Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
haben, büßen zu wollen. Wenn König Edward ihm morgen den Krönungsstein im Austausch für den Stab anbieten würde, würde er ohne zu zögern einwilligen. »Ich würde um jeden Preis verhindern, dass er dem König in die Hände fällt. Mein Vorfahr hat Malachias beleidigt, und seitdem hat meine Familie viel Leid erfahren. Dies ist meine Chance, geschehenes Unrecht wiedergutzumachen – für meinen Großvater und meine Blutlinie.«
Einen Moment lang dachte Robert, Murtough würde ihm keine Antwort geben, dann stellte der Mönch seinen Kelch auf den Tisch.
»Nachdem Ulsters Männer unsere Abtei durchsucht und nichts gefunden haben, dachten wir, damit wäre die Sache ausgestanden, doch dann bemerkten wir, dass seine Ritter uns beobachteten, unseren Brüdern folgten, wenn sie das Abteigelände verließen, und jeden befragten, der zu uns kam – vom Arbeiter bis hin zur Waschfrau. Vor etwas mehr als zwei Monaten verschwand einer unserer Akolythen. Wir fanden heraus, dass er sich heimlich mit Ulsters Rittern getroffen hatte. Einige Zeit später entdeckten wir, dass uns ein paar wichtige Dokumente fehlten.« Murtough hielt inne. »Wir fürchten, dass Ulster jetzt von Ibracense weiß.«
Robert runzelte die Stirn. »Ibracense?«
Der jüngere Mönch schielte zu Murtough, der ihm zunickte. »Als Malachias zum Abt von Bangor gewählt wurde, baute er die Abtei wieder auf, doch kurz darauf wurde sie von einem einheimischen Häuptling angegriffen, und Malachias und seine Brüder waren gezwungen zu fliehen. Auf einer Insel in einem großen See erbaute unser heiliger Gründer ein Kloster, in dem er und seine Brüder drei Jahre lang fernab der Grausamkeiten dieser Welt lebten. Malachias nannte es Ibracense. Er musste dieses Refugium verlassen, als er das Amt des Erzbischofs von Armagh übernahm und Niall mac Edan den Stab Jesu entriss, und er kehrte nie zurück. Ibracense wird nur in den Chroniken unserer Abtei erwähnt, die er erneut wieder aufbaute, bevor er starb. In den gestohlenen Dokumenten steht etwas darüber – nicht die genaue Lage, die nur einer Hand voll unserer Brüder bekannt ist, aber die Beschreibung gibt genug Anhaltspunkte, dass eine Suche Erfolg haben könnte. Kurz nach dem Verschwinden des Akolythen zogen Ulsters Männer aus Bangor ab. Wir vermuten, dass sie nach der Insel suchen. Wenn sie sie finden, finden sie auch den Stab.«
Murtough sah Donough an. Er wirkte jetzt erschöpft und geschlagen. »Deswegen haben wir auf Eure Botschaft reagiert. Wir haben weder die Möglichkeit, ihn immer wieder an einen anderen Ort zu bringen, noch Soldaten, um ihn zu bewachen. Wir konnten uns bislang nur auf ein sicheres Versteck für die Reliquie verlassen.«
Robert ergriff das Wort. »Ich kann sie nach Schottland schaffen und dort in Sicherheit bringen, bis sich unsere beiden Länder von Edwards Herrschaft befreit haben. Sobald keine Gefahr mehr für den Stab besteht, werde ich ihn Euch zurückgeben.«
Eine lange Stille trat ein, dann nickte Murtough. »Wir werden dem Abt Euren Vorschlag unterbreiten.«
Loughrea, Irland, A.D. 1300
Richard de Burgh, Earl of Ulster und Lord of Connacht, nahm die Pergamentrolle entgegen, die ein Sekretär ihm reichte. Das königliche Siegel hing schwer daran, rotes, am Rand bröckelndes Bienenwachs, in das König Edwards Wappen gestempelt war. Das von Narben überzogene Gesicht des Earls verhärtete sich grimmig, als er die mit Tinte geschriebenen Reihen von Buchstaben und Zahlen überflog. Ringsum eilten Diener geschäftig in der Kammer umher, füllten Truhen mit Kleidern, nahmen Wandbehänge ab und entfernten sämtliche beweglichen Wertgegenstände.
»Wie Ihr seht, Sir Richard, haben sich die Abgaben, die Westminster fordert, dieses Jahr fast verdoppelt«, begann der Schatzkanzler vorsichtig. »Der Schatzmeister war gezwungen, neue Steuern zu erheben, um König Edwards Forderungen zu erfüllen, ohne unsere Verwaltung in Dublin noch mehr zu belasten. Wir sind an unsere Grenzen gelangt.«
Ulster blickte von der Rolle zu dem ernsten Gesicht des Kanzlers auf und dachte bei sich, dass der Mann es äußerst geschickt anfing, die Schuld nicht sich selbst oder dem König zuzuschieben, sondern dem Schatzamt.
Der Kanzler faltete die Hände. »Ihr wisst sicherlich, wie sehr König Edward auf Euch baut, Sir Richard. Es liegt in Eurer Macht, das Blatt hier zu seinen Gunsten zu wenden. Wenn er den Kampf gegen die Schotten erfolgreich beenden will, braucht er die Mittel, die nur ein Mann Eures
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