Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
hatten sich die anfänglich so geordneten Reihen aufgelöst. Artois, der sein Pferd über den breiten Graben auf festeres Gelände lenkte, registrierte mit einem Anflug von Unbehagen, wie nah die Rebellen waren; wie wenig Raum ihm und seinen Männern für einen Angriff in vollem Galopp blieb. Doch er unterdrückte seine Nervosität, da er nicht die Absicht hatte, über einen Rückzug vor diesen niedrig geborenen Söhnen von Schurken auch nur nachzudenken. Sie würden unterliegen, daran bestand für ihn kein Zweifel. Auf den letzten Metern offenen Geländes trieben er und seine Männer ihre Pferde wild an, senkten ihre Lanzen und gingen unter Kampfgeschrei zum Angriff über.
Die Gildemitglieder aus Gent, Ypres und Brügge erstarrten, als die Ritter auf sie zujagten. Von den Rufen ihrer Befehlshaber angefeuert und vom Sohn ihres gefangenen Grafen angeführt, zückten sie lange Speere und schwangen Keulen mit eisernen Spitzen, die oft mit scharfen Dornen besetzt waren. Zischende Atemzüge und gemurmelte Gebete erklangen, Augen verengten sich in verzweifelter Konzentration. Beine zitterten, und hier und da entleerten sich Blasen. Als die große Welle von Rittern auf sie zuflutete, stürmten die mit Speeren bewaffneten Männer unter dröhnendem Gebrüll auf sie zu.
Die französische Kavallerie donnerte in die Reihen der Flamen, aber da ihr der Schwung fehlte, fiel der Zusammenprall zwar heftig, aber nicht vernichtend aus. Viele Gildemitglieder fielen in diesen ersten Sekunden, Brüste, Hälse und Gesichter wurden von Lanzenspitzen durchbohrt, Rippen und Schädel von den Hufen sich aufbäumender Pferde zerschmettert. Gellende Schreie hallten durch die Luft, Eingeweide quollen aus aufgeschlitzten Bäuchen in den Morast aus Schlamm und Blut. Aber die Flamen waren nicht die einzigen Todesopfer auf dem Feld, denn in dem Gemetzel fielen auch Dutzende von Rittern. Ihre Pferde wurden von den Speeren in Maul und Augen getroffen, und ihr qualvolles Wiehern vermischte sich mit den Schreien ihrer Reiter, die aus dem Sattel geschleudert und von den Feinden aufgespießt wurden.
Nachdem die vorderen Reihen ihre Speere eingesetzt hatten, droschen die dahinter mit Keulen auf die Franzosen ein. Die Helme der Ritter boten keinen Schutz vor diesen beidhändig geführten Waffen, die Schädeldecken und Kiefer zermalmten und deren Eisendorne Wämser, Kettenhemden und Fleisch zerfetzten. Die Gildeleute setzten die Keulen auch gegen die Pferde ein – mit furchtbaren Folgen, denn sie verwandelten die stolzen Tiere in Massen zerschmetterten Fleisches und gebrochener Knochen. Ein Schlachtross, dessen Kopf in einem obszönen Winkel über dem geknickten Hals wackelte, zog eine blutige Spur durch die Menge, bevor es zusammenbrach.
Der sumpfige Grund war bald mit Toten und Sterbenden übersät und bot den Franzosen wenig Raum für taktische Manöver. Die Flamen griffen erbarmungslos an und gaben ihren Gegnern keine Gelegenheit zum Rückzug. Die Ritter, denen es gelang, aus dem Gewühl zu entkommen, versanken in den tückischen Sümpfen oder gerieten in die tiefen, mit Wasser gefüllten Gräben hinter ihnen, wo sie vom Gewicht ihrer Schlachtrösser in die Tiefe gezogen wurden.
Von den Rufen ihrer Kommandanten und der Aussicht auf den Sieg angefeuert, kämpften die Flamen weiter, ihre Reihen schlossen sich über den Gefallenen. Obwohl sie erschöpft, blutüberströmt und häufig verwundet waren, weigerten sie sich, in ihren Anstrengungen nachzulassen. Die Franzosen hatten ihr Land besetzt, und während der letzten Jahre hatten sie unter der Brutalität der Männer des Königs gelitten. Jetzt ließen sie ihrer Wut, die sie über körperliche und geistige Grenzen hinaustrieb, freien Lauf. Mit jedem wuchtigen Hieb, jedem Stoß mit dem Speer metzelten sie einen Ritter nieder. Gnade wurde nicht gewährt, Gefangene nicht gemacht.
Im Herzen des Kampfgetümmels fand sich Graf Robert d’Artois, vom Pferd gezerrt und blutend, von Feinden umzingelt wieder. Da er wusste, dass er am Ende war, warf er sein Schwert zu Boden, nahm seinen Helm ab und hob zum Zeichen seiner Kapitulation die Hände. Er rechnete damit, gefangen genommen zu werden, daher spiegelte sich in seinem schweißüberströmten Gesicht abgrundtiefe Überraschung wider, als ein Mann seinen Kopf nach hinten zog und ein anderer ihm seinen Speer in die Kehle stieß. Als ihr Kommandant zusammenbrach und sich ein Blutstrom über seinen Überwurf ergoss, flohen auch die letzten überlebenden Franzosen
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