Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
Sattel seines Pferdes und schielte dabei unbehaglich zu der Burg hinüber. »Kann nicht einer deiner Baumeister die Schäden an der Mauer begutachten?«
»Wozu brauche ich die Augen eines anderen Mannes, wenn ich selbst gut genug sehen kann. Außerdem bietet sich uns so eine Gelegenheit, miteinander zu reden.«
Von nagender Furcht erfüllt, folgte Edward seinem Vater, als der König Bayard den felsigen Hang hochtrieb. Er ritt von einem Belagerungsgerät zum nächsten und machte bei jedem Halt, um ein paar Worte mit der Mannschaft zu wechseln, während die Burgmauern immer näher rückten. Die beiden Earls und die Ritter wahrten einen diskreten Abstand zu ihm. Der König fand sichtlich Vergnügen an diesem Ausritt, saß entspannt im Sattel seines Schlachtrosses, das er geschickt vom Schritttempo in einen leichten Trab fallen ließ und sogar ab und an mit seinen Sporen die muskulösen Flanken des Tieres berührte, um Bayard dazu zu bringen, vorn in die Höhe zu steigen und die Hufe durch die Luft wirbeln zu lassen. Edward ertappte seinen Vater dabei, wie er ab und an verstohlen zum königlichen Zelt hinüberspähte, und begriff, dass er seine junge Frau beeindrucken wollte. Er hatte die Fenster des Hauses, in dem Marguerite untergebracht war, eigens verbreitern lassen, damit sie die Belagerung verfolgen konnte. Jetzt präsentierte er sich seiner Löwin in voller Pracht und umkreiste seine Beute.
Je näher sie den Burgmauern kamen, desto dichter wurde der Rauch; mittlerweile hing er in Schwaden über den Zinnen der Brustwehr. Der Prinz blickte zu ihnen empor, hielt nach Bewegungen auf den Fußwegen Ausschau. Unterhalb der Mauer sah er Gliedmaßen aus dem Geröll herausragen, das den Pfad zur Zugbrücke bedeckte. Da der Angriff vorübergehend unterbrochen worden war, hatten sich ein paar Krähen auf dem Schotter niedergelassen und pickten das verrottende Fleisch von den Knochen der Männer, die den sporadischen Gegenangriffen der Verteidiger zum Opfer gefallen waren.
»Edward.«
Der Prinz riss den Blick von den Mauern los, als sein Vater ihn scharf zu sich beorderte. Der König hatte kurz vor einer der Steinschleudern Halt gemacht, lehnte sich im Sattel zurück und ließ Bayard das kurze Gras abrupfen. »Ja, Mylord?« Er hoffte, sein Vater würde das leichte Zittern in seiner Stimme nicht bemerken.
Der König musterte ihn forschend. »Diese Belagerung wird bald beendet sein, Edward, und damit auch der gesamte Krieg. Sobald ich hier einen Statthalter eingesetzt habe, gedenke ich, nach Westminster zurückzukehren. Ich habe die Zügel in England zu lange schleifen lassen. Mir wurde berichtet, dass es zunehmend zu Unruhen in den Grafschaften kommt. Seit die Barone und Sheriffs im Krieg kämpfen, werden überall im Land Städte und Dörfer von bewaffneten Diebesbanden heimgesucht. Mord, Erpressung und Raub haben überhandgenommen. Das Reich musste seinen Herrn und Gebieter zu lange entbehren.« Der König legte eine Pause ein. »Und es gibt noch andere Angelegenheiten, die ich vernachlässigt habe. Zum Beispiel deine Hochzeit.«
Der Prinz zog die Brauen zusammen, als das Thema zur Sprache kam, das er seit Monaten zu vermeiden versucht hatte. Er war dankbar für Stirlings hartnäckigen Widerstand und William Wallace’ Verschwinden gewesen, weil beides seinen Vater in Atem gehalten und von diesem heiklen Punkt abgelenkt hatte. »Ich bin noch nicht einmal zum Ritter geschlagen worden. Warum willst du mich in eine Ehe drängen, obwohl ich noch in der Kunst der Kriegsführung ausgebildet werde?«
»Der Krieg ist gerade der Grund dafür, dass diese Heirat so schnell wie möglich in die Wege geleitet werden sollte«, erwiderte der König mit einem Blick zu Humphrey, der mit Thomas of Lancaster in der Nähe wartete. »Deine Schwester Bess bekommt Mitte des Winters ihr erstes Kind und du einen Neffen. Aber ich möchte, dass du einen eigenen Sohn hast. Mir ist nicht mehr viel Zeit auf dieser Welt beschieden, Edward. Wenn meine Krone auf dich übergeht, muss der Fortbestand deiner Blutlinie gesichert sein. Ich habe an König Phlipp geschrieben«, eröffnete er seinem Sohn barsch, als dieser den Blick senkte. »Um die Bedingungen festzulegen.«
Der Prinz schwieg, während sein Vater fortfuhr, über die Hochzeitspläne zu sprechen, und malte sich die vor ihm liegende dunkle Zukunft aus. Er sah sich einen Ring auf den Finger seiner verschleierten Braut schieben. Ihre Hände würden sich klein und kalt anfühlen. Er sah ein mit
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