieder weggenommen. Wieso sollte ich mir da Gedanken darüber machen, wie ich an mein Essen gekommen bin? Es wurde mir ja so oder so wieder weggenommen.«
»Weißt du, manchmal frage ich mich, was all die Politiktheoretiker, die ich gelesen habe, wohl gesagt hätten, wenn sie dir begegnet wären. Ich habe das unbestimmte Gefühl, dass sie frustriert die Hände in die Luft geworfen hätten.«
Sie stupste ihn in die Seite. »Genug von der Politik! Erzähle mir vom Dunkelgrund.«
»Also, ich glaube, es war so etwas wie eine Kreatur – ein dunkles und böses Ding, das beinahe die Welt zerstört hätte. Der Oberste Herrscher reiste zur Quelle der Erhebung, wo er die Macht erhielt, den Dunkelgrund zu besiegen und die Menschheit zu vereinen. Es gibt einige Statuen in der Stadt, die dieses Ereignis darstellen.«
Vin zog die Stirn kraus. »Ja, aber keine von ihnen zeigt, wie der Dunkelgrund wirklich ausgesehen hat. Er wird immer nur als gewundener Klumpen zu Füßen des Obersten Herrschers gezeigt.«
»Die letzte Person, die den Dunkelgrund noch selbst gesehen hat, ist im letzten Jahr gestorben, also müssen wir uns wohl oder übel mit den Statuen zufriedengeben.«
»Es sei denn, der Dunkelgrund kommt zurück«, sagte Vin leise.
Elant runzelte die Stirn und sah sie wieder an. »Sind das deine Bedenken, Vin?« Seine Miene wurde ein wenig sanfter. »Sind dir zwei Armeen noch nicht genug? Musst du dich auch noch über das Schicksal der Welt sorgen?«
Vin senkte schüchtern den Blick, und Elant lachte auf und zog sie an sich heran. »Ach, Vin! Ich weiß zwar, dass du ein bisschen unter Verfolgungswahn leidest – ehrlich gesagt kann ich das angesichts unserer augenblicklichen Lage nachempfinden –, aber ich glaube, das ist ein Problem, über das du dir keine Gedanken machen musst. Ich habe keinerlei Berichte über monströse Geschöpfe oder das entfesselte Böse erhalten.«
Vin nickte, und Elant lehnte sich zurück. Offenbar war er der Meinung, er habe ihre Frage beantwortet.
Der Held aller Zeiten ist zur Quelle der Erhebung gereist, um den Dunkelgrund zu besiegen, dachte sie. Aber die Prophezeiungen besagten allesamt, dass der Held die Macht der Quelle nicht für sich selbst beanspruchen darf. Er sollte sie weitergeben und darauf vertrauen, dass die Macht selbst den Dunkelgrund vernichtet.
Das hat Raschek nicht getan. Er hat die Macht für sich selbst genommen. Bedeutet das nicht, dass der Dunkelgrund deshalb niemals besiegt wurde? Aber warum ist dann die Welt nicht vernichtet worden?
»Die rote Sonne und die braunen Pflanzen«, sagte sie. »Ist das alles das Werk des Dunkelgrundes?«
»Denkst du immer noch darüber nach?« Elant zog die Stirn kraus. »Über die rote Sonne und die braunen Pflanzen? Welche Farben sollten sie denn sonst haben?«
»Kelsier hat gesagt, dass die Sonne früher einmal gelb gewesen ist, und die Pflanzen waren grün.«
»Was für eine seltsame Vorstellung.«
»Sazed stimmt darin mit Kelsier überein«, betonte Vin. »Alle Legenden besagen, dass die Sonne während der frühen Tage des Obersten Herrschers die Farbe wechselte und Asche aus dem Himmel fiel.«
»Vielleicht hat der Dunkelgrund tatsächlich etwas damit zu tun«, meinte Elant. »Ich weiß es wirklich nicht.« Nachdenklich saß er eine Weile da. »Grüne Pflanzen? Warum nicht purpurfarben oder blau? Seltsam …«
Der Held ist nach Norden gereist, zur Quelle der Erhebung, dachte Vin erneut. Sie drehte sich ein wenig und schaute in die Richtung, in der weit, weit entfernt die Berge von Terris lagen. War sie immer noch dort? Die Quelle der Erhebung?
»Ist es dir gelungen, etwas aus OreSeur herauszubekommen? «, fragte Elant. »Irgendetwas, das uns helfen könnte, den Spion zu enttarnen?«
Vin zuckte die Achseln. »Er hat mir gesagt, dass Kandras nicht in der Lage sind, Allomantie einzusetzen.«
»Vielleicht gelingt es uns auf diese Weise, den Betrüger zu finden? «, fragte
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