Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
Rüstungen zurecht, die sie bei Roslin den toten Engländern abgenommen hatten, andere ließen Weinschläuche kreisen. Es war eine kleinere Truppe als die, die Wallace sechs Jahre zuvor in diese Hügel und Täler geführt hatte – die Schlacht von Stirling hatte ihn einen großen Teil seiner Männer gekostet –, aber die eintausendfünfhundert Fußsoldaten, die von hundert berittenen Edelleuten unter dem Befehl von John Comyn angeführt wurden, hatten trotzdem auf ihrem Weg Richtung Süden beträchtlichen Schaden angerichtet.
Nachdem sie die durch König Edwards Ruf zu den Waffen stark geschrumpften Garnisonen in Dumfries und Galloway angegriffen hatten, hatten sie vor zehn Tagen die Grenze überquert, einen großen Bogen um die befestigte Stadt Carlisle geschlagen und dann Dörfer und Gehöfte überall in Cumberland niedergebrannt, wobei sie auf wenig oder gar keinen Widerstand gestoßen waren.
Ungefähr dreihundert der unter den Bäumen versammelten Infanteristen standen unter Wallace’ Kommando, aber der größte Teil stammte aus Galloway. Die meisten trugen noch den weißen Löwen auf ihren Tuniken, obwohl ihr Hauptmann Dungal MacDouall Balliols Wappen zugunsten von dem seines neuen Herrn abgelegt hatte. Der Hauptmann stand mit verschränkten Armen inmitten eines Kreises von Männern. In seinem harten Gesicht zeichnete sich keine Spur einer Gefühlsregung ab. Neben ihm schlürfte John Comyn Wein und kicherte über etwas, was sein Verwandter, der Earl of Buchan, sagte. Der Schwarze Comyn bot einen beeindruckenden Anblick. Seine mächtige Gestalt wirkte durch den Brustpanzer unter seinem Kettenhemd noch massiger, als sie ohnehin schon war. Bei ihnen standen Edmund Comyn of Kilbride, das Oberhaupt des dritten Zweiges der Familie, David Graham, John of Menteith und der breitschultrige, weißhaarige Earl of Strathearn, der mit der Schwester des Schwarzen Comyn verheiratet war.
Ganz in der Nähe kürzten ihre Knappen Steigbügel und zogen Sattelgurte straffer an. Obwohl Wallace auf ihn zukam, warf John Comyn seinen Weinschlauch einem seiner Ritter zu und trat zu seinem Pferd.
»Sir John.«
MacDouall fuhr herum, als Wallace vor ihm aufragte. Seine Hand tastete nach dem Griff seines Schwertes.
Comyn drehte sich wesentlich langsamer um. »Sir William«, erwiderte er kalt.
»Ihr plant die Angriffsstrategie?«
»Das haben wir längst getan. Wir sitzen auf. Wir reiten in die Stadt. Wir machen sie dem Erdboden gleich.« Comyn verzog die Lippen. »Was gibt es da groß zu planen?«
Die Verachtung in seiner Stimme spiegelte sich in den Gesichtern ringsum wider. Wallace war an diesen Ausdruck gewöhnt, hatte während der ersten Tage des Aufstands oft von Männern wie diesen – Lords und Earls – solche Blicke aufgefangen, mit denen sie ihn auf den ihm gebührenden Platz verweisen wollten. Nach seinem Sieg bei Stirling, als sich Tausende von Bauern und freien Bürgern um sein Banner geschart und lauthals seinen neuen Kriegsnamen, William der Eroberer, gebrüllt hatten, hatten sich diese Blicke verändert. In manchen Augenpaaren hatte er widerwilligen Respekt gelesen. In anderen Furcht. Furcht davor, dass er, der zweite Sohn einer unbedeutenden Familie, mehr Macht ausüben könnte als sie selbst.
»Ich habe mir das Gelände genau angesehen«, teilte er Comyn mit. »Der Eden fließt südlich nah an der Stadt vorbei. Wir laufen Gefahr, in einer Falle zu sitzen, wenn wir angegriffen werden.«
»Und wer bitte schön sollte uns angreifen, Sir William? Bauer Edgar mit seiner Mistgabel?« Der Sprecher war John of Menteith, dessen rotes Haar im Fackelschein loderte.
Menteith, selbst ein zweiter Sohn, dessen Vater, der allseits respektierte Earl Walter, vor einigen Jahren gestorben war, hatte sich erst vor Kurzem Comyns Truppe angeschlossen, zählte aber bereits zu seinen glühendsten Anhängern. Wallace kannte diese Sorte Mann: ein Blutegel, der vom Erfolg anderer zehrte. Sein älterer Bruder, der Earl of Menteith, war nach der Schlacht von Dunbar zu Beginn des Krieges in englische Gefangenschaft geraten, sodass nun er die Verantwortung für die Grafschaft und ihre Landsitze trug. Es war bekannt, dass Menteith gerne wettete. Hahnenkämpfe, Bärenhatzen, Pferderennen und die Würfel hatten dazu beigetragen, dass er innerhalb der letzten fünf Jahre das Vermögen seiner Familie fast vollständig verprasst hatte. Seit sie die Grenze überquert hatten, war er vornehmlich darauf bedacht gewesen, Beute zu machen.
Ohne auf die
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