Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
geweint. Meine Tränen sind erst versiegt, als er starb.« Sie drehte sich zu Bess um. »Du hast ja keine Ahnung, wie glücklich du dich schätzen kannst, mit einem Mann verheiratet zu sein, den du liebst.«
»Ich habe meinen ersten Mann nicht geliebt. Graf John war ein Fremder für mich, als wir heirateten. Und das ist er bis zu seinem Tod geblieben.«
»Er hat dich nicht so behandelt wie Gilbert mich.« Joan ergriff die Hände ihrer Schwester. »Du musst schweigen. Ich flehe dich an.«
»Denk doch daran, was deinem Geliebten bevorsteht, wenn unser Vater von der Affäre erfährt. Du bringst nicht nur deinen guten Ruf in Gefahr.« Bess löste sich aus dem Griff ihrer Schwester.
Joan wich kopfschüttelnd zurück, dann machte sie auf dem Absatz kehrt und eilte über das Gras davon. Bess sah ihr mit gequälter Miene nach, bevor sie sich ebenfalls in Bewegung setzte. Erschrocken stellte Elizabeth fest, dass sie geradewegs auf sie zukam. Sie hielt nach einem Versteck Ausschau, aber ihr blieb keine Zeit mehr. Bess duckte sich unter den niedrigen Ästen eines Apfelbaums hinweg, kam um die Fingerhutbüsche herum und stand vor ihr.
Ihre von dem Gespräch mit ihrer Schwester noch angespannten Züge wurden weicher, und sie kam mit einem fragenden Lächeln näher. »Elizabeth?«
»Es tut mir leid«, entschuldigte sich Elizabeth verlegen. »Ich wollte nicht lauschen, ich habe nur ein ruhiges Fleckchen gesucht. Verzeih mir.«
Bess winkte ab. »Schon gut. Ich freue mich, dich zu sehen.«
»Ist alles in Ordnung?«, fragte Elizabeth, als sie Bess umarmte. »Ich konnte nicht umhin, alles mit anzuhören.«
»Liebe ist Wahnsinn.« Bess trat zurück und runzelte die Stirn. »Aber was ist das denn?«
Als die Prinzessin ihre Wange berührte, erinnerte sich Elizabeth an Marjories heftige Gegenwehr. Das Mädchen musste einen Kratzer auf ihrer Haut hinterlassen haben. »Marjorie und ich haben gestritten. Schlimmer als je zuvor.«
Bess setzte sich. Ihr Kleid bauschte sich um sie. Sie klopfte auf das Gras neben ihr. »Erzähl mir alles.«
Elizabeth spürte, wie ihr ein wenig leichter zumute wurde, als sie der Prinzessin von dem Streit zu berichten begann. Die sinkende Sonne wärmte ihre Schultern. »Vor zwei Jahren versuchte ich so verzweifelt einer Heirat zu entrinnen, dass ich deswegen von zu Hause weglief«, schloss sie. »Und weil ich so töricht gehandelt habe, bin ich jetzt in einer Ehe gefangen, die mein Mann nicht will, und Mutter eines heranwachsenden Mädchens, das mich hasst.« Sie zog die Knie an die Brust. »Ich frage mich, ob ich glücklicher geworden wäre, wenn ich mich den Wünschen meines Vaters gefügt hätte. Ich hätte in der Nähe meiner Familie in Irland gelebt und selbst Kinder gehabt. Mein Bräutigam war viel älter als ich, aber vielleicht hätte er mich wenigstens geliebt.«
»Liebe kann Zeit brauchen, um zu wachsen.«
»Wenn ich ein Kind von Robert hätte, stünden die Dinge zwischen uns vielleicht anders«, wagte Elizabeth einen zaghaften Vorstoß. »Aber wegen des Krieges … nun, wir hatten nicht viele Gelegenheiten, eines zu zeugen.«
»Humphrey und mir geht es ebenso«, gestand Bess. »Nicht dass wir es nicht versuchen, wann immer es möglich ist.« Mit einem silberhellen Lachen legte sie eine Hand auf ihren Bauch. »Aber die Natur ist launisch, wie meine Mutter zu sagen pflegte.«
Elizabeth errötete, als sie an die wenigen Male dachte, wo sie und Robert das Bett geteilt hatten. Sie konnte sie an einer Hand abzählen. Lag es an ihr? Stieß sie ihn ab? Oder dachte er, sie wolle ihn nicht? Vermutlich hatte sie ihm nicht allzu viele Zeichen gegeben. Lora hatte viel über Zeichen gesprochen, als Elizabeth sich ihr damals in Writtle anvertraut hatte. Die Zofe hatte ihr sogar zu ihrer abgrundtiefen Verlegenheit ein Pulver aus getrockneten Rosenblüten, Lorbeer und Nelken gegeben und sie angewiesen, es sich vor dem Liebesakt auf die Brüste und zwischen die Beine zu reiben, um das Verlangen ihres Mannes zu steigern.
Um von dem Thema abzulenken, fuhr Elizabeth fort: »Robert ist so abweisend. Sogar wenn er bei mir ist, scheint er in Gedanken anderswo zu sein.« Sie betrachtete einen über das Gras krabbelnden Käfer, während sie an sein anhaltendes Schweigen während der Wochen auf der Straße in Irland zurückdachte. Die wenigen Male, wo er über etwas anderes gesprochen hatte als über ihr jämmerliches Leben von der Hand in den Mund, war es um König Edward gegangen, den verhassten Invasor seines
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