Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
Hütern getrieben. Wenn ein Mann – dem von allen Parteien der Rücken gestärkt wird – das Sagen hätte, dann hat, so glauben der Großmeister und ich, ein neuerlicher Aufstand die Möglichkeit, mehr als nur eine Saison zu überdauern. Wir können Schottland zurückgewinnen. Aber dazu müssen wir es vereinen.«
»Genau das will ich als König ja tun. Mit Wallace als meinem Schwert.«
Lamberton legte seine schmalen Hände auf die zerkratzte Tischplatte. »William Wallace kann Euch dabei nicht länger helfen, Robert. Ihr habt es ja selbst gesagt – er ist das Hauptziel des Königs. Viele der Edelleute haben sich von Edwards Versprechen, die Zeit ihrer Verbannung zu verkürzen oder den Preis für den Rückkauf enteigneter Landsitze zu senken, dazu verleiten lassen, sich an der Jagd auf ihn zu beteiligen. Wallace kann Schottland nicht vereinen, im Gegenteil, seine Gegenwart würde, glaube ich, jeden unserer Versuche dazu vereiteln. Die gierigen Bastarde würden sich gegenseitig an die Gurgel gehen, nur um derjenige zu sein, der ihn in Ketten vor den König schleift.« Er durchbohrte Robert mit einem glühenden Blick. »Ihr wisst, dass ich recht habe.«
Robert schüttelte den Kopf, aber seinem Widerspruch mangelte es an Überzeugng. Die Worte des Bischofs bestätigten die Befürchtungen, die ihn in den letzten Monaten gepeinigt und sich noch verstärkt hatten, als er gesehen hatte, wie Edwards Wunsch, William Wallace zu finden, zum Fieber der Besessenheit geworden war und wie begierig er den Berichten der Männer – viele davon Schotten – gelauscht hatte, die behaupteten, den Gesetzlosen hier oder dort gesichtet zu haben.
»Nach Ansicht vieler hat John Balliol noch immer das größere Anrecht auf den Thron«, fuhr Lamberton fort. »Solange er lebt, sprecht Ihr davon, ihn zu stürzen, vergesst das nicht. Wenn Ihr Euch morgen krönen würdet, würden Euch nur wenige folgen. Sogar Männer, die einst auf Eurer Seite gestanden haben, betrachten Euch jetzt als Verräter. Wenn Ihr als König akzeptiert werden wollt und wir die Vereinigung erreichen wollen, die uns unser Königreich zurückbringen könnte, muss das ganze Land geschlossen hinter Euch stehen. Und dazu brauchen wir die Zustimmung des einen Mannes, der über die größte Macht im Reich verfügt. Dieser Mann ist nicht William Wallace. Sondern John Comyn.«
Robert starrte den Bischof verblüfft an. »So lautet Euer Plan?« Er stieß ein hartes, bellendes Lachen auf. »James Stewarts Plan?«
»Als Hüter steht John Comyn das Recht zu, für die Männer des Reiches zu sprechen. Aber darüber hinaus hat er sich in den letzten Jahren eine große und loyale Anhängerschaft aufgebaut und wird von der Armee von Galloway unterstützt. Als Lord of Badenoch verfügt er über zahlreiche Vasallen, dazu kommen seine Verwandten, die Schwarzen Comyns und die Comyns von Kilbride. Doch am schwersten wiegt, dass er mit seinen Triumphen bei Lochmaben und Roslin die Hoffnung auf einen Sieg wieder zum Leben erweckt hat.«
»Sieg?«, schoss Robert zurück. »Durch seine maßlose Gier hat er den Tod von Hunderten von Schotten verschuldet!«
»Und wessen Hände haben ihnen den Tod gebracht?« Lamberton erhob sich plötzlich. Eine hitzige Anklage loderte in seinen Augen. »Das ist es, was die Leute sehen werden, wenn Ihr vor sie tretet, Robert: Euren Beitrag zu unserer Niederlage. Ich muss gestehen, dass es mir schwerfällt, nicht genauso zu denken. Allein werdet Ihr ebenso wie Wallace Schottland in zwei Lager spalten. Comyn dagegen ist zu dem Mörtel geworden, der dieses Reich zusammenhält.«
»Ich kann nicht glauben, dass James alldem zustimmt.«
»Es hat einiger Überredung bedurft«, räumte Lamberton ein. »Aber am Ende hat er eingesehen, dass ich recht habe.«
Zorn wallte in Robert auf; Zorn auf den Großhofmeister, weil er den Plan gebilligt hatte, auf Lamberton, weil der Vorschlag von ihm gekommen war, und Zorn auf den kleinen Teil seiner selbst, der wusste, dass die Worte des Bischofs einen Sinn ergaben. »James hat mich dazu gebracht, mich zu ergeben. Ihm verdanke ich meine jetztige Lage.«
»Er hat richtig gehandelt. Zu dieser Zeit hat er mit einer Rückkehr König Johns gerechnet. So wie wir alle. Euch Edward zu unterwerfen war der einzige Weg, Eure Interessen zu wahren. Hättet Ihr bei den Rebellen mitgekämpft, würdet Ihr jetzt auch versuchen, Euer einteignetes Land zurückzukaufen und vielleicht sogar einige Zeit im Exil verbringen. Stattdessen seid Ihr vor
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