Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
anderen zu achten, von denen einige Menteiths geringschätzige Bemerkung mit einem höhnischen Grinsen belohnten, fixierte Wallace ihn mit einem durchdringenden Blick. »Ihr scheint vergessen zu haben, dass wir hier sind, um die Armee des Königs zu schwächen – ihn zu zwingen, sie aufzuteilen, damit unsere Landsleute im Norden eine bessere Chance auf einen Sieg haben. Wir sollten uns hüten, unnötige Risiken einzugehen, wenn wir damit rechnen müssen, vom Feind attackiert zu werden.«
Menteiths sommersprossiges Gesicht lief rot an. Er wandte als Erster den Blick ab und sah seinen neuen Verbündeten Hilfe suchend an.
John Comyn sprang ihm augenblicklich bei. »Je mehr Zeit wir mit fruchtlosen Diskussionen verschwenden, desto eher ist der Feind da.« Er starrte in Wallace’ blaue Augen. »Meine Männer und ich werden den Ort einnehmen. Ich glaube, auf dem Weg hierher habe ich ein Stück weiter nördlich ein paar Getreidespeicher gesehen. Nehmt Eure Leute und brennt sie nieder.« Comyn ging zu seinem Pferd. Bevor er aufsaß, drehte er sich noch einmal um, und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. »Es steht Euch frei, Euch zu nehmen, was Ihr dort vorfindet.«
Wallace blieb schweigend stehen, als die restlichen Edelleute zu ihren Pferden traten und sich mit vom Wein und vor Vorfreude geröteten Wangen in den Sattel schwangen. Sie setzten ihre Helme auf, nahmen die Zügel kürzer und lenkten die Pferde aus dem Wald hinaus. Menteith trieb sein Schlachtross direkt auf Wallace zu und zwang ihn, rasch auszuweichen. Die Enteigneten folgten ihm lachend und scherzend und hoben Waffen und brennende Fackeln, als begäben sie sich auf eine Festtagsjagd, statt sich anzuschicken, ein schlafendes Dorf zu überfallen und zu verwüsten.
Unter John Comyn und seinen beutegierigen Kameraden waren die Männer von Galloway, an die leichte Eroberung unbefestigter Dörfer und Ansiedlungen gewöhnt, leichtsinnig geworden. Viele hatten sich mit Trophäen geschmückt, die sie ihren Opfern abgenommen hatten: einem Dolch mit Elfenbeingriff, einer silbernen Brosche, einem seidenen Geldbeutel oder einem schmuddeligen Schleier. Wallace hatte bemerkt, dass manche sich angewöhnt hatten, Locken von Frauenhaar an Lederbändern um den Hals zu tragen. Als einer von ihnen, ein Bulle von einem Mann mit einem schwarzen Bart, vorbeistapfte, zählte er mindestens sechs verschiedenfarbige zusammengeknotete Haarsträhnen, die auf der Brust seines Wamses hingen.
Er konnte sie wegen dieser Trophäen nicht tadeln, hatte er doch selbst zu Beginn der Rebellion ein Halsband aus menschlichen Zähnen und einen Gürtel aus der Haut des verhassten englischen Schatzmeisters Hugh de Cressingham getragen. Heute stießen ihn derartige Dinge ab. Vielleicht hatten ihn die Höfe von Paris und Rom zivilisiert, oder vielleicht war es die Wonne, mit der diese Männer Tod und Zerstörung brachten, die ihm Sorgen bereitete. Wallace hatte keine Bedenken, Engländer auf dem Schlachtfeld zu töten. Aber die mit Äxten aufgebrochenen Häuser, die Frauen und Mädchen, die zum Vergnügen der Infanterie auf die Straße hinausgezerrt wurden, die Bauern, deren Blasen sich entleerten, wenn sie in einer Reihe aufgestellt und enthauptet wurden, und die kleinen Jungen, die wie Tiere kreischten, wenn sie in einer Scheune bei lebendigem Leib verbrannten – das waren Bilder, die in seinem Gedächtnis haften blieben. Seine eigenen Männer hatten sich nach der Schlacht von Stirling zu ähnlichen Exzessen hinreißen lassen, aber er hatte die schlimmsten Übeltäter kurzerhand aufgeknüpft. Blutdurst machte einen Mann unvorsichtig, und eine undisziplinierte Armee war eine nutzlose Armee.
»Bastarde und Hurensöhne, alle miteinander«, murmelte Gray neben ihm, als Comyn und die anderen zwischen den Bäumen verschwanden. »Und Menteith? Dieser elende Schlächter könnte kurz vor dem Verdursten stehen, und ich würde ihm noch nicht einmal den Schweiß aus meiner Arschfalte zu trinken geben!« Als Wallace nichts erwiderte, sah Gray ihn an. »Getreide verbrennen? Du hättest ihm sagen sollen, wohin er sich seinen Befehl …«
»Er ist der Hüter Schottlands, Gray«, unterbrach Wallace. »Die Männer des Reiches haben ihm diesen Posten übertragen, und das müssen wir respektieren. Das Letzte, was Schottland braucht, ist eine weitere Spaltung seiner Verteidiger. Komm.« Er schlängelte sich zwischen den Bäumen hindurch zu der Stelle, wo sie ihre eigenen Pferde zurückgelassen hatten. »Holen
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