Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
vom Schlachtfeld. Diejenigen, die es über die morastige Ebene schafften, zu der sich die Infanterie und die Bogenschützen bereits flüchteten, wurden von den Flamen verfolgt.
In weniger als einer Stunde hatten die Weber und Tuchwalker von Flandern die Blume des französischen Rittertums zerquetscht, über tausend der besten Männer des Königs getötet und die Felder vor der Stadt Courtrai blutgetränkt und mit goldenen Sporen übersät zurückgelassen.
Picardie, Frankreich, A.D. 1302
John Balliol stützte die Hände auf den Tisch und starrte die darauf verstreuten Karten und Briefe an. Die Ecken der Pergamente wurden von dem warmen Wind angehoben, der durch die offenen Fensterläden wehte; dahinter lag das Sommetal träge in der Sommersonne. Das Vieh hatte sich in den Schatten der Bäume zurückgezogen, das Gras der Weiden war bräunlich verfärbt.
Von den Stimmen der Diener abgelenkt, die draußen im Hof bunte Flaggen aufhängten, blickte Balliol auf. An diesem Abend gab er ein Fest für seine Vasallen von den Landsitzen der Picardie, in dessen Verlauf er ihnen befehlen würde, sich den französischen Truppen anzuschließen, die er nach Schottland führen wollte. Seinem Sohn und Erben Edward hatte er den Befehl über eine der Kompanien übertragen und zufrieden zur Kenntnis genommen, dass der junge Mann dem bevorstehenden Kampf entgegenfieberte. Die große Halle war üppig geschmückt, erlesene Speisen waren zubereitet und zahlreiche Weinfässer angeliefert worden – alles war bereit. Nur die Armee fehlte.
Seit Wochen hatte er jetzt nichts von den Männern gehört, die der König ihm versprochen hatte. Balliol wusste, dass Philipp mit den Problemen in Flandern beschäftigt war. Er hatte versucht, sich einzureden, dass der König seine Aufmerksamkeit auf Schottland richten würde, sobald er die Rebellion niedergeschlagen hatte – was aber nur wenig dazu beitragen konnte, seine Ungeduld zu lindern. Die drückende Hitze hatte seine gereizte Stimmung noch verschlechtert.
Die Karten unter seinen Handflächen zeigten die Umrisse seines Königreichs, in das er seit sechs Jahren keinen Fuß mehr gesetzt hatte. Die Briefe, die zumeist das Siegel seines Schwagers, des Lord of Badenoch, trugen, klangen hoffnungsvoll; versicherten ihm, dass sich die Barone Schottlands für seine Rückkehr einsetzten. Balliol war als gebrochener, durch Niederlage und Kerkerhaft gedemütigter Mann nach Frankreich gekommen. Aber im Lauf der Jahre hatten die Botschaften Comyns zusammen mit Philipps Versprechen eine Veränderung in ihm ausgelöst. Sie hatten die Risse in seinem Inneren geglättet und bewirkt, dass er sich wieder wie ein vollständiger Mensch fühlte. Er war bereit, in seine Heimat zurückzukehren, brannte darauf, seine Ehre und seine Würde wiederherzustellen und den Thron für sich und seinen Sohn zu beanspruchen.
Die Tür wurde geöffnet, und sein Haushofmeister erschien. »Mylord, Reiter nähern sich dem Westtor.«
Balliol runzelte unwirsch die Stirn. »Ich habe dir gesagt, du sollst dich um die Gäste kümmern, Pierre. Du musst mir nicht die Ankunft jedes Einzelnen melden, ich sehe sie ja alle heute Abend.«
»Ich bitte um Verzeihung, Mylord, aber bei diesen Männern handelt es sich nicht um Gäste. Sie tragen das königliche Wappen.«
Balliol straffte sich, sein pockennarbiges Gesicht rötete sich vor Erwartung. Als er zur Tür ging, blieb einer der Briefe am Ärmel seines Gewandes hängen und flatterte zu Boden. Das rote Wachssiegel glich einem leuchtenden Blutstropfen.
Im Hof schritt Balliol rasch auf das westliche Tor zu, ohne auf die respektvollen Verbeugungen seiner Dienerschaft zu achten. Durch den Torbogen sah er die Reiter herannahen. Staubwolken stiegen von dem Pfad auf, deshalb schützte er seine Augen mit einer Hand vor dem gleißenden Sonnenlicht und heftete den Blick auf das blaue Banner mit den goldenen Lilien, das über der Gruppe gehisst war. Ein angespanntes Lächeln trat auf sein Gesicht, als sie durch das Tor ritten.
Der Mann an der Spitze war Sir Jean de Reims. Der königliche Ritter wirkte verwirrt darüber, dass Balliol ihn erwartete, um ihn zu begrüßen. »Sir John.« Jean schwang sich aus dem Sattel, seine Kameraden blieben auf ihren Pferden sitzen. Sein Umhang wies große Pferdeschweißflecken auf. »Ich bringe Nachrichten von …«
»Endlich«, schnitt Balliol ihm das Wort ab. »Es hat Wochen gedauert!«
»Lasst uns drinnen weitersprechen.« Jean blickte vielsagend zu den Dienern
Weitere Kostenlose Bücher