Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
Stirn. John Comyn war vorgetreten und musterte Nes mit einer Mischung aus Abneigung und Furcht.
»Was für eine Botschaft?«, wollte Wallace wissen.
»Die Engländer lagern weniger als drei Meilen nordöstlich von hier. Sie wollen Euch im Morgengrauen angreifen.«
Wallace hob eine Hand, um das aufbrandende Stimmengewirr zu ersticken. »Sir Robert hat dich geschickt?«
Nes nickte. »Mein Herr befindet sich bei den Engländern, aber er hat mir befohlen, Euch zu warnen.« Er wand sich unter Wallace’ feindseligem Blick, dann nahm er all seinen Mut zusammen und fügte hinzu: »Und er geht damit ein großes Risiko ein.«
»Wie stark ist die Truppe?«
»Ungefähr dreihundert Reiter auf leichten Pferden unter dem Befehl von Aymer de Valence, Robert Clifford und Humphrey de Bohun.«
Als die Namen dieser berühmten Kommandanten fielen, die die Schotten alle gut kannten, erhob sich erneut erregtes Gemurmel. James Douglas erstarrte bei der Erwähnung von Clifford, dem Mann, in dessen Besitz sein Land übergegangen war.
»Sie haben vor, die Anführer der Rebellion lebendig gefangen zu nehmen und dann das Lager zu zerstören«, schloss Nes.
»Warum sollte Sir Robert uns warnen?«, erkundigte sich Lamberton.
»Das kann ich nicht sagen, Exzellenz«, erwiderte Nes.
»Kannst du nicht, oder willst du nicht?«, explodierte Alexander Seton. »Himmel, Nes! Mach den Mund auf. Wie lautet die Wahrheit?«
Nes wischte sich mit dem Arm den Schweiß von der Stirn. »Bitte frag mich nichts, was ich nicht beantworten kann, Alexander. Glaub mir einfach, dass es keine Lüge ist.«
»Schafft ihn fort, während ich über die Sache nachdenke«, befahl Wallace seinen Männern.
Nes’ Blick ruhte auf Christopher und Alexander Seton, als wolle er noch etwas sagen. Dann wurde ihm die Kapuze wieder übergestreift, und die Fußsoldaten führten ihn fort. Wallace wartete, bis sie außer Hörweite waren, bevor er sich zu den anderen umdrehte. »Wir könnten dies zu unserem Vorteil nutzen. Wir …«
»Wir brechen auf«, schnitt ihm John Comyn das Wort ab.
Wallace fuhr zu ihm herum. »Was?«
»Ich lasse mich nicht in Ketten vor Edwards Thron schleifen, sondern ich werde aus freien Stücken zu dem Bastard gehen, wenn mir keine andere Wahl bleibt. Wenn wir uns ergeben, bekommen wir vielleicht unsere Ländereien zurück«, fügte er, an seine Kameraden gewandt, hinzu.
»Wir wissen, dass die Engländer kommen, ihr Narren!«, donnerte Wallace wütend angesichts der Vorstellung, sich den Männern zu ergeben, die ihm alles genommen hatten – sein Heim, seinen Vater, seine Frau und seine Tochter. »Wir können uns zur Wehr setzen! Sie in einen Hinterhalt locken!«
Doch Comyn hatte sich bereits umgedreht und ging davon. Ingram de Umfraville, der Schwarze Comyn, MacDouall und die Enteigneten, Menteith und eine Gruppe anderer Edelleute folgten ihm und führten Wallace so vor Augen, dass er zwar Krieger auf einem Schlachtfeld befehligen konnte, aber kein Politiker war. Er konnte nur hilflos zusehen, wie weitere Männer hastig die Lichtung verließen, ihren Knappen zuriefen, die Pferde zu satteln, die Lagerfeuer mit Schnee löschten und Vorräte zusammenpackten.
Robert Wishart watschelte zu Wallace hinüber. Der Bischof war zu klein, um Wallace eine Hand auf die Schulter zu legen, aber er versuchte es dennoch. »Mein Freund, Ihr wisst, dass ich im Geiste immer auf Eurer Seite stehe. Aber körperlich bin ich dazu leider zu alt und zu fett.« Er vertrat Wallace den Weg, als der Rebellenführer sich abwenden wollte. »Vielleicht sollten wir doch die Waffen niederlegen, William?«
»Lieber sterbe ich!« Wallace durchbohrte den Bischof mit einem flammenden Blick. »Ich habe schon einmal einen Aufstand gegen Edward angezettelt, und ich kann es wieder tun.« Er rief Gray und die anderen zu sich.
Wishart stieß resigniert den Atem aus. »Was passiert mit unserem Informanten?« Er deutete in die Richtung, in die die Fußsoldaten Nes davongeführt hatten.
»Wenn wir ihn bei uns behalten und die Engländer das Lager leer vorfinden, wenn sie kommen, wird ihr Verdacht auf Robert fallen«, wandte Lamberton ein.
»Was, wenn er für sie spioniert?«, grollte Gray. »Dann kann er ihnen verraten, wie viele und wo wir sind.«
»Was nicht von Bedeutung ist, wenn sie uns hier nicht vorfinden«, gab Lamberton zurück. Er sah Wallace an. »Ich würde sagen, wir vertrauen ihm, bis wir eine Erklärung von Sir Robert selbst bekommen.«
Wallace nickte einem seiner Männer
Weitere Kostenlose Bücher