Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
Frau, durchquerte die Halle und nahm das Pergament entgegen. Als er das königliche Siegel erkannte, verspürte er ein Ziehen in der Magengrube.
»Was ist passiert?«, fragte Elizabeth, als er das Schreiben überflog.
Robert blickte auf. »Die Schotten haben vor Edinburgh eine Gruppe von Männern des Königs angegriffen. Die Waffenruhe ist gebrochen. König Edward will die Pläne für eine Invasion vorantreiben. Er hat mich zu den Waffen gerufen.« Er sah wieder auf das Pergament. Ein Hoffnungsschimmer keimte in ihm auf.
Da er am Hof mit Misstrauen betrachtet wurde, hatte er keine Gelegenheit gehabt, irgendetwas über die Prophezeiung in Erfahrung zu bringen, ihm war lediglich die nervtötende Freude der Männer darüber entgegengeschlagen, dass es Edward gelungen war, alle vier Reliquien zusammenzubringen – ein Umstand, der dazu führte, dass viele glaubten, der König werde den Willen der schottischen Rebellen bald endgültig brechen und die Alleinherrschaft über Britannien übernehmen. Auch hatte Robert nicht die Spur eines Beweises für seinen Verdacht gefunden, Edward könne beim Tod des schottischen Königs die Hand im Spiel gehabt haben. Er wusste, dass er das Vertrauen des Königs gewinnen musste, wenn er der Wahrheit näherkommen wollte, aber dazu musste er sich bewähren, und bislang hatte sich ihm noch keine Gelegenheit dazu geboten. Bis jetzt.
Der zaghaften Hoffnung auf dem Fuß folgte der niederschmetternde Gedanke an die Schlachtfelder, die ihn erwarteten. Einmal mehr musste er gegen sein eigenes Land kämpfen.
Elizabeth blickte von Robert zu Marjorie. »Wann brichst du auf?«, murmelte sie.
»In drei Wochen.«
Sie sahen sich schweigend an.
Marjories kühle, klare Stimme zerriss die Stille. »Sie sprechen überhaupt nicht von dir.«
Robert musterte sie.
»Niall und Thomas.« Seine Tochter nahm eine der Figuren aus der Burg. »Sie sprechen nie von dir.«
26
Brechin, Schottland, A.D. 1303
WÄHREND DIE MÄDCHEN Weißdorngirlanden für das Maifest flochten und Weizen und Roggen auf den Feldern heranreiften, bereiteten sich die Männer Englands auf den Krieg vor. Schneider flickten Risse in Wämsern, Hufschmiede beschlugen Pferde, Knappen schärften stumpfe Klingen und entrosteten die Kettenhemden ihrer Herren in Fässern voll Sand. Die Ritter verabschiedeten sich von ihren Frauen und Kindern, legten ihre Rüstungen an, banden Bänder mit dem roten Kreuz des heiligen Georg um und machten sich gemäß dem Befehl ihres Königs auf den Weg zu ihrem Sammelpunkt.
Die auf die Ostküste zuströmende Kolonne aus Rittern und Knappen, Fußsoldaten, Bogenschützen, Packpferden, Maultieren, Karren und Belagerungsgeräten wand sich Meilen lang durch das Land und wirbelte auf der Great North Road riesige Staubwolken auf. Die nach dem Angriff auf Segraves Truppen von Edward zusammengezogene Armee war die größte seit dem Feldzug, der bei Falkirk zehntausend Schotten das Leben gekostet hatte. Die Summe der Rache eines Königs.
Nachdem er in York Rast gemacht hatte, um sich mit Vorräten zu versorgen, setzte Edward den Marsch nach Schottland fort und überquerte Anfang Juni die Grenze, wo er seine Truppen aufteilte. Der Prinz von Wales übernahm das Kommando über eine große Kompanie und zog nach Strathearn, um dort zu brandschatzen, zu plündern und den Worten des Königs zufolge die Hölle zum Leben zu erwecken, während Edward selbst den Hauptteil der Armee zur Ostküste führte, vorbei an dem unbeugsamen Schatten von Stirling Castle, das die Schotten hartnäckig gegen ihn verteidigten. Währenddessen griff eine Flotte irischer Schiffe unter dem Befehl des Earl of Ulster die Westküste an.
Im August erreichte Edward die Stadt Brechin, wo er die Burg belagerte. Die auf einem Felsvorsprung über einem Fluss erbaute Festung verfügte über eine wehrhafte Garnison und ausreichend Vorräte, und da nach vierzehntägigem Beschuss die massigen Mauern und die Männer dahinter noch immer standhielten, war Edward gezwungen, weitere Belagerungsgeräte auf dem Seeweg nach Montrose zu bringen. Weil er schwereren Ballast als Steine als Gegengewicht für diese neuen Maschinen benötigte, schickte er eine Truppe unter dem Befehl von Aymer de Valence zu der nahe gelegenen Kathedrale von Brechin, um dort das Blei aus dem Dach zu brechen.
Robert blinzelte zu dem von Gerüsten verdeckten viereckigen Turm empor. Er war zwar breit, aber nur halb so hoch wie der fast hundert Fuß hohe hinter ihm aufragende Rundturm. Sie
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