Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
anzubrüllen, bemerkte nichts davon, doch Ralph de Monthermer hielt Robert auf.
Das Gesicht des königlichen Ritters war ernst, als er ihm den Weg vertrat, doch in seinen Augen stand Verständnis zu lesen. »Zieh vier von deinen Männern ab und lass sie ihn begraben. Ich werde sie durch zehn von meinen ersetzen.«
Roberts Wut verflog langsam, floss in ihn zurück, bis er wieder klar denken konnte und die Hand vom Schwertgriff löste. Nicht hier. Nicht jetzt.
»Sir Ralph?«, fragte Valence, als der Ritter seinen eigenen Männern befahl, den Schotten auf dem Gerüst zu helfen. »Was in Gottes Namen tut Ihr da?«
»Wenn mehr Hände mit anpacken, werden wir schneller fertig. Wie Ihr selbst sagtet – König Edward will das Blei heute Abend haben.«
Robert gestattete sich angesichts des hilflosen Zorns in Aymers Gesicht einen Anflug von stummem Triumph, bevor er sich zu dem Leichnam wandte und vier seiner Männer herbeirief, die ein Grab ausheben sollten.
Als der Tote der Erde übergeben und Gebete gesprochen worden waren, war einer der Karren voll beladen. Hoch über ihnen schimmerten die kahlen Holzbalken des Kathedralendachs durch das fehlende Blei ungewöhnlich hell.
Von Wut und Wein erhitzt, rief Valence seine Ritter zu sich und teilte Ralph de Monthermer und Thomas of Lancaster mit, er werde die Ladung nach Berchin Castle begleiten. »Kommt nach, sobald ihr fertig seid«, schloss er, schob einen Fuß in den Steigbügel und schwang sich in den Sattel.
Der Bischof beobachtete ihn mit grimmig funkelnden Augen. »Schlimm genug, dass Euer König Krieg gegen Schottland führt. Jetzt hat er auch noch dem Allmächtigen den Krieg erklärt – er bestiehlt Seinen Tempel!«
Aymers Miene spiegelte spöttische Entrüstung wider. »Mein Herr tut nichts dergleichen, Exzellenz.« Er griff in seinen Beutel und zog eine Geldbörse hervor. »Dies schickt er Euch als Entschädigung.« Mit diesen Worten warf der Ritter dem Bischof die Börse vor die Füße, lachte über die Wut des Geistlichen und ritt vom Kathedralengelände herunter. Der mit Blei beladene Karren rollte hinter ihm her und hinterließ dabei tiefe Spuren im Gras.
Am nächsten Morgen wurde Robert in seinem Zelt von dem ohrenbetäubenden Krachen der in die Mauern von Brechin Castle einschlagenden Steine geweckt. Er blieb liegen und starrte die fleckige Zeltleinwand an, während das Knarren der Rahmen der Belagerungsgeräte und die Rufe der Baumeister die Morgendämmerung zerrissen. Als die nächsten Einschläge erfolgten, war in der Ferne das Plätschern zu hören, mit dem Trümmerteile in den Fluss fielen, über dem die Festung thronte. Robert setzte sich auf. Seine Haut glänzte vor Schweiß, und dort, wo er gelegen hatte, waren die Laken feucht.
Er stand auf und trat zu einer Truhe, auf der eine kleine Wasserschüssel stand. Daneben lagen ein Rasiermesser und ein zerbeulter silberner Spiegel. Als er sich vorbeugte, um sich das Gesicht zu waschen, schwang der Armbrustbolzen an dem Lederband hin und her. Der Anhänger war wohl eher ein Fluch denn ein Talisman, denn er erinnerte ihn höhnisch daran, dass er der Wahrheit keinen Schritt näher gekommen war. Er starrte sein Spiegelbild im Wasser an und fragte sich, wie lange er diese Scharade noch weiterführen, beten, dass Balliol nie zurückkehrte und auf die Gelegenheit warten konnte, einen Blick in diesen versiegelten schwarzen Kasten zu werfen, der alles oder nichts beweisen würde. Würde er so enden wie sein Großvater, dem der Thron bis zu seinem Tod verwehrt geblieben war? Oder wie sein Vater, als verbrauchter alter Trunkenbold, ein Käfer unter Edwards Daumen, der sich nur in seinen weinseligen Träumen Hoffnungen auf die Krone machte?
Robert spürte, dass der Hass auf den englischen König wie Säure in ihm brannte. Zur Hölle, er war der Nachkomme von Malcolm Canmore! Er sollte aus diesem Zelt rauschen und befehlen, das feurige Kreuz durch England zu schicken! Er würde Affraigs Heidekrautkrone aufsetzen und eine Armee zusammenziehen, um gegen die englischen Eindringlinge zu kämpfen. Seine in dem sonnengebräunten Gesicht dunkelblau leuchtenden Augen starrten ihm aus dem Silber entgegen. Während der ersten Invasion Schottlands war er zwischen gegensätzlichen Loyalitäten hin und her gerissen gewesen. Diesmal wusste er, auf welcher Seite er stand. Er wollte die Rebellen anführen. Stattdessen war er hier, in Edwards Diensten gefangen, und musste die verhasste Maske der Untertanentreue
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